Wie immer zu dieser Zeitz und an dieser Stelle geht es um den aktuellen VDP.GG Jahrgang. Präsentiert wird er, wie immer, Ende August in Wiesbaden. Und wie immer sind alle gekommen.
2018war ein heißes Jahr. Und ein trockenes.Eines der heißesten und trockensten überhaupt. Und dennoch, gleich einem nicht erklärbaren Wunder, war es in Sachen Erntemenge das größte Jahr seit Jahrzehnten. Verrückt! 2017 kleinste Ernte seit Jahrzehnten. 2018 größte Ernte seit Jahrzehnten. Der Klimawandel mit all seinen extremen hat uns im Griff. Ein Leugnen dieser Tatsache ist nur noch opportun, wenn man ohne Aluhut grundsätzlich eh nicht aus dem Haus geht.
Was die Qualität des 18er Jahrgangs anbelangt ist es so oder so – wie immer eigentlich – noch zu früh. Was man – ich – aber in jedem Fall schon festhalten kann ist die Tatsache, dass es kein einfacher Jahrgang ist. “UTA”, der UnTypische Alterungston, ist ein großes Thema. Davon verschont bleiben auch keine vermeintlichen Spitzenweine. Und in manchen Gebieten ist es der Jahrgang der Klassiker – und der “Neo-Klassiker”. Dazu später an anderer Stelle aber mehr. Jetzt wollen wir probieren.
PFALZ RIESLING 2018
Der Morgen, die gesamte Verkostung beginnt mit einen Pärchen aus dem SAUMAGEN. Der von Kuhn, sehr kühl wirkend und straff und enorm zupackend und der von Rings, eher kräuterwürzig, mit fein nachziehender Säure und viel Saft. Beides ganz wunderbare Weine. Der SCHWARZE HERRGOTT von Kuhn wirkt noch kühler und noch fester und hat eine bereits jetzt schon unglaubliche Balance. Ähnlich auch sein KIRSCHGARTEN. Der stillste dieser drei Weine, aber keinesfalls zu unterschätzen. Ein tolle Kollektion von Kuhn. Allesamt Weine mit viel Charakter und einer genialen Präzision. Ich bin schwer begeistert!
Der WEILBERG von Rings ist ein Wein für den zweiten Blick, Die enorme Mineralität und das schon fast verrückt salzige erschließen sich erst nach einigen Momenten. Dann aber gewaltig. Der Wein ist enorm fest und zwingend und zupackend. So wie sich das jetzt zeigt, müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht einmal ein ganz Großer werden wird. Das dauert aber sicherlich noch einige Jahre. Kaufen und in den Keller legen! Überhaupt sollte Rings mittlerweile in keinem guten Keller mehr fehlen.Dieser Betrieb gehört verlässlich zur Spitze der Region.
Fitz-Ritter hat mit seinem MICHELSBERG einen echten Hit gelandet. Extrem klar und fein und präzise und mit seiner staubig-kreidigen Art auch fordernd und gleichzeitig animierend. Mit der Zeit wird das Ganze rauchig und erinnert an Speck (den ich nicht mehr esse). Großes Kino! Die Entwicklung in den letzten Jahren hier ist wunderbar mit anzusehen. Und zu schmecken.
Bassermann-Jordans PECHSTEIN ist deutlich das Holz anzumerken, aber nicht unangenehm. Im Gegenteil, es ist schön eingebunden. Der Wein wirkt schlank und fein. Elegant geradezu. Etwas nussig, weißer Pfeffer und so gar nicht Pfalz. Also wenigstens nicht das, was man sich landläufig darunter vorstellt. Den würde ich blind niemals in der Pfalz verorten. Der Wein hat eine schier unendliche Länge und die Feinheit wird immer dramatischer, je länger der Wein im Glas ist. Und während ich das schreibe und versuche zu verstehen, legt sich eine unendliche Salzigkeit auf meine Lippen. Atemberaubend! Das FREUNDSTÜCK ragt ebenfalls aus der Kollektion heraus. Alleine schon durch die enorm karge Anmutung. Ein tiefer und dunkler Wein, extrem salzig und fest. Auch hier ist neues Holz deutlich schmeckbar. Auch hier stört das gar nicht. Der Wein hat eine so herausragende Struktur, der steckt das locker weg. Der GRAINHÜBEL wirkt zunächst total verschlossen und zurückhaltend. Sehr kühl in der Anmutung. Minütlich öffnet sich der Wein und zeigt mehr und mehr Tiefe und Inhalt. Viel Zitrus und viele Kräuter und eine wunderbar straffe und reife Säure. Der Wein hat einen enormen Zug! Der HOHENMORGEN ist pfeffrig und wild und nahezu ungestüm. Etwas staubig wirkt er und mit der Zeit kommen rote Waldbeeeren überdeutlich aus dem Glas. Der LANGENMORGEN ist der expressivste im Moment. Fast an Sauvignon Blanc erinnernd – grasig, Pampelmuse, viel Stachelbeere, Heu, überhaupt viel Wiese. Dabei ist der Wein wunderbar kühl und frisch. Toll!
