Es ist wieder soweit, es ist Ende August und die Premiere der VDP.Grossen Gewächse steht an. Und wie immer blogge ich von heute an live.
2016 war das große Jahr der Herausforderung. Ein extrem nasses Frühjahr und ein ebenso regenreicher Frühsommer machten den Pflanzenschutz zu einer wahren Herkulesaufgabe. Niemand konnte sich daran erinnern, jemals eine solche Pflanzenschutzsaison erlebt zu haben. Zum Glück drehte sich dann das Wetter und der weitere Sommer wurde extrem gut, heiß und beinahe schon wieder zu trocken. Ein Jahr der Extreme. Wie eigentlich immer in den letzten Jahren. Und auch dieses Jahr hat wieder einige Extreme bereit gehalten. Frost, Hagel. Klima 2.0 eben. In jedem Fall ist der 2016er ein nützlicher Jahrgang, besonder sin Sachen Riesling. Die Säure ist moderat, die Weine an der Basis eher fruchtig, dicht. und “easy drinking”. Mal schauen, wie es bei den VDP.GROSSEN GEWÄCHSEN ist.
RHEINHESSEN – Riesling
Der Tag startet mit einem echten Knaller. 2016 ROTHENBERG “wurzelecht” von Kühling-Gillot. Wenn man morgens direkt so begrüßt wird, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen… Bereits beim Einschenken wabbert der Duft zu mir rüber. Geniale Sponti-Nase, kein gelbes Fruchtmonster, sondern mineralische Kühle ausstrahlend. Während ich das schreibe, überlege ich mir, was das eigentlich ist, “mineralische Kühle”… Es ist Quatsch, befürchte ich. Was ich eigentlich sagen will ist, dass dieser Wein an Steine erinnert. DAS ist DIE Assoziation, DAS Bild, das entsteht. Beim Riechen. Die Säure ist moderat, saftig und eher harmonsich. Überhaupt ist der Wein mundwässernd und ausspucken will ich ihn eigentlich auch nicht. Aber es ist kurz nach neun… Elegant ist er, keinerlei Überkonzentration. Ein stiller Vertreter. Einer für die nächsten Jahrzehnte! Gunderlochs ROTHENBERG ist ganz anders. Heller, irgendwie. In der Säure deutlicher. “Crisp”, trifft es ganz gut.
Extrem reif und dicht und an eingemachte Früchte erinnernd ist der SCHARLACHBERG von Wagner-Stempel. Sehr griffig, mit einer wunderbaren Phenolstruktur. Einer der zupackt und nicht mehr loslässt und dabei auch noch enorm lang ist. Beinahe unendlich. Ein ganz großartiger Wein, ein Monument! Ich kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren einmal so einen Scharlachberg probiert zu haben. Sollte das die Renaissance dieser großartigen Lage werden? Ich bin begeistert und beinahe überwältigt. Das geht gut los hier, heute Morgen…
Schätzels ÖLBERG ist weniger laut. Im ersten Moment. Er hat den so typischen kleinen Stinker – aber eben nur einen kleinen. Extrem interessant ist ein minimaler Hauch von Vanille und deutlicher Noten von Kräutern und etwas Brennnessel. Spannend! Die Säure ist spürbar. Sehr frisch und präsent und passt zum eher filigranen Stil des Weins. Typisch Schätzel. Sehr gut.
Kühling-Gillots HIPPING überstrahlt diesen Flight. Erinnert etwas an Puder zwar, aber das auf eine sehr faszinierende Art und Weise. Er ist extrem dicht und tief und zupackend. Die Phenole haben richtiggehend Grip und das Ganze hat eine Anmutung, die eher an einen Burgunder erinnert. Großer Wein! Muss und kann und sollte unbedingt reifen.
Kellers PETTENTHAL ist quasi der Inbegriff an griffig. Mehr griffig geht kaum. Ein glasklarer und extrem präziser Wein. Die Säure ist wie eingemeiselt, der gesamte Mundraum wird geflutet und die Phenole legen sich auf die Zähne in einer unbeschreiblichen Art. Ein außergewöhnlicher Wein, ein packender Wein, ein großer Wein! Einer, der Maßstäbe setzt!
