Ende August grüßt jährlich das GG-Murmeltier… Es ist wieder soweit, der VDP stellt in Wiesbaden die VDP.GG vor.
Wer dachte 2016 sei eine Herausforderung gewesen, der hat in 2017 erneut feststellen dürfen, wer in Sachen “Wein machen” die Hosen an hat: es ist die Natur, die schlußendlich bestimmt. Spätfrost und Hagel hat in vielen Anbaugebieten die Winzer vor enorme Aufgaben gestellt und so ist der Jahrgang 2017 eine logische Fortführung dessen, was wir in den letzten zehn Jahren erleben durften. Ein weiteres extremes Jahr. Anders als früher jedoch, kann man als Winzer heutzutage mit derartigen Jahren umgehen. Gut sogar. Das schlimmste was passieren kann ist, dass es die Menge nach unten drückt. Qualitativ betrachtet gibt es keine schlechten Jahre mehr. Es gibt kühlere und wärmere, trockene und nassere Jahre. Aber eben keine schlechten mehr.
Zu den Weinen
RHEINHESSEN – RIESLING
Der Tag beginnt wie beinahe immer hier mit Rheinhessen und einem herausragenden Wein – dem ROTHENBERG von Gunderloch. Tolle Sponti-Nase mit viel getrockneten Früchten, reifen Papayas (vor Allem im Geschmack). Fein in der Säure und mit festem Kern. Sehr filigran wirkend und dabei auch sehr animierend. Dagegen wirkt der ROTHENBERG von Kühling-Gillot wie ein wildes Ding. Schon in der intensiven Farbe unterscheidet er sich deutlich. Ein extrem intensiver Wein, laut und fordernd mit viel floralen und tabakigen Aromen. So laut wie er ankommt, so leiser verabschiedet er sich wieder. Toller und sehr feiner Wein mit enorm viel Potenzial. Der wirklich Wilde am Roten Hang ist Kai Schätzel. Was auch sofort und ohne jegliche Umschweife klar wird, wenn man an seinem ÖLBERG riecht. Ein im Geruch und Geschmack extrem vielschichtiger und reduktiver Wein, der aber vor Allem von seiner Saftigkeit lebt. Herausragend auch hier der ÖLBERG von Kühling-Gillot. In der Nase ein wenig an Naturals erinnernd, von der Hefe geprägt, im Babyfrühstadium aber bereits jetzt schon alle Attributre ahnen lassend, die ein großer Wein ausmacht. Sehr dicht und fest und cremig. Ein Wein, der lange im Mund bleibt.
Extrem gelbfruchtig zeigt sich der HIPPING von Gunderloch – er riecht beinahe wie ein Obstkörbchen. Viel Pfirsich, Maracuja und Zitrus. Im Mund dann wesentlich reduzierter auf einen mineralischen Kern. Beinahe schon puristisch und sehr mundwässernd. Ein sehr spannender und fordernder Wein. Kühling-Gillots HIPPING passt in die Reihe der bisherigen KG-Weine. Wild und hefig und spontan und dicht und fest. Extrem kühl, wirkt er und nach einigen Momenten beginnt er zu ziehen. Und wie! Toller Wein, viel zu jung. Kellers HIPPING ist völlig anders. In der Nase extrem konzentriert wirkend, beinahe schon ein wenig flüchtige Säure andeutend – aber so, wie es einem Wein im Vorankommen seiner Aromen ganz enorm helfen kann. Dabei wird das Ganze von einer sehr feinen und frischen Säure getragen, die an allerfeinste, reife Moselaner erinnert. Toll!