Dem JESUITENGARTEN von Mosbacher ist auch neues Holz anzumerken und der Wein hat eine schmeckbare Restsüße (mein Nachbar findet das doof) dennoch gefällt mir die gesamte Struktur des Weins sehr gut. Er ist dicht und saftig und ein schöner Vertreter eines GGs, das man sich nicht schönreden muss, sondern einfach auch mal so mit Spaß trinken kann. Und da macht die Restsüße einfach nur Spaß. Das UNGEHEUER ist der festere und straffe Vertreter.
Der IDIG. Seit vielen Jahren einer meiner absoluten Lieblinge… Wild und sponti, mit seiner typischen dunklen Tiefe. Pfeffrig, etwas Filz. Völlig unfertig im aktuellen Stadium, aber so gehört das ja auch. Die Salzigkeit ist enorm. Und gerade weil der Wein aktuell so ist, wie er ist, ist er in sich schlüssig. Ein langsamer Wein. Ich mag das.
Rebholz hat mit seinem IM SONNENSCHEIN einen absoluten dichten und tiefen Wein produziert. Absolut zugenagelt, aber hintenraus, ganz weit hintenraus ist das Potenzial zu spüren. Fest in der Struktur, packend in der Säure und mit einer wunderbaren Phenolik ausgestattet, wird das ganz sicher ein ganz Großer werden. Die Phenolik ist annähernd perfekt in diesem Wein. Der GANZHORN IM SONNENSCHEIN ist ähnlich verschlossen, hat aber bereits einen Anflug von Frucht. Auch hier ist das Potenzial enorm. Der Wein wirkt knochentrocken und das steht ihm extrem gut. Das kleine Bitterle am Ende übrigens auch. Der KASTANIENBUSCH ist ein Sensation. Kühl, straff, fest, salzig, lang, lang, lang, lang und lang. Ein enorm konzentrierter Wein ohne dabei auch nur einen Hauch aufdringlich zu sein. Absolut in der Balance – bereits jetzt schon – und dennoch mit einem schier unendlichen Potenzial. Ein stiller, tiefer und monumentaler Wein. Vielleicht der beste KASTANIENBUSCH überhaupt!
Schlußendlich zeigt Wehrheim zwei ganz fantastische GGs aus 2018. Da ist da zum einen der KASTANIENBUSCH KÖPPEL mit seiner wunderbar kräuterwürzigen Art. Sehr trocken, sehr viel Gripp und eine ganz fein pointierte Säure. Tolle Länge und einer exzellenten Mineralität. Dabei absolut kompromisslos! Und daneben der KASTANIENBUSCH geradezu gelbfruchtig und viel wärmer. Beide extrem gut und extrem eigenständig.
RHEINHESSEN RIESLING
Wie im letzten Jahr ja bereits angekündigt, bin ich befangen. Aus diesem Grund kann ich allen nur alles wärmsten hier empfehlen… Ich verweise hier gerne auf den Kollegen Schnutentunker, der hinter mir sitzt. Da sitzt er übrigens schon seit Jahren. Immer.
