Alles über Wein und den Rest der Welt…

Verstehen Sie mich?

Ich war die letzten Tage in Norwegen, genau genommen in Oslo. Neben vielen anderen Terminen versuchte ich eineinhalb Stunden lang, angehenden norwegischen Sommeliers etwas über deutschen Wein zu erklären. Es war eine echte Herausforderung. Was ist das doch alles so kompliziert bei uns in Deutschland.

Vorab muss ich unbedingt einmal ganz ausdrücklich das Deutsche Weininstitut (DWI) loben. Im Inland gerne beschimpft und belächelt, bekommen doch ganz viele leider gar nicht mit, was das DWI alles für den deutschen Wein – gerade im Ausland – tut. Unter anderem unterstützen sie beispielsweise die Sommelierausbildung in Norwegen. Das macht extrem viel Sinn und das nicht nur in Norwegen! Vor der nächsten Schimpftirade deshalb einfach einmal kurz darüber nachdenken…

Zurück zum eigentlichen Thema

Vor mir saßen um die 30 angehende Sommeliers, die in ihrer Ausbildung noch nichts über deutschen Wein gehört, respektive gelernt hatten. Sie waren sozusagen “jungfräulich” und dementsprechend waren auch ihre Fragen. Damit das Ganze auch schön anschaulich wird, hatte ich mehrere Weine aus verschiedenen Anbaugebieten dabei – Mosel, Rheinhessen, Pfalz und Rheingau. Der erste Wein unserer Probe war ein feinherber Kabinett von der Saar und damit begann auch sofort das Drama. Warum steht da “Mosel”, wenn der Wein von der Saar kommt, was ist ein Kabinett und was um Himmels Willen bedeutet das Wort “feinherb”? Ich begann also von ganz vorne, schnappte mir einen Stift und fing an, die Flipcharts zu bemalen. Deutscher Wein “en general” und im besonderen. Von A bis Z, im Schnellmodus und ohne unnötig schwierige Ausschmückungen. Dazu, quasi als Sahnehäubchen, die neue VDP-Klassifikation, denn drei der vier Betriebe waren VDPler.

Es war ein Desaster und ich befürchte, dass die angehenden Sommeliers dachten, Weinbau made in Germany ist ähnlich kompliziert wie der Eigenbau eines Teilchenbeschleunigers. Und leider hatten sie damit recht. Wenn mann tagtäglich drin ist im Thema, so wie ich, ist das alles gar kein Problem. Wenn man aber einmal die Gelegenheit hat, das Ganze erklären zu dürfen – auf Englisch – für absolute Novizen, stößt man/ich schnell an Grenzen. Ja, Deutscher Wein ist kompliziert. Nicht was das Trinkverständnis anbelangt, aber der Rest.

chiantiDie Sache mit den Prädikaten, den Mostgewichten und was so dazu gehört, ging noch. Gerade noch. Dass ein Kabinett trocken oder süß sein kann auch, wenngleich da bereits ein gewisses Unverständnis einsetzte. Ich überging das mit der einfachen Begründung: “Das gehört so”. Beim Begriff “feinherb” bin ich deutlich an meine Erklärungsgrenzen gestoßen und halbtrocken habe ich wie folgt erklärt:

Stellen Sie sich vor, Sie kommen nach Hause und Ihre Frau sagt: “Schatz, ich bin halbschwanger”, und sie antworten: “Na, da bin ich aber halbfroh”…

Natürlich habe ich auch direkt angemerkt, dass ich keine Idee habe, wie man das anders nennen sollte, aber so wie es ist, ist es halt echt schwierig… Ich blieb den Rest des Vortrages einfach bei “trocken” oder “nicht trocken” und ich empfahl den angehenden Mundschenken, dies künftig ebenso zu handhaben. Alles andere ist nur etwas für Fortgeschrittene.

Was war ich froh, ehrlich gesagt, dass ich die ganzen VDPisten-Weine dabei hatte. Allesamt aus dem Jahrgang 2012, also aus dem neuen Klassifikationszeitalter. Mit einem Hauch von überlegenem Lächeln malte ich die Klassifikation an die Flipcharts und erklärte beiläufig, dass das Ganze TOTAL einfach schon an der Flaschenausstattung zu erkennen sei. Diese ist nämlich verbindlich und deswegen sehr hilfreich. Während ich also mit dem Pyramidenmalen beschäftigt war, wurde es hinter mir unruhig. Leider hatten die Kollegen VDP-Winzer doch eine sehr eigene Vorstellung in Sachen Ausstattung und “ci”. Jede Flasche war anders, nicht eine einzige entsprach den Richtlinien. Ich war frustriert und der Rest war irritiert.