Das PETTENTHAL von Kühling-Gillot ist dicht, wie eine Auster. Dichter und verschlossener geht es kaum noch. Es dauert Minuten im Mund, bis sich da etwas tut. Da ist alles so dicht und fest und konzentriert und tief dunkel verpackt, dass die Größe des Weins nur zu erahnen ist. Ich glaube, dass er ein Riese ist… Es ist schon enorm spannend zu sehen, wie unterschiedlich der Rote Hang von den hier ansässigen Top-Erzeugern in jedem Jahr interpretiert wird. Was ein Potenzial an diesem Berg. ANMERKUNG: Das war das letzte Mal, dass ich hier über diese Weine berichte. Im kommenden Jahr, als Mitspieler in diesen Lagen, werde ich hier an dieser Stelle schweigen.
Wagner-Stempel stellt zwei sehr spannende GGs in diesem Jahr vor. Eigentlich drei, aber auf zwei will ich näher eingehen. Der HÖLLBERG ist zupackend, enorm kühl und von einer tollen mineralischen Note geprägt. Es ist kein Fruchtschmeichler, sondern ein klarer und sehr fokussierter Steinwein, der sich richtiggehend salzig über Lippe, Zunge und Gaumen legt. Groß! Der HEERKRETZ ist ähnlich dimensioniert, wirk nur ein wenig leichter und eleganter als der Höllberg. Zwei unglaublich spannende, packende und nicht mehr loslassen wollende Weine. Wagner-Stempel ist einer der konstantesten Spitzenproduzenten in Rheinhessen, aber in diesem Jahr, hat er sich selbst übertroffen. Grandios!
Weg vom Roten Hang und rein in den Wonnegau. Wittmanns AULERDE ist bei aller in die Nase springenden Konzentration am Ende wohl eine der elegantesten Aulerden der letzten Jahre. Eine Tänzerin, eine ganz zarte! Das KIRCHSPIEL hingegen ist deutlich konzentrierter und sehr saftig. Animierend geradezu und es fällt sehr schwer, den Wein auszuspucken. Der Wein macht so unfassbar viel Lust! Das BRUNNENHÄUSCHEN zieht mich vom ersten Hineinriechen in seinen Bann. Dunkel wirkt es, abwartend und tief und wenn man den Wein im Mund hat dann ist da eine alles umspannende Phenolik und Kühle. Ein Meisterwerk – zumindest für mich. Der MORSTEIN rundet das Wittmansche Spitzenquartett ab. Auch hier steht die Kühle im Vordergrund. Die Säure versteckt sich zunächst ein wenig, kommt dann aber ganz langsam und unaufhörlich und prickelt beinahe an den Rändern der Zunge. Der Wein ist so kühl, dass er beinahe karg wirkt. Aber auf eine sehr faszinierende Weise. Und während ich das schreibe, läuft mir das Wasser im Mund zusammen und meine Lippen sind salzig.- Irre, was dieser Wein mit einem macht!
Kellers MORSTEIN ist so viel anders, wie es anders kaum noch geht. Hefig wirkt er und der hat so einem Anflug von einem Natural. So, als wenn er lange auf der Hefe gelegen hätte und eher weniger geschwefelt ist. So ähnlich war das auch im letzten Jahr und das ist eine Stilistik, die ich sehr mag. Im Mund explodiert er förmlich und die Säure packt sofort zu. Auch das ist ein großer Wein. Es ist schon verrückt, wenn man sieht, was die Kollegen hier aus diesem Berg rausgeholt haben und das obwohl sie so dramatisch schlimm vom Hagel getroffen wurden. Es ist eben so, wie ich zu Anfang erwähnte – es gibt bei solchen Top-Betrieben keine schlechten Jahre. Ende.