Ähnlich und doch ganz anders der PETTENTHAL von Kühling-Gillot. Die Säure vergleichbar, aber ansonsten eher tiefer und dunkler und ruhiger. Keller vibriert und Kühling-Gillot ruht. Beides fantastisch. Schätzels PETTENTHAL hat die meiste Säure von allen. Und wie! Die steht wie eine Eins und ist aber ganz sicher nichts für Leute, die keine Säure mögen. Dazu kommt eine enorme Leichtigkeit. Beinahe verspielt. Sehr gut, das Ganze.
Der HÖLLBERG von Wagner-Stempel macht da weiter, wo der SCHARLACHBERG aufgehört hat. Ein sehr packender und dichter Wein, mit fester Phenostruktur, beinahe schon herb. Aber herb im allerbesten Sinne. Das ist nichts Quitschiges und Übertriebenes. Da ist Tiefe und Dichte und Druck und Länge. Toll!
Wittmann… dann kommt Wittmann… und wie! Die AULERDE riecht zunächst sehr zurückhaltend, verschlossen und wirkt dicht. Im Mund ganz anders. Zupackend, mitreissend. Noch wenig entwickelt, aber mit einer Säure und einer unfassbaren Salzigkeit, die Großes erwarten lässt. Ganz Großes. Das KIRCHSPIEL ist noch einen Tacken salziger. Als hätte man ein Salzkorn auf der Zunge. Sogar die Lippen schmecken auf einmal salzig. Ein Wahnsinn, so etwas habe ich noch nie erlebt! Das BRUNNENHÄUSCHEN ist wesentlich offener, als die beiden anderen. Beinahe schon mit einer gelbfruchtigen Anmutung. Die Säure wirkt sehr saftig. Der MORSTEIN wiederum ist dicht und tief und dunkel und verschlossen. Er zeigt nicht im Ansatz, was in ihm steckt, aber es ist zu erahnen. Nach einigen Momenten kommt da etwas extrem Druckvolles und Zupackendes. Etwas, das nicht mehr loslässt. Ein Monument. Was für eine unglaublich beeindruckende Kollektion!
Battenfeld-Spaniers FRAUENBERG gehört zu den besten GGs hier in Rheinhessen. Ultra seriös. Salzig ohne Ende, eine perfekte Säure, extrem zupackend mit unfassbar viel Grip und ellenlang ist das Zeug auch noch. Sehr trocken wirkend mit wunderbarer Phenolstruktur. Ich kann die Trauben förmlich eingemaischt vor mir stehen sehen und riechen. Ein großer Wein!
Kellers HUBACKER ist ein Wein, der auf einer so großen Verkostung Gefahr läuft, nicht genug beachtet zu werden. Ein stiller Vertreter, einer für den zweiten Blick. Einer, in dem man mehr als einmal reinriechen und reinschmecken muss. Dann wird es aber gewaltig. Was im ersten Moment beinahe unscheinbar und leicht wirkt, legt sich um den Gaumen und steht im Mund wie betoniert. Es braucht eben nur einige Minuten. Der Wein hat ein schier unendliches Potenzial.
NAHE – Riesling
Wie zuvor in Rheinhessen, springt auch hier an der Nahe der erste Wein direkt aus dem Glas. Das muss System sein…
Diels PITTERMÄNNCHEN wirkt extrem konzentriert, kräuterwürzig ohne Ende, mit einen Hauch, einer Anmutung von Vanille, weißem Pfeffer und überhaupt viel. Extrem viel und dicht. Was im Geruch nach Konzentration aussah, wird im Mund eher filigran. “Fein” ist das bessere Wort. Kräftig in der Säure, im Ganzen viel unentwickelter, als es der Geruch vermuten ließ. Viel Potenzial! Extrem verschlossen im Geruch hingegen ist das GOLDLOCH. Ein wenig Minze ist zu erahnen. Sehr saftig wirkt es im Geschmack, reifer, als das PITTERMÄNNCHEN, viel mehr auf der gelbfruchtigen Seite. Joh. Bapt. Schäfers GOLDLOCH wirkt etwas trockener und lebt mehr von der Phenolik. Diel hat mehr den burgundischen Stil – wenngleich solche Vergleiche natürlich immer hinken.