Auf einen Betrieb möchte ich aber hinweisen, weil neu. Bischel. Letzte Neuaufnahme im VDP. Die Jungens zeigen deutlich, warum sie völlig zurecht in den Verband gehören. Hier stimmt alles. Von den Basisweinen bis hin zu den Grossen Gewächsen. Unbedingt probieren! Der Binger Ortswein ist ein Gedicht und der SCHARLACHBERG mit seiner festen und straffen Art, ein Träumchen. Und daneben dann noch der HUNDERTGULDEN mit seiner enorm saftigen und gelbfruchtigen Art. Beides ganz fantastische VDP.GG. Gekrönt wird das Ganze durch die HEERKRETZ. EIn wunderbar zupackender, leicht wilder Wein mit einer ganz feinen Phenolik. Herb, im besten Sinne. Kühl und eben auch ein wenig wild.
Ansonsten, und das muss ich jetzt dann doch noch loswerden nachdem ich sie alle verkostet habe, ist das alles auf einem sehr tollen und großartigen Niveau. Wie in den Jahren zuvor auch. Ich kann das nicht nicht sagen. Das wäre beinahe schon ein Frevel. Keller, Wittmann, Battenfeld-Spanier, Kühling-Gillot, Wagner-Stempel, Gunderloch – und wie sie alle heißen – sind wahre Lokomotiven. Unermüdlich und immer kompromisslos in Sachen Qualität unterwegs. Befangen hin oder her, das ist schon echt großes Kino.
RHEINHESSEN RIESLING 2017
Prinz Salm hat mit seinem SCHARLACHBERG einen enorm frischen und straffen und ganz feinen Riesling produziert. Sehr trocken wirkend, mit enorm viel Zug und Druck. Ein toller Wein!
NAHE RIESLING 2018
Der DAUTENPFLÄNZER von Kruger-Rumpf ist ein sehr spannender Wein. Schon beim ersten reinriechen fasziniert er mich. Leicht floral, dann kräutrig und irgendwie, warum auch immer, ein Hauch von Zedernholz. Griffig im Mund, sehr klar in der Struktur und mit echt viel Gripp. Ich mag das sehr gerne. Einen Ticken noch zupackender ist der BURGBERG. Auch wieder sehr fest und extrem mineralisch. Zwei tolle Weine!
Dönnhoff… letztes Jahr mein Liebling – und auch in diesem Jahr wieder Extraklasse. Angefangen mit dem HÖLLENPFAD IM MÜHLENBERG. Ein Steinwein in der Anmutung. Eine wunderbare Tiefe und Stille ist das da im Glas. Etwas Kiesel, klar und frisch wirkend. Die Frische und Klarheit ist auch sofort im Geschmack wieder zu finden. Und dann kommt da ganz zart, ganz am Ende, noch eine wunderbar phenolische Note. Der KRÖTENPFUHL ist viel gelbfruchtiger und reifer – aber eben nicht überreif. Und zum Schluss kommt ein wunderbares Bitterle und eine echte Prise Salz auf den Lippen. Das DELLCHEN… mannomann, das DELLCHEN… Ganz zart in der Anmutung, beinahe fragil wirkend. Und dann, im Mund, da schlägt es zu, das DELLCHEN, und hält mich fest. Loslassen möchte es mich nicht mehr. Und das, obwohl dieser Wein tatsächlich ganz fein ist. Ich weiß gar nicht, mit was ich das am Besten vergleichen kann. Es wirkt so, als ob ein Federgewichtsringer die Beinklammer des Todes auspackt. Irre! Die BRÜCKE ist eine wahrhaftige Zugbrücke (Achtung Wortspiel). Der Zug, den dieser Wein hat, ist schier unendlich. Kräutrig, Kernobst – genaugenommen erinnert es an einen Pfirsichkern. Groß! Die HERMANNSHÖHLE hat eine leichte Staubigkeit, viel Zitrus und Pampelmuse, Druck und Zug und ein herrlich herbes Element. Der Wein ist exakt das Gegenteil eines fruchtigen Weins. Sehr gut gemacht! Schlußendlich noch der FELSENBERG. Etwas gelbe Frucht in der Anmutung, auch wieder viel Zitrus, ganz fein in der Säure und extrem mineralisch (salzig). Was eine traumhafte Phalanx an wahrhaft großen Gewächsen.