Battenfeld-Spanier bringt im Wonnegau, genau so wie mit seiner Frau am Roten Hang, eine sehr eigenständige und für mich in Teilen auch völlig neue Stilistik. Trotz deutlich hefiger und wilder Anklänge ist alles von einer Tiefe und Dunkelheit und Leichtigkeit geprägt, wie ich es bisher nicht wahrgenommen habe. Der ZELLERWEG AM SCHWARZEN HERRGOTT sprüht geradezu Funken und hat bei aller Kühle eine ganz enorme Saftigkeit,. Auch so ein Wein, den ich sofort leer trinken möchte und der sich wie ein Film um meinen Gaumen legt. Ähnlich der FRAUENBERG. Auch hier handelt es sich um einen allumfassenden Wein. Allerdings mit deutlich ausgeprägter Phenolik, die dem Ganzen ein noch festeres Rückgrat gibt. Das KIRCHENSTÜCK ist derjenige, mit der pointiertesten Säure. Alle drei allesamt großartig und mit viel Potenzial ausgestattet.
NAHE – RIESLING
Kruger-Rumpf hat drei bemerkenswerte GGs produziert. Ein ganz feiner DAUTENPFLÄNZER, der mit seinem dichten Kern ein großer Potenzial zeigt. Und ein hervorragendes “IM PITTERBERG”. Ein Wein mit einer außerordentlichen Finesse und Eleganz und mit extrem viel Grip. Toll! Der BURGBERG ist der forderndste und kargste Wein von den dreien. Absolut trocken wirkend, mit Zug und Säure und enorm viel Spannung. Kruger-Rumpf hat eine bärenstarke Kollektion!
Das PITTERMÄNNCHEN von Diel spielt in einer eigenen Liga. Das liegt vor Allem an der Ruhe, die dieser Wein ausstrahlt. Cremig und ausgewogen und balanciert und mit einer ganz feinen und angenehmen Säure ausgestattet. Tief gestaffelt und mineralisch geprägt – beinahe schon salzig. Das GOLDLOCH hingegen ist wie ein Kräutergarten mit viel weißem Pfeffer im Finale. Dicht und verschlossen und Lichtjahre vom einfach mal so trinken entfernt. Ein großer Wein, der viel Zeit braucht. 2016 BURGBERG ist, obwohl ein Jahr älter, auch noch lange nicht wirklich entwickelt. Erstaunlich, wie frisch dieser Wein wirkt und wie selbstverständlich er in der Phalanx der 2017er steht. Tief und stark in der Struktur, steinig fest, eine Art Fels!
Dönnhoff… bevor ich von den Weinen berichte, muss ich eine persönliche Anmerkung machen. Ich gebe zu, dass ich “früher” immer eher die lauten und sofort in alle Organe springenden Weine bevorzugt habe. Mit der Zeit aber erkenne ich einen Wandel bei. mir. Meine Präferenzen verschieben sich und auf einmal gefällt mir leise und subtil und abwartend irgendwie nicht nur gut, sondern beinahe auch besser. Und dann lande ich dann doch bei Dönnhoff, den Meistern der leisen Wein-Töne. Der HÖLLENPFAD IM MÜHLENBERG bestätigt mich darin. Ein beinahe schon schüchtern wirkender Wein, der sich unerklärlicher Weise zu verstecken scheint. Dabei ist er so toll und animierend und durch und durch fein! Der “KRÖTENPFUHL” – lustiger Name – ist ein herbes Ding, dass zupackt. Subtil und unauffällig. Aber es packt zu und Du kommst nicht mehr weg. Das DELLCHEN hat Anklänge von Pfirsich und Ananas ohne nur einen Hauch von aufdringlich zu sein. Im Mund wird es präzise und fest und salzig (ja, ich weiss, aber es ist so) und kühl und steinig. Die BRÜCKE hat zu all den eleganten und feinen Attributen auch noch Druck und ein unglaublich passendes und faszinierendes Bitterle. Die HERMANNSHÖHLE ist irre, riesig, wahnsinnig und mit das Größte, was ich seit Jahren im Glas hatte. Es fällt mir schwer dem Wein in Worten gerecht zu werden. So viel Spannung und Mineralität und Feinheit und innere Dichte hatte ich bis jetzt kaum. Einer der herausragenden Weine des Jahrzehntes. Und überhaupt ist die 2017er GG-Kollektion von Dönnhoff nicht von dieser Welt! Was mit dem FELSENBERG “FELSENTÜRMCHEN” schlußendlich eindrucksvoll abgerundet wird. Tolle Phenolik, extrem viel Zug und wieder, wie in den anderen Weinen auch, unendlich viel Eleganz. Ich glaube, ich gründe jetzt einen “Dönnhoff-Fan-Club”!