Der ROTENBERG von Gut Hermannsberg erinnert mich an die Weine von “von Buhl”. Wissend, dass das nicht passt, aber der Vergleich drängt sich mir dennoch auf. Extrem trocken wirkt der Wein und dominiert von der Säure. Messerscharf. Wer das mag, ist hier aber mal ganz richtig! Der STEINBERG hingegen ist der weichere Vertreter. Beinahe schon ein “Softie”. Sehr schmeichelnd und angenehm.
Dönnhoffs HERMANNSHÖHLE ist ein Klassiker. Eine Art Bank. Überhaupt empfinde ich, dass dieses Weingut eine Art Bank ist. Ein sicherer Garant für herausragende Qualitäten. Ein feiner und beinahe schon kristalklarer Wein. Extrem animierend, frisch, in einer wunderbaren Balance. Völlig unaufgeregt! In sich ruhend, ellenlang und monumental groß! Etwas süßlicher wirkend, aber keinesfalls unangenehm ist der FELSENBERG “FELSENTÜRMCHEN”. Saftig und animierend, mit enormen Trinkfluss und dabei noch ein ganz kleines “Bitterl” am Ende. Faszinierend!
Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals mehr Brennnessel und Heu in einem Wein gerochen zu haben, als in Schäfer-Fröhlichs FELSENBERG. Als stünde man auf einer Wiese. Völlig irre und völlig toll! Und was in der Nase so ausdrucksstark wirkt, setzt sich am Gaumen fort. Aber deutlich dezenter, weicher und runder und harmonischer, als es der Geruch vermuten lässt. Das macht viel Freude! Die KUPFERGRUBE strahlt. Und wie! Feuerstein und für einen Moment der Geruch, der entsteht, wenn ein Streichholz angezündet wird. Nichts davon ist aufdringlich. Alles passt! Im Mund explodiert das Ganze förmlich. Tief gestaffelt, salzig (was ist das heute nur…), fest im Kern und der Struktur, aber durchaus schon trinkfreudig. So muss ein großer Wein, zumindest für mich, sein. Potenzial muss da sein, aber jung muss es eben auch schon schmecken. So wie dieser. Ausdrucksstark, aber feiner und dezenter in der Nase ist der FELSENECK. Spielerischer, wirkt er. Im Mund hingegen schlägt er direkt zu. Die Säure packt, die Phenole ziehen und alles will sofort geschluckt werden. Der STROMBERG ist viel zurückhaltender, dabei aber fest und druckvoll. Der stillste Vertreter ist das FRÜHLINGSPLÄTZCHEN. Der wäre ideal für den Einstig in diese Welt von Schäfer-Fröhlich. Eine Welt, die mit Eindrücken nicht geizt, die überbordend und balanciert zugleich ist. Annähernd perfekt. Ein dichter und saftiger HALENBERG rundet diese herausragende Kollektion ab. Großes Kino, was da in diesem Jahr auf die Flasche gebracht wurde.
Emrich-Schönlebers FRÜHLINGSPLÄTZCHEN hat etwas unglaublich charmantes Herbes, gepaart mit einer leichten Bitterkeit, die mich an eine Pampelmuse erinnert. Die Säure tänzelt fast ein wenig. Deutlich lauter ist das alles, als in den Jahren zuvor. Ich mag das, und wie!
RHEINGAU – Riesling
Da ich hier befangen bin, wie man befangener kaum sein kann, versuche ich – wie immer – Hlediglichinweise zu geben auf Weine und Entwicklungen, die ich besonders faszinierend oder spannend finde. Und da gibt es einige…
Eines der größten Talente, das die Region in den letzten Jahren hervorgebracht hat ist Julia Seyffardt, vom Weingut Diefenhardt. Hier lohnt es sich, alles zu probieren und auch alles im Auge zu behalten. Unbedingt! Marc Barth geht mit seinem 2015er HASSEL einen neuen Weg. Der Wein kommt jetzt erst auf den Markt und ist geprägt durch sein langes Hefelager. Ein, zumindest in meiner persönlichen Geschmackswelt, völlig richtiger Weg. Erst recht dann, wenn so ein monumentaler Wein dabei herauskommt, wie eben dieser aus der HASSEL.
