Alles über Wein und den Rest der Welt…

“VDP.Grosses Gewächse” 2013 – Teil 2

Es ist ziemlich genau neun Uhr und ich bin wieder in Wiesbaden, um den zweiten Teil der GGs zu probieren. Ich bin extrem gespannt.

 

Es geht zunächst noch weiter mit Riesling.

 

Franken

Der Tag startet ähnlich freundlich wie gestern. Der “Centgrafenberg” von Fürst ist genau der richtige Wein für diese Uhrzeit. Eher tänzerisch, animierend in der Säure, spielerisch in der Mineralität und er steht wie eine Eins im Glas, wie auch in meinem Mund. Und ich habe gerade noch einen Kaffee getrunken. Der Wein packt das weg!

Ähnliches gilt für “Am Lumpen” von Horst Sauer. Fest, straff und packend. Der Wein hält lange an und animiert. So macht das Spaß

 

Württemberg

 

“Süssmund”… was für ein wunderbarer Lagenname. Ich gebe es zu, alleine schon der Name stimmt mich positiv. Sollte das unprofessionell sein, ist mir das egal. Zum Glück ist der Wein von Adelmann gut. Er ist sehr animieren, beinahe schon anregend mit einer freundlichen Säure und guter Struktur. Ich mag das!

 

Was ich auch mag, ist Haidles “Pulvermächer”. Die wirklich feste Struktur, gepaart mit dem genialen Grip, den dieser Wein hat, macht große Freude. Die innere Kern ist fest und reif und das Ganze hat wirklich Länge. Besonders prägnant ist die Säure, aufgrund der ich diesen Wein niemals blind in Württemberg verorten würde. Großer Trinkfluss, großes Kompliment!

Das war es für mich mit den Weißweinen. Der Kollege Valhlefeld wird die Tage weiter über die weißen GGs hier berichten.

 

SPÄTBURGUNDER – Pinot Noir

Ahr 2012

 

Der “Rosenthal” von Stodden ist ein feiner, kräutriger und saftiger Zeitgenosse. Die Länge passt, die Struktur auch. Ein sehr gelungener Wein.

 

Der “Sonnenberg” von Meyer-Näkel ist die Ausgeburt an Komplexität, Finesse und Perfektion. Alles passt bei diesem Wein. Er packt mich vom ersten Reinriechen ab und lässt mich nicht mehr los. Ein Meisterwerk!

 

Stoddens “Sonnenberg” ist ebenfalls auf einem hohen Niveau, wenngleich er nicht die Eleganz des Meyer-Näkel´schen Weins versprüht. Er ist fester, kräftiger und die Tanninstruktur ist opulenter. Ein großartiger Wein für die Freunde des druckvollen Trinkens… Der “Herrenberg” ist auch so ein Kandidat. Viel Druck, Opulenz, Nachhaltigkeit und Freude.

 

Meyer-Näkels “Kräuterberg” macht mich sprachlos… atemlos… beinahe. Ein Monument, ein Kunstwerk! Diese Mischung aus abgrundtiefer Dichte, innerer Spannung, feinster Pinotfrucht und monsterelleganter Säure haut mich beinahe vom Stuhl. Ich gebe nie Punkte, aber wenn ich Punkte geben würde, wäre der Wein ein Kandidat für Höchstnoten!  Auch der “Pfarrwingert” ist ein brillanter Wein. So fein, so animierend, soooo gut!

 

Rheingau 2012

August Kesslers “Schlossberg” setzt nahtlos da an, wo die Rieslinge aufgehört haben. Diese Eleganz ist annähernd einzigartig im Rheingau. So viel Ausdruck, Frucht, Kraft und Länge mit einer solchen Eleganz zu kombinieren ist bewundernswert. Da weiß einer ganz genau was er macht, insbesondere wann er zu ernten hat. Perfekt! Der “Höllenberg” von Kesseler ist auf dem gleichen Niveau. Unglaublich fein, viel Cassis, eine Säure, die ich schlicht als sensationell empfinde. So muss Pinot schmecken und nicht anders. Zumindest für mich!