Schäfer-Fröhlich geht seinen Weg konsequent weiter. In einer bewundernswerten Art und Weise.Die KUPFERGRUBE ist extrem fein und klar, trotz des immer erwachsener werdenden so typischen SF-Stinker. Den halte ich mittlerweile für stilbildend und eigentlich gehört der in Wikipedia aufgenommen. Der FELSENBERG zieht förmlich an mir. Besser gesagt an meine Papillen. Die Säure fährt frontal auf einen (mich) zu und verfolgt einen (mich) unaufhörlich. So viel Zug und Grip und Rasse. Toll! Das FELSENECK riecht etwas nussig und staubig und steinig und mit der Zeit riecht das Ganze mehr und mehr nach roten Beeren. Die Säure tanzt und der Wein ist enorm lang. Ein großer Wein. Der STROMBERG ist ein ruhiger Vertreter, zumindest in der Nase. Er wirkt sehr kühl und beinahe so, als käme er aus der Höhe. Das FRÜHLINGSPLÄTZCHEN ist die Ausgeburt an Finesse. Die Säure ist fein und präzise und klar wie ein Lichtschwert. Nichts an und in diesem Wein ist zu viel und er bleibt minutenlang im Mund stehen. Schlußendlich steht in dieser großartigen Kollektion der Halenberg, der mit seiner Seriosität und Tiefe einen Pflock in den Boden rammt.
FRANKEN – RIESLING
Luckert ist auch so einer, den ich in den letzten Jahren immer faszinierender finde. Total eigenständige Weine. Kein Mainstream und immer charaktervoller werdend. So auch der MAUSTAL. Zwar ist da deutlich Holz zu spüren, aber es stört nicht im geringsten. Die Textur des Weins steckt das locker weg. Die enorme innere Dichte lacht quasi über das Holz und zeigt, wie groß das Potenzial dieses unglaublich energiegeladenen Weins ist.
Horst Sauers AM LUMPEN 1655 würde ich blind nie nach Franken stecken. Diese Präzision, diese glasklare Säure und dieser unendliche Zug, den der Wein hat machen mich schier verrückt. Das ist einer der besten Rieslinge, di eich bisher hier auf dem Tisch stehen habe. Ein Paradebeispiel für einen echten Grand Cru. Ein Wein, der alles hat, was ein wahrhaft großer Wein braucht. Nichts fehlt, nichts ist zu viel, alles ist in einer perfekten Balance und das einzige was ich mir wünschen würde, wäre eine Flasche davon für mich alleine. Jetzt.
Weltners HOHENLEITE hat einen barocken Touch, der mir extrem gut gefällt. Es ist nur ein kleiner Touch an barocker Fülle, ein Hauch von überreifem Obst, der diesem Wein so einen herrlichen Kick gibt.
Wirsching hatte im letzten Jahr den Vogel für mich abgeschossen. In diesem Jahr sind die Weine auch wieder auf sehr hohem Niveau. Kein Wunder, denn der JULIUS ECHTER BERG ist ein 2016er. Sehr frisch wirkend, klar und präzise, mit feiner Säure. Null aufdringlich, ganz elegant. Der KRONSBERRG, ebenfalls aus 2016, hat etwas mehr Druck und auch mehr Süße. Die wird aber durch eine messerscharfe Säure bestens abgefangen.