Extrem spannend ist die Entwicklung im Weingut Kaufmann, früher Hans Lang. Unter Urban Kaufmanns Regie entstehen sehr feine und elegante Rieslinge und ein Pinot aus der HASSEL, der ganz sicher zu den allerbesten gehört.
Leitz ist in 2016 so elegant wie nie zuvor – beinahe schon spielerisch leicht, aber aber extrem griffig und packend. Die Stilistik ist deutlich anders als in der Vorjahren. Ähnlich bei Künstler, der in 2016 in Hochheim Weine produziert hat, die so gar nicht dick und barock sind – was für Hochheim und seine Lage durchaus nicht untypisch ist – sondern durch ihre Finesse und Feinheit begeistern.
Alexander Jung, vom Weingut Jakob Jung, geht ebenso konsequent seinen Weg und bringt immer präzisere Rieslinge in die Flasche. In Sachen Konsequenz ist allerdings Achim von Oetinger nicht zu toppen. Knochentrocken und felsenfest sind die Weine hier. Charaktervoll, so wie er eben auch ist! Und nicht zu vergessen die Weine von Allendorf. Auch hier entwickelt sich der Stil konsequent weiter hin zu viel Tiefe und Ausdruck und Individualität. Weil, nebenbei bemerkt, ist an Präzision in diesem Jahr kaum zu überbieten.
PFALZ – Riesling
Knipsers STEINBUCKEL erinnert mich in seiner ganzen Anmutung eher an einen Wein von der Nahe, als aus der Pfalz. Er ist sehr feingliedrig, tänzelnd und elegant. Dabei sehr saftig, animierend und bereits jetzt von hohem Trinkfluß. Exakt das Gegenteil, nicht was den Trinkfluß anbelangt, ist Rings SAUMAGEN. So viel Kraft, so viel Wucht und so viel Druck. Dabei perfekt eingefangen, was den Saumagen ausmacht. Zumindest dann, wenn man sich das vorstellen will und kann. Keinerlei Anflug von Überkonzentration, trotz der ganzen Wucht. So richtig erfassen kann ich den Wein erst im leeren Glas…da hängen alle Aromen wie angeklebt drin. Etwas Heu, etwas Zitrus – genau genommen eigentlich Zitronengras und irgendein Kraut, auf das ich jetzt beim besten Willen nicht komme. Und Lavendel. Das ist ein Monument von einem Wein und erinnert an die ganz Großen von Koehler-Rupprecht früher.
Fitz-Ritter gefällt mir in diesem Jahr auch außerordentlich gut. Der dichte und straffe HERRENBERG, der mit einer schönen Phenolik und einem extrem animierenden Bitterschwänzchen glänzt. Und der MICHELSBERG, der von seiner feinen und reifen Säure getragen wird und sich beinahe nicht mehr enden wollend um die Zuge wickelt und dabei beinahe wohlig warm wird – oder wirkt, oder wie immer man es nennen will. Der Wein hat eine ganz fantastische Dichte.
Ich schreibe über Weine, die mich auf verschiedenste Art und Weise packen und berühren. Manchmal bin ich objektiv – oder versuche es zumindest zu sein. Ich habe meine ganz persönlichen geschmacklichen Vorlieben. Die blende ich allerdings oft aus, einfach um den Weinen gerecht zu werden. Ich versuche es zumindest. Wenn dann aber einer kommt, und deswegen erkläre ich das jetzt so lange, der quasi in meine Welt der Vorlieben passt, wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, der Deckel auf den Topf, dann geht der Gaul mit mir durch. Und so ist das beim PECHSTEIN von von Buhl. Alleine beim hineinriechen bin ich kurz vor der Ohnmacht. Kräuterwürzig, schwitzig (meine ich besser, als es klingen mag), fordernd, packend… alles was sein muss. Dazu eine Spannung, eine Tiefe und eine Art Dunkelheit. Beinahe hätte ich “Schwarzes Loch” geschrieben. Unfassbar, was das für ein großer, großer Wein ist. Ich habe Gänsehaut. Am ganzen Körper! Auch sehr gut, und das darf nicht unerwähnt bleiben ist der PECHSTEIN von Mosbacher. Softer und nicht so brutal zuschlagend wie der von Buhl. Aber eben auch sehr gut. Ausgewogen im besten Sinne. Gleiches gilt für den von von Winning.
