Der Gampe aus Berlin ist wieder da und schreibt über Blaufränkisch vom Rhein… Anmerkung vom Würtz )
Neulich wurde in einer bekannten Weinhandlung am Gendarmenmarkt in Berlin zu einer beeindruckenden “Orbel” Vertikale geladen. Felix Peters, der Geschäftsführer vom Weingut St. Antony, und Sebastian Strub, der Kellermeister und Maître d´Amusement, präsentierten die trockenen Orbel-Rieslinge aus den Jahren 1986 bis 2013. Einige der Weine waren deutlich gereift und teilweise auch etwas über dem Zenit, andere dagegen noch erstaunlich frisch und knackig, wie beispielsweise der noch ziemlich druckvolle 1994er Nierstein Orbel Riesling trocken. Was mir bei dieser Probe aber sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen hat, war der Blaufränkisch “Nierstein Reserve” der beiden aus dem Jahrgang 2012.
„Wir möchten mit unserem Blaufränkisch Rotweine machen, die links und rechts von Nierstein nicht möglich sind“, sagt Felix Peters aus voller Überzeugung. Erste Erfahrungen mit der Rebsorte sammelte Peters in den Jahren 2003 bis 2005 als Betriebsleiter auf Schloss Halbturn im Burgenland.
Im Jahr 2006 übernahm Felix Peters dann die Betriebsleitung im Weingut St. Antony. Seit diesem Zeitpunkt gibt die individuelle Handschrift des gebürtigen Breisgauers die klare Marschroute vor. Er legt viel Wert darauf, herkunftsbezogene und nicht austauschbare Charakterweine zu keltern, was ihm von Jahr zu Jahr mehr gelingt. Es geht ihm und seinem Team um „Profilweine“ – authentische, für sich selbst stehende Weine.
Die akribische Art von Felix Peters und sein Hang zum Perfektionismus erklären auch seine Vorgehensweise. Für das Projekt „ein großer Rotwein aus Nierstein“ benötigte er die bestmöglichen Genetiken aus dem Ursprungsgebiet des Blaufränkisch.
Er fand sie in der kleinen Parzelle Reihburg vom Winzer Uwe Schiefer am Eisenberg. Von dort stammen die Edelreiser des Blaufränkisch Reserve, die zu Hause in Nierstein auf die 34 Jahre alten Unterlagsreben gepfropft wurden. 2011 war es dann endlich soweit, den Blaufränkisch in der berühmten Lage Pettenthal am roten Hang zu pflanzen.
Die Vielfalt und die verschiedenen Spielarten des Blaufränkisch, mal große, mal dünne und dann wieder dicke Trauben zu haben, diese Vielfalt war es, die Felix Peters in Österreich so begeistert hat und die er in Deutschland oft vermisst. „Allzu häufig werden sie leider ein Opfer der wirtschaftlichen Rationalisierung“, sagt er.
Es ist auch jene Leidenschaft zum Produkt, die im Glas mitschwingt. Die mineralische, jodartige Note gepaart mit reifen, saftigen Brombeeren und die ätherische Düfte, wie etwa Eukalyptus und weißer Pfeffer, beeindrucken in der Nase. Sie geben dem Blaufränkisch eine verführerische Eleganz. Dieser Wein macht jetzt schon immensen Spaß und verfügt über einen großartigen Trinkfluss dank der kräftigeren Säure. Die ist beim Rotwein mindestens genau so wichtig wie beim Weißwein. Ich bin total gespannt, wie der Wein sich in den nächsten 5 bis 10 Jahren und darüber hinaus entwickelt und weiter an Struktur gewinnen wird.
Felix Peters und Sebastian Strub haben für mich DEN Maßstab in Sachen Blaufränkisch in Deutschland gesetzt,da bin ich mir sicher.
Der 2009er Blaufränkisch Reserve von Philipp Kuhn aus der Pfalz hat für mich schon vor einem Jahr Maßstäbe in Deutschland gesetzt.
Dies haben Philipp Kuhns “Ziehväter”, die Knipser Brüder schon vor ca. 10 Jahren mit einem Lemberger im Versuchsanbau getan. War geiles Zeug, das angeblich aus einen “Disput”mit einem schwäbischen Winzer entstand.
So wurde bewiesen , dass man auch tollen “Schwabentod” in der Pfalz machen konnte. Weiß zwar nicht, ob die Story wirklich stimkmt; der Wein war jedenfalls Extraklasse.
Doofe Frage von einem Halbwissenden: Warum verwendet man hier den Namen “Blaufränkisch” statt “Lemberger”? Oder gibt es doch einen Unterschied zwischen den deutschen Lembergern und den österreichischen Blaufränkischen? So rein rebsortentechnisch gesehen…
Ansonsten sicher interessant, wie der Unterschied z.B. zu einem Dürrau vom Weninger ist.
Blaufränkisch nimmt man dann gerne, wenn man so sein will wie die Ösis..
Nein, ernsthaft, es gibt keinen Unterschied. In diesem Fall macht es Sinn, weil die aufgepfropften Reise jau auch tatsächlich Ösis waren
Dirk war schneller. So isses
Ok, danke!
Wenn man dann allerdings einen Blaufränkisch-Ösi-Geschmack erreichen will, dann ist möglicherweise der Boden wichtiger als die Rebe. Gerade bei den verschiedenen BF von Weninger aus A und H (6 verschiedene habe ich probiert) habe ich eindrucksvoll feststellen können, wie extrem der Einfluß des Bodens auf die Aromatik ist.
Auf dem Blatt Papier ist Blaufränkisch und Lemberger das gleiche. Aber die Rebsorte hat in den zwei/drei Ländern eine komplett verschiedene Entwicklung genommen. In Württemberg gab es früher häufig genossenschaftlich organisierte Winzer, die aus der Züchtungsanstalt in Weinsberg selektionierte einzelne Klone gepflanzt haben, die eher auf Ertrag getrimmt waren. In Österreich sind bis vor 10-12 Jahren ausschließlich Populationen angepflanzt worden. Alte Mutterweingärten mit einer natürlichen Genetikvielfalt wurden geschnitten und im Gesamten veredelt. So hatte man die Vielfalt des Blaufränkisch über die Jahrzehnte (oder auch Jahrhunderte) getragen. Das ist ein spannender Unterschied.