 

Rheinhessen 2011

Gutzlers hat mit seinem “Brunnenhäuschen” ebenfalls einen großen Wurf gelandet. Der Wein ist ziemlich perfekt, weil so herrlich unmodern. Keine schreienden Röst- und Schoko- und Karamellaromen, sondern feinste Kirschfrucht, gepaart mit einer wunderbaren kräuterwürzigen Komponente und einer saftigen, fast schon vibrierenden, Säure. Der “Morstein” hingegen ist ein sehr kühler, herber und rauher Vertreter. Zupackend, fest und nicht mehr loslassen wollend. Großes Kompliment für diese beiden herausragenden Pinots.

 

Pfalz

“Idig” 2011 von Christmann springt mich direkt an. Der Wein ist der Inbegriff an Kühle. Mehr Kühle geht gar nicht. Hier spielt Frucht kaum eine Rolle, hier geht es um Substanz, um Konsequenz und um Stringenz. Und wenn ich es nicht so oder so wüsste, würde ich sofort auf einen ökologisch produzierten Wein tippen. Diese innere Dichte ist eine unumstößliches Indiz. Ein toller Wein!

 

Rebholz stellt einen 2009er auf den Tisch. Auch das ist konsequent, und wie. Der “Im Sonnenschein” ist taufrisch, beinahe immer noch verschlossen. Tiefdunkel in der Anmutung, beinahe salzig und auch unglaublich kühl. Er hat einen irren Zug und ganz viel Griff. Ein großer Pinot!

Wehrheims 2012 “Kastanienbusch” gefällt mir ebenfalls sehr gut. Animalischer als die beiden anderen und etwas wild. Ganz besonders mag ich hier die perfekte Säure. Ein wunderbarer Wein.

Die “Kalmit” von Kranz ist aus der Rubrik “Monolith”. Glasklar, scharf und präzise an den Kanten, lang und dicht, komplett zu, aber mit großartigem und relativ leicht zu erkennendem Potenzial. Die Säure ähnelt einem Lichtschwert. Ein Knaller!

Still, tief, ruhig, in sich ruhend, aber riesig, empfinde ich den “Kammerberg” von Becker. Er hat eine ausgeprägte und ganz wunderbare Tanninstruktur, die Säure ist annähernd perfekt und die gesamte Anmutung einfach wunderbar. Zudem hat er ein riesiges Potenzial. In Sachen Potenzial steht der “Sankt Paul” in nichts nach. Er ist noch einen Tick fester, beinahe männlicher. Dazu kommt eine fantastische Präzision und ellenlang ist er auch. Groß!

Fazit: Die Pfalz haut in Sachen Spätburgunder ganz gewaltig einen raus. Großes Kino. Leider gab es keinen Pinot von Knipser.

 

Franken

Der “Schlossberg” von Fürst sticht heraus, in jeglicher Hinsicht. Der Geruch ist wild und ganz anders. Eine Mischung aus Röstaromen, Haselnüssen, Gummi, süße Kirschen und Kräutern. Verrückt!  Im Mund ist er kompromisslos, mit viel Grip und Zug. Salzig, lang und länger. Ein durch und durch faszinierender Wein. Der “Centgrafenberg” ist wunderbar elegant und vielschichtig. Ganz fein. Der “Hundsrück”geht wieder in die wildere Richtung, wenngleich er deutlich mehr von seiner Säure lebt. Drei wirklich perfekte Weine.

Es macht so viel Spaß, die Arbeit von Benedikt Baltes zu verfolgen. Wie der sich entwickelt und Stück für Stück stilsicherer wird, ist eine wahre Freude. Der “Schlossberg” ist dicht, geprägt von extrem reifen Tanninen und einer beinahe spielerischen Säure. Was mich aber am meisten begeistert ist der “Kick-Back”. Der Wein ist weg, ganz weg, dann dauert es beinahe eine Minute und er kommt monumental zurück. Viel zu jung, aber groß!

 

Baden

Der “Bienenberg Wildenstein” von Huber taugt für jedes Seminar, warum Rotwein ohne Säure wie ein Auto ohne Räder ist. Die Säure ist der Hit. Sie trägt den Wein und transportiert ihn beinahe. Ansonsten ist das Ganze ziemlich wild und verrückt. Mein Wein sozusagen. Der “Schlossberg” hat ganz klassische und kühle Aromen. Viel Kirsche, dazu kommt ein Hauch von Paprika – verrückt – und wieder ist da eine tolle Säure. Die “Sommerhalde” ist der zurückhaltendste der Weine, ziemlich verschlossen. Die Stilistik bei Huber ist anders als sonst. Die Weine sind allesamt sehr kühl. Das kommt mir entgegen.