Der JESUITENGARTEN von Bassermann-Jordan ist wieder so einer für den zweiten Blick. Das ist echt nicht leicht zu erkennen, wenn man vor so vielen Weinen sitzt und der Sache wenigstens einigermaßen gerecht werden will. Verschlossen und komplex und erst nach mehreren Momenten im Mund überhaupt erst greif- und erkennbar. Dann bleibt er aber. Lange. Ein Wein für die nächsten zwei Jahrzehnte sicherlich. Mosbachers Pendant aus dem JESUITENGARTEN wirkt zwar deutlich süßer, ist er wahrscheinlich auch, aber das stört gar nicht. Das, was Mosbachers Weine so oft ausmacht, diese schöne Balance und eine gewisse Spannung, ist hier auch zu finden. Und salzig ist er auch. Und überhaupt bleibt der Wein minutenlang schmeckbar!
2015 KIRCHENSTÜCK von Bürklin-Wolf. Ein Klassiker. Ein Stück Weinkultur hierzulande. Diese Art von vornehmer Zurückhaltung, Distinguiertheit und dennoch völlig unspektakulärer Präsenz ist einfach herrlich. Ein 2015er, der im Reigen der ganz jungen Weine hier steht, wie zementiert. So muss das sein! Ähnlich und doch ganz anders das 2015 KIRCHENSTÜCK von von Buhl. Deutlich kräftiger in der Säure mit enorm viel Zug. Kann man direkt jetzt trinken, was ganz sicher keine schlechte Entscheidung wäre. Mund- und abendfüllend. Bassermann-Jordans KIRCHENSTÜCK, jetzt wieder 2016, reiht sich nahtlos in die Phalanx der sehr guten Weine aus dieser Lage ein. Er ist der gelbfruchtigste und hat die dichteste Konsistenz.
Vor mir steht jetzt ein Flight mit sechs Weinen aus dem UNGEHEUER. Ich habe an allen gerochen und muss zugeben, dass ich nicht in der Lage bin, einen roten Faden in Sachen Herkunft zu finden. So geht es mir oft. Bei uns im Rheingau im Rüdesheimer Berg eigentlich fast auch immer. Ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass im Ultra-Premium-Segment die Machart, das Drehen an allen möglichen Stellschrauben, die Herkunft im Allgemeinen überdeckt. Was weder verwerflich noch schlimm ist. Im Einzelfall, also von Wein zu Wein, ist es dann anders, weil es die Idee ist, die schmeckbar wird. Will heißen: UNGEHEUER ist das, was derjenige, der den Wein macht, glaubt, was es sein soll. Es ist eine Idee des Winzers. Acham Magins Idee vom UNGEHEUER ist eine mir sehr sympathische. Dezent und schlank, aber präzise und präsent. In sich ruhend. Bassermann-Jordan hat die druckvolle Variante. Eine, die ganz tief geht, abgrundtief und zieht. Toll. Von Buhl hat den lauteren Weg gewählt, wenigstens im Geruch. Nicht wirklich typisch für die Rebsorte – sprich den Riesling, muss man erkennen wollen – aber extrem faszinierend. Obwohl die Säure gut spürbar ist, riecht die Malo – der biologische Säureabbau – durch. Zumindest für mich. Ich mag das sehr. Mosbachers Idee ist eine charmante, typisch eben für das Weingut. Sehr harmonisch und ausbalanciert. Und von Winnning hat das Holz und die süßen Komponenten in den Wein gebracht. Sechsmal die gleiche Lage, sechs unterschiedliche Ideen, sechs grundverschiedene Weine. Für mich, wohlgemerkt. Ich kann es nicht oft genug betonen. Es ist durch und durch subjektiv.