So, liebe Kollegen, wird das in einhundert Jahren nichts. Es ist doch eigentlich ganz einfach. Wenn etwas ein “Ortswein” sein soll, dann schreibt es doch bitte auch auf die Kapsel! “VDP.Ortswein”. Tut nicht weh. Und nennt das Ganze bitte nicht “Fassxywasauchimmer”, kein Wort vom Ort und das “VDP.Ortswein” gehört auch nicht versteckt in eine Ecke des Rückenetiketts. KEIN MENSCH versteht das. Es geht hier nicht um mich, es geht um Eure künftigen Kunden. Die verstehen nämlich kein Wort und verlieren nach fünf Sekunden die Lust. Egal wie gut der Wein schmeckt. Wie soll ein norwegischer Sommelier im Restaurant den Leuten Euren Wein empfehlen, wenn er nicht den Hauch von Idee hat, was das sein könnte??? Macht es doch nicht so kompliziert, es ist von Haus aus doch schon kompliziert genug! Und nebenbei bemerkt macht es absolut keinen Spaß, so etwas erklären zu müssen.

Ich leistete Abbitte für diesen kleinen Austattungsgau und erklärte ihn damit, dass das alles noch neu und noch nicht hundertprozentig verinnerlicht ist. Ich versprach beim nächsten Vortrag und Tasting mit dem Jahrgang 2013, eine klare und eindeutige Sache. Ich hoffe, ich werde nicht entäuscht…

36 Kommentare zu “Verstehen Sie mich?

  • susa

    Dass das nicht nur unbeleckten norwegischen Sommeliersschülern geht, sondern jedem einfachen Weinkunden im Laden und im Restaurant, liegt ja auf der Hand. Selbst durchschnittliches Verkaufspersonal ist damit überfordert. Von da bis zu: Ach, ich hab hier auch einen guten französischen Landwein! ist ja dann nur noch ein kleiner und fast logischer Schritt.

    Reply
  • steffen

    Genau wie im ICE unten, die Leute wollen einfch nur Spaß und
    es muss schmecken. Eigentlich egal was drauf steht, und wo der
    Wein herkommt. Alle sind zu jeder Zeit austauschbar……

    Reply
  • Huub Dykhuizen

    Hallo Dirk,

    ein absolut lesenswerter Beitrag, der hoffentlich auf halbfruchtbaren Boden von halbherzigen VDPisten fallen wird :)

    Beste Grüße – Huub

    Reply
  • Ollie

    Da werden wieder mal zwei unterschiedliche Sachen in einen Topf geworfen: “deutscher Wein” und “unlogisches und inkonsistentes VDP-Klassifizierungschema, das noch nicht mal die VDPler beherrschen (geschweige denn richtig implementieren, offenbar)”. Ersters kann man jedem blutigen Anfaenger (und Sommelierschuelern sowieso) in nicht einmal 5 Minuten nachhaltig erklaeren. Zweiteres hingegen…

    Daraus folgt also nicht “Franzlandwein statt Deutschwein”, sondern eben “Alles ausser Adler”. (Und ein neues TLA ist dann auch drin fuer die Rebellenbewegung. Yay.)

    Reply
    • Dirk Würtz Post author

      @Ollie
      “Alles außer Adler” ist populistischer Unfug… Wenn die Klassifikation korrekt umgesetzt wird, ist das alles relativ einfach! Wenn, halt…

      Reply
      • Stefan Forster

        Mit Unfug gebe ich ihnen Recht.Aber ich glaube es wird Ihnen schwerfallen mehrere Beispiele von VDP Winzern zu nennen, die ausschließlich die VDP Klassifikation benutzen. Fast jeder braucht dazu noch eine Extrawurst. Entweder sind die Trauben zugekauft, die Rebsorte nicht als Großes Gewächs zugelassen, aber dennoch ein Hammerwein usw. usw. Man lebt in diesem Land von der Ausnahme der Ausnahme. Damit werden auch schließlich Arbeitsplätze geschaffen.