Heger hat einen wunderbar eleganten, beinahe feingliedrigen “Schlossberg” in die Flasche gebracht. Relativ präsent und ausgeprägt. Ein Langstreckenläufer, sicherlich. Der “Winklerberg” hingegen ist noch komplett verschlossen. Wie zubetoniert! Es dauert Minuten, bis ich ihn im Glas ein wenig “aufgeschüttelt” habe. Das hat viel Potenzial.

 

LEMBERGER 2012

Noch nie habe ich bisher hier in Wiesbaden die Lemberger probiert. Da mich ja aber der Lemberger/Blaufränkisch Virus befallen hat, kann ich in diesem Jahr natürlich nicht an diesen Weinen vorbei!

Es geht ziemlich gut los. Der “Verrenberg” vom Fürst zu Hohenlohe Oehringen hat eine wunderschöne Säure, zwar noch leicht ruppige, aber sehr gute Tannine, er ist reif, aber nicht überreif. Durch und durch gelungen.

Die “Ruthe” vom Grafen Neipperg ist ein ziemlich verschlossener, noch unentwickelter Riese. So wirkt er zumindest auf mich. Da schlummert ganz viel hinter den kräftigen Gerbstoffen und der prägnanten Säure. Der “Schlossberg” hingegen ist der weichere, rundere, beinahe samtige Vertreter. Ein, so blöd das klingt, Aristokrat. Beide Weine sind top!

“St.Michaelsfeder Michaelsberg”, ein ziemlich langer Name für einen ziemlich geilen Wein. Beim hineinriechen entfuhr mir ein “Boah”. Was für eine Frucht, was für eine Konzentration an allem, was man Gutes in einem Wein konzentrieren kann. Tolle Säure, super reife Gerbstoffe. Alles genial! Ein Musterbeispiel.

Unheimlich trinkfreudig ist der “Oberer Berg” von Graf Adelmann. Er hat eine, durch und durch angenehmen, süßliche und überreife Anmutung. Dabei ist die Säure extrem frisch und geradezu knackig. Großer Trinkspass.

Aldingers “Bergmandel” greift direkt zu. Hart und unnachgiebig, mit fester Hand. Ein beinahe autoritärer Wein. Streng! Klasse!

Schnaitmanns “Bergmandel” ist ganz anders. Ein Charmeur, ein Beau, ein Tänzer. Feinste reife rote Früchte – Himbeeren, Brombeeren. Eine samtige Textur, dazu die unvermeidliche, wunderbare Säure. Alles passt perfekt zusammen, das Potenzial dieses Weines ist förmlich fühlbar. Ein Kunstwerk!

Der 11er “Mönchberg” von Haidle hat mich kürzlich in einer Blindprobe restlos – neudeutsch – geflasht. Leider ist er ausverkauft und ich habe mit Spannung auf den 12er gewartet. Ein wunderbarer Wein. Dicht, mit tiefer und dunkler Struktur, etwas ruppig noch in Sachen Gerbstoffe, mit großem Potenzial. Hinten raus hat er eine extrem angenehme süßliche Komponente. Der muss reifen und wird ganz sicher, darauf möchte ich wetten, einen “He(a)id(l)en Spaß” machen ;-)

Das war es in diesem Jahr hier in Wiesbaden für mich. Wie bereits erwähnt, wird der Kollege Vahlefeld weiter hier berichten. Mein Gesamtfazit folgt dann auch irgendwann die Tage.

Ein großes Kompliment an die Mitarbeiter der VDP-Geschäftsstelle für die herausragende Organisation diese Probe. Vielen Dank an die vielen fleißigen jungen Leute, die unermüdlich auf und ab laufen, um uns die Weine zu bringen. Es ist und bleibt die wahrscheinlich am besten organisierte Probe in der Weinwelt. DANKE!

4 Kommentare zu ““VDP.Grosses Gewächse” 2013 – Teil 2

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>