Ganz puristisch, im allerbesten Sinne, ist das FREUNDSTÜCK von Bassermann-Jordan. Keinerlei Schnickschnack, keinerlei Spielerei, durch und durch seriös und focusiert. Zupackend, mit viel Zug und enorm trocken wirkend. Ein toller Wein! Und auch hier linst wieder Mosbacher, mit seiner charmanten Art um die Ecke und aus dem Glas. Harmonsich, etwas gelbfruchtig und sehr griffig. Ich mag die Mosbacher Kollektion sehr gerne in desem Jahr. Der KALKOFEN von Bassermann-Jordan ist ein nächstes Monument in dieser sehr überzeugenden Kollektion. Zupackend und nicht mehr loslassend. Herb im besten Sinne des Wortes, sehr trocken wirkend und seriös bis zum Anschlag. Der KIESELBERG von von Buhl besticht wiederum durch seinen so anderen Geruch. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Kollektion. Von Winnings KIESELBERG, immer einer meiner Lieblingsweine, ist ganz anders. Sehr dicht und leicht herb und gar nicht süß wirkend. Sehr gut! Der HOHENMORGEN von Bassermann-Jordan rundet deren Portfolio perfekt ab. Ähnlich wie 2014 ist Bassermann-Jordan eine herausragende Kollektion gelungen. Von Buhl auch!
Der REITERPFAD-IN-DER-HOHL von Bürklin-Wolf ist für mich ein Paradebeispiel eines ökologisch erzeugten Weins. Hätte ich diesen Wein in einer Blindprobe, würde ich zwar nicht die Herkunft erkennen, aber das er ökologisch erzeugt wurde. Es ist diese andere Art von Spannung, die dieser Wein hat. Dieses dichte Moment. Sehr überzeugend! Der 2015er REITERPFAD-HOFSTÜCK von von Buhl sticht auch hier heraus. Auch öko, auch wieder diese spürbar andere Dichte, aber wesentlich fordernder als der Vorgänger. Einer, der will, dass man sich mit ihm auseinandersetzt. Kraftvoll, leicht bitter, saftig und mit Anklängen von Filz, etwas Eukalyptus und Pampelmuse. Toll!
Wer diesen Blog aufmerksam verfolgt, oder wenigstens die VDP.GG Berichte, der weiß, dass ich ein großer Fan von Christmanns IDIG bin. Das ist Jahr für Jahr oft einer meiner Lieblinge. So auch in diesem Jahr. Der IDIG braucht Zeit, immer. Dennoch würde ich ihn jetzt sofort leertrinken. Diese Ausgeburt an dunkler Kühle macht mich schier wahnsinnig. Reif, nicht überreif. Tief und fest und in sich ruhend. Groß! In nichts nachstehend ist der MANDELGARTEN-MEERSPINNE aus dem gleichen Haus. In der Säure etwas präsenter und mit einer völlig anderen Phenolstruktur. Lange anhalten, sich beinahe in den Gaumen eingrabend. Zwei herausragende GGs in 2016 aus dem Hause Christmann!
Rebholz hat ein Trio auf den Tisch gestellt, das ausgesprochen spannend ist. IM SONNENSCHEIN hat deutlich zitronige Anklänge und wirk überhaupt sehr frisch und aufgeräumt. Die Säure steht fest und nichts schießt über das Ziel hinaus. Alles sehr rund. und ausgefeilt und ellenlang. Ein Großer! Der “GANZHORN” IM SONNENSCHEIN wirkt etwas gedeckter und reifer. Im Mund noch saftiger, als der Vorgänger. Und wieder, und ich weiß nicht, was das heute ist, wird es enorm salzig. Das Wasser läuft mir im Mund zusammen und alles steht für Momente fest. Der KASTANIENBUSCH wirkt in der Nase am verschlossensten. Den Wein muss man eigentlich jetzt nicht anfassen. Den legt man sich die nächsten 20 Jahre in den Keller.