        Reply
  • Rieslingfan

    Wo ist denn das Problem mit der VDP-Klassifikation? Die ist doch in ihrer Grundstruktur denkbar einfach. Gutswein, Ortswein, Erste Lage, Große Lage. Fertig! Was auch viel wichtiger ist: der Wein muss gut sein. Ich hätte denen einfach ein paar richtige Knaller z.B. von Wittmann, Keller, von Winning, Dönnhof, Emrich-Schönleber, JJ Prüm, Molitor, Weil etc. mitgebracht. Einmal vom Gutswein bis zum GG und dann noch die edelsüßen Prädikate durchprobieren, dann hat man doch das Wesentliche verstanden. Die Botschaft muss sein: in Deutschland wird richtig geiler Wein gemacht. Von VDP-lern und auch außerhalb des VDP!

    Reply
    • Dirk Würtz Post author

      @Rieslingfan
      Ganz genau das ist meine Botschaft gewesen, allein diese wird brutal durchkreuzt, wenn die Leute nicht verstehen, was auf dem Etikett steht.

      Reply
  • Erik

    Hey, ist doch toll. Wir machen es so komplziert, dass es im Ausland keiner versteht und dort keiner deutschen Wein trinkt. Dann haben wir den ganzen guten Riesling für uns, und die Preise bleiben auch auf dem Teppich. So gesehen ist das Ganze doch sehr konsumentenfreundlich gedacht…

    Reply
  • gerhild Magerl

    Ich stimme als Uebersetzein zu, das die Bezeichnngern ” halbrocken” und voellig unverstaendlich sind. Wer diese Bezeichnung gemacht hat kann wohl wenig deutsch. Noch schlimmer ” freinherb” zumal es das auch bei Bier oder Schokolade verwendet wird und dort das ausdrueckt, was es suggeriert. Feine herbe Noten. An der Weinschule lernte ich das heisst ziemlich suess! Das ist nicht nachvollziehbar! Warum ist ein Qualitaetswein immer mindestens halbtrocken , es sei denn trocken steht drauf? Und warum trocken – Wein ist immer nass. Es gibt viele missverstaendliche Bezeichnungen. Besonders wenn man sie auch noch weglassen darf.

    Reply
  • Kai Kalinka

    Sehr guter Artikel und einfach nur WAHR – WAHR – WAHR. Jedem Endkunden im Fachhandel geht es genauso, nicht nur den norwegischen Somaliers-Neulingen! Alles schreit nach Vereinheitlichung – dann kommt das neue Klassifikationsmodell des VDP … prinzipiell super … wenn nicht dennoch jeder VDP-Regionsverband und schliesslich auch fast jeder einzelne Winzer sein eigenes Süppchen kochen würde! Entweder gilt eine Klassifikation und das damit verbundene Modell für alle oder es taugt so oder so nix! :-)

    Reply
  • Axel Biesler

    was nutzt all die klassifizierung, wenn ich, wie neulich passiert, diverse premier und einen grand cru aus dem burgund probiere und es am ende einer aus dem rheingau ist, der mir am meisten nach burgund schmeckt – besser schmeckt und dazu weitaus weniger kostet? ich beobachte momentan eine sich hochgradig individualisierende weinwelt, großartige, mutige winzer, die sich einiges trauen, und ihren mut auf flaschen füllen. dabei geraten grundfesten automatisch ins schwanken, weil ebensolche winzer sich ihnen widersetzen – einer „weinwahrheit nach dem lexikon“, die es heute nämlich nicht mehr gibt, eine allgemeingültige klassifikation fast unmöglich macht. der vdp scheint dem problem gewahr und verheddert sich dabei so zwangsläufig wie sein moderator.

    Reply
  • Michael

    Naja, wobei “halbtrocken” und andere Restzucker-Kategorien bei Schampus ja auch gehen.
    Die gehen aber halt offensiv damit um und entschuldigen sich nicht permanent…

    Reply
  • Wine Nerd

    Sehr geehrter Herr Würtz,

    in anderen Ländern ist es doch auch nicht anders. Es gibt z. B. einige Chateaux im Bordelais, die eine Einstufung haben, die man heute nicht unbedingt nachvollziehen kann, oder? Das Beispiel Burgund wurde auch schon angesprochen. Da können Sie viel Geld für “Essigwasser” versenken – erinnere mich gerade an einen gruseligen Pinot Noir aus einer Nobellage…

    Vielleicht ist die Kritik am deutschen System (nicht nur von Ihnen) auch typisch Deutsch … ;)
    Im Prinzip ist es doch gar nicht so schlecht, dass man weiß, wie der Wein bzgl. Restsüße in etwa liegen wird. Da ist zumindest schon mal das klassische make it swet call it dry ausgeschlossen.