Emrich-Schönleber steht still und entspannt. So wirkt es seit je her auf mich und so erscheint es mir auch in diesem Jahr. Das FRÜHLINGSPLÄTZCHEN ruht in sich, wenngleich auch nur beim ersten in das Glas riechen. Im Mund packt die beinahe vibrierende Säure, die nicht aggressiv sondern schön reif ist, zu. Eine herbe Kräuternote zieht sich durch den ganzen Wein und gibt ein wunderbares Fundament. Passt alles und alles ist in einer wunderbaren Balance. Der HALENBERG ist, wie beinahe immer, der lautere, der kräftigere, der druckvollere Wein. Extrem lang, beinahe herb und mit einer extremen Wärme. Letzteres kommt allerdings erst nach einigen Momenten. Dann aber mit brachialer Wucht.
Nachtrag: Es ist immer wieder wichtig, sich selbst und seine Meinungen, Eindrücke und Empfindungen zu hinterfragen. Deshalb starte ich Tag 2 damit, dass ich Schäfer-Fröhlich noch einmal verkoste. Los geht es mit der KUPFERGRUBE, einem enorm saftigen und feinen Wein mit einer wunderbar feinen, fast schon feinnervigen Säure. Der Wein hat eine beinahe schon lässige Struktur und ist extrem animierend. Das FRÜHLINGSPLÄTZCHEN wirkt sehr animierend. Es hat eine spürbare Restsüße – über die diskutieren wir hier zwischen den Tischen – aber am End ist das charmant und hilft doch auch sehr beim trinken. Der HALENBERG riecht ein wenig nach roter Brause – überhaupt kommen hier viele rote Früchte durch. Der Wein hat eine bemerkenswerte Struktur und ist ein wahrhaft üppiges Ding. Viel Wein, viel Ausdruck, viel Kraft und Struktur. Sehr gut. Ganz wichtig: alle Weine brauchen viel Luft, ansonsten wird man ihnen definitiv nicht gerecht.
NAHE RIESLING 2017
Der BURGBERG von Diel ist im besten Sinne burgundisch. Wunderbar trocken, dabei absolut im Gleichgewicht. Die Balance ist nahezu perfekt. Ein Wein, der absolut jung und frisch wirkt und der ganz sicher eine große Zukunft vor sich hat. Ein Sinnbild dessen, was sich in den letzten Jahren im Schlossgut Diel entwickelt hat. Und je länger ich diesen Wein probiere, umso mehr glaube ich, dass das der beste Burgberg aller Zeiten ist. Groß, riesig, monumental!
Die BASTEI von Gut Hermannsberg ist extrem animierend, feinfruchtig und im besten Wortsinne saftig! Und wenn man einen Moment inne hält und dem Wein die Zeit gibt die er braucht, dann kommt eine herrlich schöne Steinigkeit. Der HERMANNSBERG aus dem gleichen Haus bläst beinahe in das gleiche Horn. Fein strukturiert, frisch und zupackend. Zwei tolle Vertreter, die eindrucksvoll zeigen, dass der zweijährige Ausbau viel Sinn macht
MOSEL RIESLING 2018
Knebel ist einer, der seit Jahren nur eine Richtung kennt: vorwärts! Was dieser junge Mann (und ich bin jetzt in dem, Alter in dem Mann solche Ausdrücke wie “junger Mann” benutzen darf) Jahr für Jahr in die Flasche bringt ist atemberaubend. Für mich ist Knebel schon lange kein Talent mehr, für mich ist er einer der herausragenden Winzer an der Mosel und somit auch im ganzen Land. Der RÖTTGEN bestätigt dies wieder einmal auf eindrucksvollste Art und Weise. Unverkennbar, mit diesen so einzigartigen Schiefernoten. Präzise vom ersten bis zum letzten Moment. Nie überreif, immer auf dem Punkt. Schlußendlich eigentlich irgendwie perfekt. Der UHLEN ist der steinigere, der herbere, der im Moment verschlossenere. Aber auch hier blitzt diese unaufgeregte Genialität durch. Einfach nur gut. Alles!
