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Gebietstreform

Seit mehreren Jahren tagt ein länderübergreifender Ausschuss, bestehend aus den jeweilig zuständigen Weinbauministerien und diversen Verbänden, um eine sinnvolle Gebietsreform der Deutschen Anbaugebiete zu erarbeiten. Das Ergebnis wurde nun der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.

Deutschland hat 13 Weinanbaugebiete, alleine fünf davon liegen im Bundesland Rheinland-Pfalz. “Der Deutsche Wein und ganz besonders seine Begrifflichkeiten müssen dringend entrümpelt und für die Zukunft neu aufgestellt werden”, so Ulrike Höfken, Weinbauministerin in Rheinland-Pfalz und Vorsitzende des Ausschuss, “und das geht bei den geografischen Bezeichnungen los”. Als “historischen Irrtum” bezeichnet sie die neu eingeführte Regelung, Lagen noch einmal in kleinere “Gewanne” oder “Kataster” zu unterteilen. “Das versteht kein Mensch mehr”, so die Ministerin. Und hier will der Ausschuss den entscheidenden Hebel ansetzen.

Eines der wesentlichen Ergebnisse des Ausschusses ist eine Gebietsreform, die zum Kern die Zusammenlegung mehrer Anbaugebiete hat. So sollen künftig alle Rheinland-Pfälzischen Anbaugebiete unter dem Begriff “Rheinwein” zusammengefasst und die Weine auch so benannt werden. Die beiden östlichen Anbaugebiete Sachsen und Saale-Unstrut laufen künftig unter dem Begriff “Elbwein”. Württemberg wird als eigenständiges Anbaugebiet aufgelöst und künftig gemeinsam mit Baden unter der Bezeichnung “Badenwein”  rangieren. Franken, die Hessische Bergstrasse und der Rheingau laufen künftig unter der Bezeichnung “Rhein-Main-Wein”. Insbesondere letzteres stößt auf große Zustimmung. Der Rheingauer Weinbaupräsident Peter Seyfardt sieht hier “einen logischen und längst überfälligen Brückenschlag”. So können gerade durch diese Bezeichnung die Bewohner der Rhein-Main-Region “noch stärker an unsere wunderbaren Produkte gebunden werden”.

Kritik kommt hingegen von Nahe und der Ahr. Der VDP-Vorsitzende beider Regionen, Armin Diel, fürchtet um die mühsam aufgebaute Marke. “Wir haben in den letzten Jahren, wie keine andere Region im Land, um unsere eigene Identität gekämpft. Diese werden wir nicht einfach so aufgeben”. Diel kündigte, gemeinsam mit den Kollegen der Ahr, Widerstand an. Notfalls wolle man sich ganz vom Bundesland trennen und über den Umweg Brüssel eine eigene Herkunftsbezeichnung auf den Weg bringen.

Zustimmung signalisieren indes die großen Kellereien und ihre Verbände. Denen geht die Reform sogar noch nicht weit genug. Sie würden sich eine noch größere Zusammenfassung der Herkünfte und deren Bezeichnungen wünschen. “Am Ende des Tages, helfen uns nur große Herkünfte, um am Markt bestehen zu können”, so Peter Rotthaus vom Bundesverband der Deutschen Weinkellereien. “Wer kennt schon Rhein-Main?”, fragt er. Für den Verband wäre eine Bezeichnung wie “Deutscher Wein” am sinnvollsten. Langfristig müsse das ganze auch auf Europa ausgedehnt werden, meint der Verbandssprecher.

Selbst der Bundes-VDP mit seinem Präsidenten Steffen Christmann signalisiert Zustimmung zu den ausgearbeiteten Reformen.”Wir werden direkt in den Arbeitskreisen zusammenkommen, um unsere neue Klassifikation auf die veränderte Situation abzustimmen”, erklärt er. Denkbar sei künftig anstatt des VDP.ORTSWEIN ein VDP.LANDESWEIN. An der Spitze der Pyramide müsse dann natürlich noch gearbeitet werden. “Wir sind im Kontakt mit unseren Kollegen aus Österreich um über ein GROSSES GEWÄCHS DEUTSCHER NATIONEN” zu verhandeln. Wie das dann im Einzelnen exakt zu benennen sei und ob es Ausnahmen geben könnte, wolle er dann “konstruktiv mit den jeweiligen Landesverbänden diskutieren”.

8 Kommentare zu “Gebietstreform

  • Chris

    In dem Zusammenhang ist es nicht unwichtig dass die Franzosen das Elsass gerne aufgeben würden.
    Baden und die Südpfalz sind hier bereits über die Verteilung am streiten.

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  • Weinkaiser

    Das GROSSE GEWÄCHS DEUTSCHER NATIONEN ist schon bald wieder überholt, denn wir stehen gerade in den Abschlussverhandlungen mit ÖWM und DWI für die Einführung des GROSSEN GEWÄCHS K & K unter der Schirmherrschaft der neuen Deutsch-Österreichischen Weinkönigin und des Weinkaisers….

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  • EC

    Jetzt kommt bestimmt noch der MP Drehhofer auf den Plan und legt bezüglich des vorgesehenen Anschlusses von Franken an Hessen Einspruch ein und fordert, daß diese Weine (inclusive denen aus dem ehemals bayerischen Teil der Pfalz) als “Vini Bavarie” tituliert werden. Oder wird der Söder hier schneller sein und sich als Franke nicht die Butter vom Brot nehmen lassen?

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  • Mathias

    Nicht kleckern, sondern klotzen :-)
    Elsass, Deutschland und Österreich schmeckt ohnehin alles gleich, daher wäre die Nomenklatur “Großdeutscher Wein” ein Schritt zu mehr Konsumentenfreundlichkeit und gegen die aktuell irreführende Kleinstaaterei im Weinbau.
    Kolchosen und eine umfassende Flurreform samt Zurückdrängung des biodynamisch-esoterischen Sektenwesens führen den Vollernter zu neuer Blüte und erlauben endlich anständigen Wein für unter 1 EUR / 0,75 l Fl. anzubieten.

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  • Reblaus1975 (Holger)

    Die Reform geht mir nicht weit genug.
    Der Vermerk auf dem Etikett “Wein” reicht vollkommen!

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