Bereits im letzten Jahr war war ich von Ludwig Knolls STEIN begeistert. Ich mag die Stringenz in den Weinen. Der 2017er packt und begeistert mich noch mehr. Hier ist der Name Programm: STEIN. Knochentrocken, in der Säure präsent aber balanciert, enorm fest und tief und dunkel mit einen Hauch von Bitterele. Ellenlang und dabei null fett und aufdringlich. An Kühle fast nicht zu überbieten und alles in allem ein so deutliches und typisches Beispiel für einen bio-dyn Wein. Kein Kitsch, kein Kokolores, nur purer Ausdruck. Ein ganz großer Wein! Einer der besten bis jetzt!
MOSEL – SAAR – RUWER
Den RÖTTGEN von Heymann-Löwenstein als typisch zu bezeichnen wäre eine glatte Untertreibung. Als ob man an einem Salzstein lecken würde. Purer Fels, enormer Grip und Zug und eine vibrierende Säure. Ähnlich auch der UHLEN-LAUBACH, der einen kleinen Ticken mehr Druck hat.
Knebels RÖTTGEN ist enorm druckvoll, hat Anklänge von nasser Erde, ist straff und präzise mit viel Grip und einer extrem präsenten, aber total reifen Säure. Die Phenole, die diesen Wein mittragen, geben dem Ganzen noch einmal eine Ernsthaftigkeit mit, die extrem beeindruckend ist. Ein toller Wein, ein großer Wein, der mich packt und kaum noch los lässt.
Es ist mittlerweile relativ normal, dass hier Weine aus dem Vorjahr präsentiert werden. Rieslinge. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass da schon jemals einer einen beinahe vier Jahre alten Riesling präsentiert hat. Loosen macht das. Vor mir steht der PRÄLAT aus dem Jahrgang 2014. Sicherlich ist direkt festzustellen, dass hier kein junger Wein im Glas ist. Aber die vier Jahre sind ihm auch nicht anzumerken. anzumerken ist aber in jedem Fall, wie gut Reife tut. Der Wein ist herrlich ausbalanciert und auf dem Weg hin zu einer wunderbaren weiteren Reife. Ich finde das toll! Der WÜRZGARTEN aus 2017 ist wiederum ein Paradebeispiel für “knackig”. Toller Wein, sehr animierend. Die SONNENUHR ist herb im schönsten Sinn. Sie hat viel Tiefgang und das herbe Element in diesem Wein unterstützt irgendwie alles. Die Säure ist reif und fein und es fällt schwer den Wein auszuspucken. Das HIMMELREICH ist extrem kräuterwürzig im Geruch und salzig. So salzig, dass es fast schon grenzwertig ist. Aber gut. Unheimlich gut. So viel Mineral!
Das HIMMELREICH von Schloss Lieser ist auch so ein Salz-Kandidat. Knalltrocken. Also wirklich so, als wäre da kein Zucker. Dabei toll ausbalanciert, fest in der Struktur, reif in der Säure und eben so unendlich salzig. Noch einen Tacken aufregender und animierender und umfassender ist der NIEDERBERG HELDEN. Da steht die Säure mit einem feinen Hauch von Gerbstoffen wie betoniert für die Ewigkeit. Ein Wein zum Weglegen, ein Wein mit enormen Potenzial und für mich ein Monument. Die JUFFER ist geruchlich geradezu eine Fruchtbombe – im Vergleich zu den anderen Weinen. Hier dominieren tatsächlich eher die gelben Früchte. Im Geschmack wird es aber dann sofort ähnlich kompromisslos wie bei den Vorgängen. Was für eine unglaubliche Stringenz und Klarheit. Richtiggehend schmeichelnd ist das GOLDTRÖPFCHEN. Extrem saftig zudem. Die Schloss Lieser Kollektion ist sagenhaft. Mehr gibt es da kaum zu sagen!
Haarts GOLDTRÖPFCHEN ist durchaus Holz anzumerken. Aber was dahinter kommt wird großartig. Viel Frische und Brillanz. Und ein lautes “Trink mich!”