Typisch WÜRZGARTEN, typisch Loosen. Fein und elegant, nichts ist hier übertrieben. Alles wirkt eher spielerisch und beiläufig. Das macht echt Spaß. Die SONNENUHR wirkt kühl und steinig und mit einem festen Kern. Ganz leichte Noten, quasi ein Hauch von Karamell. Der DOMPROBST ist ein kleines Fruchtbömbchen, beinahe schon dropsig. Viele rote Beeren und ein Körbchen Exotik und zum Schluss wird es wunderbar mineralisch. Der ROSENBERG ist, nomen est omen, floral. Er riecht tatsächlich ein wenig nach Rosen. Dabei ist beinahe spielerisch, was ganz besonders an der feinen Säure liegt.
Die SONNENUHR von Schloss Lieser riecht wie ein Feuerwerk! Absolut verrückt, herausragend quasi. Ein Wein, an dem ich stundenlang einfach nur riechen könnte. Dieses feuersteinige und schwefelige (wie bei einem Streichholz) zieht sich durch den ganzen Wein. In der Säure moderat, füllt er den ganzen Mund aus und steht wie ein Eins! NIEDERBERG HELDEN von Schloss Lieser ist auch so eine Lage und ein Wein, der sich in den letzten Jahren immer mehr zu meinen Lieblingen entwickelt. Klar in der Anmutung, mit einem wunderbar dichtem Kern. Süffig im besten Sinne – gerade bei dem Wetter. Ein großartiger Wein. Wie immer, quasi. Die JUFFER-SONNENUHR hat eine wunderbare Komplexität und eine erstaunliche Cremigkeit. Sehr konzentriert in der Frucht, fein in der Balance und am Ende mit einem Hauch von Feuerstein. Das GOLDTRÖPFCHEN rundet in wunderbarer Weise die diesjährige GG.Kollektion ab. Kräuterwürzig, trocken, fein in Struktur und Säure und wunderbar harmonisch.
Noch einen Tacken cremiger ist die JUFFER-SONNENUHR von Fritz Haag. Dabei ist der Wein ganz klar aufgebaut und fest in seiner Struktur. Sehr erdig ist das Ganze auch. Es wirkt alles sehr warm, ohne dabei auch nur einen Hauch von unangenehm zu sein.
Von Othegraven hat einen geradezu himmlischen ALTENBERG. Eine, ich kann es nicht anders sagen, betörende Nase, Ganz tief, beerig, rauchig, bemerkenswerter Weise NICHT zugekleistert mit Schwefel, extrem feinnervig, super elegant und überhaupt ist das so enorm herrlich erfrischend und saftig. Ein wundervoller, großartiger Wein. Ein Volltreffer! Kaufen! Der BOCKSTEIN hat eine wahrnehmbare Holznote – perfekt eingebunden. Dahinter und daneben wird es honig-melonig und ganz zart pfeffrig. Und einen Hauch “Orange”, so als hätten die Trauben eine längere Maischestandzeit gesehen. Es ist ein tiefer und an sich ziehender Geruch. Im Mund wird alles dann dramatisch monolythisch und stahlig und nicht mehr loslassend. Herrlich trocken, mit einer nahezu perfekten Säure. Rundum gelungen. Weine in Formvollendung!
Etwas Pfirsich und Maracuja, ein Hauch nasser Stein und Brombeere… so riecht heute Morgen die KUPP von Lauer. Zugegeben, ich bin in den letzten Jahren immer mehr zum Fan dieser Weine geworden. Aber man muss auch einfach anerkennen, was bei Lauer Jahr für Jahr an Qualität auf die Flasche kommt. Die KUPP ist saftig, moderat in der Säure, reif aber nicht überreif und perfekt in der Balance. SCHONFELS riecht da viel wilder und fordernder – beinahe schon aufgeregt. Der Wein ist herber, fester und mineralischer. Er hat eine wunderbare Phenolik und die Säure zieht ganz fein an den Rändern der Zunge entlang. Ein großer Wein! Der FEILS wiederum ist geruchlich am zurückhaltendsten. Geschmacklich auch. Er ist noch sehr verschlossen und dicht. Aber nach einigen Momenten ist zu erahnen, dass das noch viel kommen wird. Der Wein entwickelt über Sekunden hinweg eine echte Wärme im Mund, am Gaumen und im Rachen. Und mit jedem weiteren Moment, den das Ganze andauernd, legt sich ein kleiner “Salzfilm” über die Lippen. Verrückt!