Mit einem wirklich sehr hübschen Stinker ist der KASTANIENBUSCH von Wehrheim ausgestattet. Überhaupt ist das ein sehr spannender Wein. Nicht ganz so floral, wie der Vorgänger. Dicht, fest, beinahe hart. Aber alles unglaublich faszinierend. Kein Fruchtschmeichler, ein Steinwein im allerbesten Sinne. Wenn überhaupt, dann ist da etwas Granatapfel zu entdecken. Die Säure steht monumental. Aber nicht unangenehm. Ein Wein mit vielen Facetten. Sehr vielen. Ein toller Wein. Ein spannender Wein. Und wahrscheinlich auch ein großer Wein.
FRANKEN – Riesling
Knalltrocken, ausufernd in der Säure und mit enorm viel Charakter ist der STEIN vom Staatlichen Hofkeller. Der packt und lässt nicht mehr los. Gar nicht mehr. Wer Säure mag und keinen Zucker ist hier bestens aufgehoben. Allerbestens! Der STEIN von Ludwig Knoll ist auch knalltrocken – er wirkt zumindest so. Hier kommt aber ein wesentliches weiteres Moment hinzu: die Phenolik. Die ist herausragend und verleiht dem Ganzen einen ganz enormen Zug. Zeitgleich vibriert die Säure. Ein fantastischer Wein, der ganz am Anfang seiner Entwicklung steht. AM LUMPEN 1655 von Horst Sauer ist, wie beinahe immer, einer meiner absoluten Favoriten. Einerseits etwas gelbfruchtig, andererseits getragen von einer immensen Kühle. Die Säure nagelt mich fast an die Wand. Aber ich muss gestehen, in dem Fall mag ich das. Und wie! Ein Wein, der heute hier für mich definitiv zu den besten gehört.
FRANKEN – Pinot Noir
Der SCHLOSSBERG von Fürst wirkt im ersten Moment sehr rauchig. Genau genommen erinnert er mich an den Geruch eines Kamins. Dazu kommt etwas nasses Holz und Liebstöckel. Leicht süßlich im ersten Moment, dann aber macht er direkt klar, dass das, wenn überhaupt, vom Alkohol kommt. Die Säure ist fein und trägt viel bei diesem Wein.
Der SCHLOSSBERG von Baltes erinnert an grüne Bohnen. Verrückt! Dann kommt viel konzentrierte rote Frucht. Schattenmmorellen. Und etwas Filz. Extrem Vielschichtig. Die Säure ist perfekt! Ganz fein, ganz reif und genau so, wie sie sein soll. Die Tannine sind annähernd perfekt. Ein großer Pinot!
Der HUNDSRÜCK von Fürst ist sehr griffig und dunkel in seiner gesamten Anmutung. Die Tannine wirken noch spröder, wenigstens im Vergleich zu dem anderen Wein. Hier ist alles auf eine lange Lagerung ausgelegt.
Mehr und mehr wird der Würtz zum Dollase des Weins,toll geschrieben mit vollfruchtigen Geschmackseindrücken…ein Lesevergnügen,zum baldigen Genuss.
Da grinst doch gerne mal der Fehlerteufel aus dem Glas: Es gab keinen 2015er Kirchenstück von Bassermann zu verkosten, der war von Bürklin. Und bevor alle die Läden stürmen, um einen Ungeheuer von Christmann zu kaufen: Den gibt es nicht – und damit auch keine Idee Christmanns vom Ungeheuer
. Der Wein war von Acham-Magin, was alleine schon am Bouquet erkennbar war, da er genauso wie die drei anderen GGs von Acham-Magin gerochen hat…
Das mit Christmann habe ich gestern schon realisiert. Den Rest nicht…
Bürklin-Wolf sollte das natürlich heißen, bei 15er. Ist ja klar. Ansonsten würde der Text auch nicht passen. Danke für den Hinweis
Mir war gar nicht bekannt, dass Daniel Wagner jetzt auch einen SCHARLACHBERG produziert. Da ist wahrscheinlich der Heerkretz gemeint.
Nein. Scharlachberg
Ah, danke für die Info. Ich habe den dann gleich mal gegoogelt (hätte ich ja auch gleich machen können). Mit der positiven Verkostungsnotiz freue ich mich schon darauf, den demnächst mal zu probieren.