Purer Feuerstein ist der ABTSBERG von Maximin Grünhaus. Mehr geht da kaum. Dazu etwas grüner Tee und Kamilleenblüten. Extrem griffig, extrem salzig und beinahe schon extravagant.
Der SCHARZHOFBERGER PERKENTSKNOPF ist in 2017 wieder monumental. Extrem griffig, extrem trocken, extrem mineralisch, extrem dicht und überhaupt ganz viel! Die Ausgeburt an Saftigkeit und Trinkfluss ist, wieder einmal Lauer. Allen voran der FEILS. Süffig mit hohem Anspruch und großem Potenzial.
Mit tiefer und fester Phenolik und Grip und extrem trocken kommt von Othergravens BOCKSTEIN. Leicht wild und fordernd und staubtrocken und so herrlich faszinierend!
PFALZ – RIESLING
Rings SAUMAGEN ist ein fester und straffer Wein, der komplett ohne Attitüden auskommt. Kein barockes Gekünstel, nichts zu viel und nichts zu wenig. Alles ziemlich auf dem Punkt. Fast puristisch anmutend mit zupackender Säure, toller Länge und einer fantastischen Saftigkeit. In dieser strahlenden Klarheit und mit dieser packendenden Dichte und dabei unendlichen Eleganz ist das für mich eine völlig neue Interpretation dieser tollen Lage. Ein großer Wein, der dieser wunderschönen Lage ein neues Gesicht gibt und sie strahlen lässt. Der WEILBERG ist in seiner Art ähnlich zupackend – vielleicht noch etwas kompromissloser als der SAUMAGEN. Das macht ihn sicherlich nicht zu “everybody`s Darling”, aber es verleiht ihm unglaublich viel Seriosität. Knalltrocken wirkt er zudem.
Bassermann-Jordan hat einen sehr spannenden PECHSTEIN. Zunächst steht zwar etwas Holz im Vordergrund, dahinter kommt aber ein ganz zartes Pflänzchen. Ein zarter, ganz feiner Wein, dem dieses Holz überhaupt nichts ausmacht. Feinste Noten von Nektarinen und Pfirsichziehen sich durch den Wein und die Säure vibriert und bringt enorme Frische in das Ganze. Der Wein bleibt ewig im Mund und die Frucht wird wärmer und wärmer. Ein irres Erlebnis! Auch Mosbachers PECHSTEIN ist sehr gut. Etwas trockener und herber wirkend, aber exzellent.
Reichsrat von Buhl stelt einen 2016er JESUITENGARTEN und einen 2016er FREUNDSTÜCK vor. Letzterer wird polarisieren – darauf würde ich wetten. Ich mag den Wein, sehr sogar. Wild und animalisch und während ich das schreibe fragt mich mein Hintermann, wie ich das finden würde. Bei dem Wein gibt es nur “love it or leave it”. Heu und Stroh und Kompost und Milch und Molke und überhaupt alles, was man nicht von einem Riesling erwarten würde. Mancher würde vielleicht auch sagen, dass so etwas nicht in den Riesling gehört. Freakshow, halt. Mutig in jedem Fall! Dagegen ist der JESUITENGARTEN richtiggehend brav. Sehr gut in der Struktur, fester Kern, schöne Balance und in der Säure eher knackig.
Durch das UNGEHEUER von Bassermann-Jordan zieht sich auch wieder ein “roter Faden” in Form von extrem feinen gelbfruchtigen Aromen. Ganz still und ganz fein. Ein in sich ruhender Wein auf allerhöchstem Niveau. Das UNGEHEUER von von Buhl hingegen ist ein lauter und heftiger Vertreter. Knochentrocken, fest und völlig kompromisslos. Wie ein Türsteher, wenn er dich im Nacken packt. Unterschiedlicher kann man eine Lage kaum noch interpretieren. Aber viel besser wohl auch nicht.