Nik Weis hat mit seinem SAARFEILSER MARIENBERG einen ganz außergewöhnlichen Wein in die Flasche gebracht. Extrem rauchig ist der, die Säure ist kaum wahrnehmbar, cremig ist er auch. Das Ganze erinnert mehr an einen Burgunder. Ich mag das!
MOSEL RIESLING 2017 und älter
Heymann-Löwensteins 2017 UHLEN “ROTH LAY” hat eine sehr faszinierende Nase. Etwas Grafit, wie wenn man gerade einen Bleistift gespitzt hat, dazu Zitrus und einen Hauch von Minze. Im Mund dann eine sehr stringente Säure und etwas nasses Holz. Alles ganz anders und ganz spannend. Der 2016 KREUZWINGERT von Haart hat etwas Holz, was ihm ganz ausgezeichnet steht. Dazu kommt eine kühle Frucht und die so wunderbaren Schiefer-Aromen. Die Säure ist sehr fein, ein herbes Etwas zieht sich beiläufig durch den ganzen Wein und nach eineigen Sekunden ist ein kleines Salzdingens am Ende der Zunge zu spüren. Ein toller Wein! Loosens 2013 WÜRZGARTEN ist das “Alter” in keiner Weise anzumerken. Ich persönlich halte 2013 ja eh für einen tollen Jahrgang. Loosens Wein untermauert das eindrucksvoll. Saftig, leicht süßlich, rot in der Frucht und ganz fein in der Säure. Trinken. Unbedingt!
RHEINGAU RIESLING 2018
War Rainer Flick die letzten Jahre macht, ist einfach nur bemerkenswert. Jahr für Jahr werden die Weine klarer, präziser und feiner. In 2018 ist für mich der vorläufige Höhepunkt erreicht. Der NONNBERG ist fest in der Struktur und mit einer feinen Herbe ausgestattet. Der KÖNIGIN VICTORIABERG ist der tiefer der beiden, der forderndere und auch der noch mineralischere. Künstler hat mit der HÖLLE und dem KIRCHENSTÜCK zwei Wein in Hochheim produziert die, bei aller Hochheimer Klassik, in diesem Jahr viel filigraner und feiner sind. Insbesondere die HÖLLE, diese sonst vor Kraft strotzende Muskeldiva ist finessenreich und fein wie nie zuvor.
Im Kloster Eberbach weht ein neuer Wind. Die neue Oenologin, Kathrin Puff, dreht jeden Stein um und das Ergebnis ist bereits jetzt schmeckbar. Natürlich werden das einige verneinen, gar abstreiten. Aber das ist dann eher aus der Rubrik: “es kann nicht sein, was nicht sein darf”. Wenn man sich aber versucht objekltiv mit den “neuen Weinen” zu beschäftigen, dann ist klar, dass sich da richtig was tut. Der BAIKENKOPF ist ein perfektes Beispiel dafür. Diese herausragende Lage, eine der besten der Region, kann so viel. Vor Allem kann sie Kühle. Und das ist es auch, was das 18er GG hier auszeichnet. Kühle! Dazu kommt eine Klarheit und Stringenz, wie sie in den letzten Jahren nicht zu schmecken war. Wenn das so weitergeht, wird der BAIKENKOPF wieder erstrahlen!
Erbach ist seit einigen Jahren ein kleines Epizentrum der Rheingauer Erneuerung. Überstrahlt von Achim von Oetinger, der in den letzten Jahren eine schier beispiellose Entwicklung hingelegt – und das in dem Alter…
Sein SIEGELSBERG ist klar und straff und in diesem Jahr einen Hauch weniger von der Säure geprägt. Ständig unter dem Radar ist sein Kollege Jung. Und das, wenigstens für mich, völlig zu Unrecht. Jungs Entwicklung in den letzten Jahren ist mindestens genauso bemerkenswert. Der SIEGELSBERG zeigt es deutlich und eindrucksvoll. Er hat eine wunderbare Kräutrigkeit und Balance. Er ist anders, als der vom “Oe”. Er ist der festere und dunklere Wein. Beide sind auf einen tollen Niveau. Der HOHENRAIN von Jung ist ein expressiver, klassisch gelbfruchtiger, Riesling. Neben all der feinen Frucht, kommt aber auch etwas staubiges und steiniges zum Vorschein. Die Salzigkeit ist enorm und die ganze minaralische Anmutung zieht einem förmlich das Wasser im Mund zusammen. Und das hört nicht auf. Minutenlang nicht. Von Oetingers HOHENRAIN ist der schlankere Vertreter. Die Säure spielt fein und das kleine Bitterle am Ende ist wirklich sexy. Sein MARCOBRUNN ist deutlich braver in der Säure als die Jahre zuvor. Sehr verschlossen und dicht ist er und wahrscheinlich braucht er Jahre, um sich zu voller Größe zu entwickeln. Auch hier ist die Salzigkeit enorm.
Weils GRÄFENBERG strahlt. Er strahlt beinahe über alles. Die Kühle ist gigantisch, die Kräuterwürze auch. Dazu kommen reifste Früchte – etwas Ananas, etwas Granatapfel – und eine schier nicht enden wollende Länge. Ganz sicher ist das einer der allerbesten Gräfenberg in diesem Jahrzehnt. Episch!
Der WISSELBRUNNEN von Ress hat eine sehr schöne feine Säure und lebt ganz besonders von seiner Phenolik. Etwas Toffee und Kaffee und ein wunderbarer Zug runden diesen Wein ab. Spreitzers WISSELBRUNNEN ist der gelbfruchtigere Vertreter. Herber in der Anmutung, mineralisch im tiefen und dunklen Kern. Ein schönes Jahr für diese schöne Lage Der ST.NIKOLAUS von Spreitzer hat eine wahrnehmbare Holznote. Natürlich nicht mehr so stark, wie in den Jahren zuvor – die Fässer werden eben auch älter. Das wiederum steht aber dem Wein extrem gut. Sehr feinstoffig ist das Ganze, leicht vibrierend und mit einer schönen Länge ausgestattet.
Kesseler hat einen ganz hervorragenden, nahezu traumhaften ROSENECK. Wie es sich bei Kessler so gehört, hat das Ganze natürlich ordentlich Restzucker. Aber, im Verglich zu den Jahren davor, sind die Weine eben nicht mehr so extrem kraftstrotzend im Alkohol. und teilweise hoch konzentriert. Hier ist ein deutlicher Stilwechsel spürbar. Die so typische Fruchtigkeit und Harmonie, wird nun von einer neuen Leichtigkeit unterstützt. Ganz wunderbar ist das. Und noch wunderbarer ist das beim SELIGMACHER zu spüren und zu schmecken. Das Wort “lecker” ist mithin die allerbeste Beschreibung für diesen Wein. Und all denen, die “lecker” für herabwürdigend oder gar banal halten sei gesagt, dass das für mich einer der besten Begriffe für einen Wein überhaupt ist. Den SELIGMACHER könnte ich flaschenweise trinken. Und ich bin mir sicher, dass der in zehn Jahren noch besser schmeckt. So oder so, für mich ist das einer der top Weine in diesem Jahr und in dieser Region.
RHEINGAU RIESLING 2017
Barths HASSEL wirkt taufrisch. Ein ausgesprochen ruhiger, in sich ruhender Wein mit einer wunderbaren Phenolik, Frische, Tiefe und einer sehr feinen Säure. Rundum gelungen und stimmig. Der DOOSBERG von Kühn riecht deutlich ausladender, als er tatsächlich schmeckt. Etwas Jod, Tabak und viele Kräuter.
Schloss Vollrads hat DEN Wein überhaupt in 2017 rausgehauen. Derartiges wie den GREIFENBERG hab ewich hier überhaupt noch nie getrunken. Ölig, etwas Gummi, ganz viel Röstaromen, Birnen und irgendwas, was mich an Montrachets erinnert. Dazu eine brilliante Klarheit und Leichtigkeit und den zwingenden und dringenden Reflex das sofort trinken zu wollen!
Ebenfalls ganz exzellent ist der HASENSPRUNG von Allendorf. Enorm frisch und jung, fest in der Struktur mit einem dichten Kern und einer ganz enormen Salzigkeit.