Auch auf die Gefahr hin, dass es redundant wird… im KIRCHENSTÜCK von Bassermann-Jordan ist die gleiche feine und so beeindruckende Fruchtkomponente zu finden, wie in den anderen Weinen. Einen Hauch mehr Zitrus findet man hier, aber das ist es auch schon gewesen. Der Wein ist richtiggehend feingliedrig und transparent und extrem animierend. Der KALKOFEN hat deutlich florale Noten und ist in seiner Phenolstruktur auffälliger als die anderen Weine. Er ist fester, herber und extrem mineralisch.
Der LANGENMORGEN von Christmann nimmt mich vom ersten Moment an mit. Er hat so eine faszinierende Dichte und Geschmeidigkeit, wie ich es selten erlebt habe. Geschmeidig trifft es eigentlich nicht annähernd. Der Wein ist schlichtweg perfekt ausbalanciert und an Harmonie nicht zu überbieten. Der IDIG hat ganz zarte nussige Anklänge, die nach einem kurzen Moment verschwinden und sich in eine kühle, rote Frucht verwandeln. Der Wien ist lange, lange davon entfernt wirklich zu zeigen, was er kann. Er lässt aber erahnen, was in ihm schmeckt. Vor Allem dann, wenn ich einen kleinen Schluck tatsächlich runterschlucke. Es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis der Wein aufhört zu schmecken. So ellenlang ist er. Er klammert sich in meinem Gaumen fest und will nicht mehr weg. Warm wird er und sanft und extrem cremig. Was für ein Monument. Der MANDELGARTEN-MEERSPINNE ist der lauteste der drei Christmann Weine. Ein wenig Filz, etwas Datteln und leicht staubig. In der Säure am präsentesten, dabei sehr frisch und animierend. Egal wie ich es drehe und wende, Christmann hat drei Meisterwerke abgeliefert.
“GANZ HORN IM SONNENSCHEIN” von Rebholz ist auch so ein Kandidat in Sachen weglegen und abwarten, bis er zu monumentaler Größe erwacht. So fest und steinig und zugenagelt und so extrem viel Potenzial. Ganz zartes und feines Bitterle, die Andeutung eines Hauchs von tropischer Frucht, eine Säure die einen festnagelt und wenn man sich die Zeit gibt, die der Wein braucht, ein irrer Zug hintenraus. Toll! So ähnlich ist auch der KASTANIENBUSCH. Da kommt aber noch etwas dazu, dass das Ganze noch griffiger macht: Phenole
RHEINGAU – RIESLING
Wie immer an dieser Stelle, aufgrund allergrößter Befangenheit nur kurze und sehr persönlicheTipps…
Der GRÄFENBERG von Weil ist in diesem Jahr für mich eines der besten GGs, weil so wunderbar kühl. Achim von Oetingers SIEGELSBERG ebenso. Den mag ich in 2017 am liebsten von seinen drei GGs. Eben auch, weil er glasklar und messerscharf ist. Alexander Jungs SIEGELSBERG ist ein kleines Monument. Ich wiederhole das ja bereits annähernd Jahr für Jahr, Jung gehört zu den besten in der Region. Mein Highlight sind die GGs von Prinz von Hessen. Das hat sich in den letzten Jahren schon angedeutet, in 2017 knallt es. Aber richtig! So viel Präzision und Charakter findet man nicht aller Tage. Bei allen GGs aus diesem Haus. Der JESUITENGARTEN von Wegeler ist eine Offenbarung. Mehr Steinwein geht nicht. Extrem ungewöhnlich, aber extrem gut. Barths 2016er Hassel ist ein kleines Meisterwerk. Auch Barth etabliert sich langsam aber sicher in der Spitzengruppe der Region. Kesselers Pinot aus dem Höllenberg ist gar monumental. Mehr geht kaum noch. Und Flicks KÖNIGIN VICTORIABERG fliegt unverdienter Weise auch immer unter dem Radar. Dabei ist das ein kolossal gutes GG. Und das auch nicht erst seit heute…
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