Leitz hat eine ziemlich perfekte Reihe an 2017ern auf den Tisch gestellt. Der Rottland mit den so typischen Feuersteinaromen und, und das ist zumindest mir neu, einem Hauch von Mandarine. Sehr klar in Struktur und Anmutung und mit ewig viel Zug. BERG KAISERSTEINFELS spröde und verschlossen und unnahbar. Ein schlummernder Riese mit einer wahnsinnigen Dichte. Es dauert einen ganzen Moment, bis der Wein sich im Mund überhaupt öffnet. Die Dichte legt sich komplett um Zunge und Gaumen und bleibt wie zementiert stehen. BERG ROSENECK in seiner typisch charmanten, floralen und gelben Art. Ein Geradezu spielerischer Wein. Und schlußendlich der BERG SCHLOSSBERG. Konzentriert, warm, geradezu viskos. Rauchige Aromen, etwas Holz, Butterscotch und viel, viel Länge. Allesamt top und ein Paradebeispiel in Sachen Herkunft
WÜRTTEMBERG RIESLING 2017
Schnaitmann präsentiert mit dem LÄMMLER und dem GÖTZENBERG gleich zwei 2017er. Der LÄMMLER ist ein sehr, sehr seriöser und extrem jugendlich wirkender Wein. Die Säure trägt und das mineralische Gerüst stützt. Und wie es stützt. Der GÖTZENBERG hat mehr Pfeffer und überhaupt ganz viel Würze und Tannine. Beurers PULVERMÄCHER-BERGE ist ein Wein, der mir persönlich extrem nahe kommt. Ohne viel Schwefel, ein Purist, ein Steinwein, kein Schmeichler. Ein tolle Dichte, dabei tiefdunkel und noch viel zu jung. Großartig. Will ich trinken!
SAALE UNSTRUT RIESLING 2018
EDELACKER von Pawis hat eine sehr kühle Anmutung. Im Geruch. Im Geschmack kommt da sehr viel Wein, mit viel Power und einer enormen Textur und einem noch enormeren Extrakt. Ein Riese, durchaus schon präsent, aber auch noch lange nicht an dem Punkt, an dem man ihn trinken sollte.
FRANKEN RIESLING 2018
Der CENTGRAFENBERG von Fürst ist ein wahrhaft monumentaler Wein. Sehr konzentriert, sehr viel Struktur, viel Tiefe. Kein Fruchtschmeichler, ein Förderer. De Säure ist fest und die ganze Anmutung sehr dicht. Der STEIN von Ludwig Knollgeht in eine ähnliche Richtung. Aber er hat noch mehr Volumen und ist um ein oder zwei Ebenen tiefer. Der erste Anflug von Frucht wird direkt durch die dunkle Phenolik und die steinihge Anmutzung weggeschoben. Irres Potenzial. Ein großer Wein! Horst Sauers AM LUMPEN 1655 ist beinahe gewohnt außergewöhnlich gut. Die Rieslinge hier gehören für mich mittlerweile zu den besten des Landes. Auch in diesem Jahr ragt wieder einmal die unglaubliche Klarheit heraus. Diese Stringenz, dieses angenehm knochentrockene ist beinahe einzigartig.
FRANKEN RIESLING 2017
Bickel-Stumpfs ROTHLAUF besticht durch seine Konsequenz. Da gibt es weder links noch rechts, da geht es nur vorwärts. Wunderbar trocken, mit einem festen Säurefundament. Erdig und mineralisch, salzig und fest und sehr, sehr, sehr pfeffrig. Dabei wirkt alles noch taufrisch und blutjung. Der JULIUS-ECHTER-BERG von Wirsching ist ein Tänzer. Ein feiner. Oder vielleicht so ein Florett-Fechter. Auf jeden Fall ist er extrem elegant und feingliedrig. Frisch und verspielt ist er auch. KAMMER KRONSBERG hingegen ist der Unnahbare. Verschlossen und dicht. Kaum Entwicklung für einen 2017er. Der ist so dicht, dass er selbst nach langem Schwenken nicht aufmacht. Im Mund wird es dann aber deutlich, was in dem Wein steckt. Die Präzision ist enorm. Die. Säure ebenfalls und das Potenzial sollte gigantisch sein.
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Erfrischend anders in Form und Inhalt…schön das Saale Unstrut in Person von Bernhard Pawis Einzug gehalten hat…
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Wow – danke für den Bericht! Nach den Beschreibungen habe ich jetzt Durst…
genau ich auch
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