    Beste Grüße
    Wine Nerd

    Reply
  • Michael

    Lassen wir Landwein und Vearbeitungswein mal außen vor gab (gibt) es für deutsche Weine 4 Qualitätsstufen, die sich am Reifegrad der Trauben orientieren. Für JEDE Qualitätsstufe gab (gibt) es 3 mögliche Geschmacksrichtungen die sich am Restzucker orientieren. Und für jede mögliche Kombination besteht die Möglichkeit eines Weinfehlers, der dann auch die beste Qualität ruinieren kann.

    WAS ist daran bitte schwer zu verstehen? Das kann jeder der will innerhalb eines Tages verstanden haben (Ich gehe mal davon aus, dass Sommeliers eine gewisse Berufsleidenschaft mitbringen und etwas über Wein lernen wollen).

    VDP: da man es nicht schafft sich über den Inhalt der Flasche so zu differenzieren, dass man höhere Preise für die Weinqualität aufrufen kann, versucht man es eben über das Äußere. Zum Scheitern verurteilt, aber da hält mein Mitleid sich einfach mal in Grenzen.

    Reply
    • Dirk Würtz Post author

      @Michael
      So eine Antwort kann nur jemand geben, der:
      1. Im Thema drin ist
      2. der sich nicht tatsächlich mit dem VDP auseinandersetzt

      Reply
  • Christoph Schmitt

    Meines Erachtens ist aber alles noch viel schwieriger, als in anderen Kommentaren zu lesen ist:
    Auf der einen Seite die weinrechtliche Einstufung von Lagen und dass jeder Kartoffelacker eine TBA hervorbringen darf. Eine Grosslage darf das auch, wird aber nicht als solche vom Supermarktweinkaeufer erkannt.
    Dazu QBA, Hochgewaechs, Kabinett, Spaetlese, Auslese alles als trocken, halbtrocken, feinherb (danke Anegret Reh fuer diesen Ausdruck, den Winzer frei interpretieren kann von 10gr bis 50gr Restzucker) nicht zu vernachlaeesigen noch Classic und Selection. Dann gibt es *** und ****, R, RR, RRR, GK, LGK, das ganze noch als junge Reben und als alte Reben usw.
    Rein theoretisch koennte ein Wein also Piesporter Michelsberg Riesling Spaetlese feinherb Alte Reben R GK heissen, aber ein ganz beliebiger Supermarktwein sein, der nach Eisbonbon schmeckt und 50 gr. Restsuesse hat.
    Dann gibt es noch den VDP, der meint, dass alle Winzer, die nicht dem VDP angehoeren, nur Schrottlagen besitzen und auch keinen ordentlichen Wein machen koennen. Dieser Verein nimmt sich dann heraus zu sagen, dass nur die Mitglieder Grosse Gewaechse produzieren duerfen. Grosse Gewaechse duerfen aber maximal 10gr Restsuesse haben, was ja nicht mehr trocken ist, wenn man die ganz gewoehliche Cuveetierung ansetzt, wobei ein durchgegorener Spitzenwein mit einer dicken Auslese verschnitten wird, weil diese die wunderbar suess schmeckende Fructose beisteuert und somit Weine entstehen, die rein gar nichts mehr mit dem Begriff trocken zu tun haben. Und dann wird von trockenen Spitzenweinen gesprochen…
    Ich koennte hierzu noch viel mehr schreiben, aber dann waere der Text laenger als der Artikel.
    Im Grunde genommen kann ja jeder machen wie er will, der Verbraucher will ja verarscht werden und das wird er auch! Prost

    Reply
  • steven

    Warum diese schlechte Stimmung?
    Die Winzer strotzen nur so vor Selbstsicherheit –
    Die Varios rollen. Alles wird gut….

    Reply
  • Ali

    Der VDP hat ohne Not das ohnehin komplizierte deutsche Weinrecht weiter verkompliziert. Das Große Gewächs ist ein Erfolgsmodell und hätte völlig ausgereicht. Das können Multiplikatoren in Gandel und Gastronomie auch noch verstehen und erklären. Neben dem, immer noch geltenden, deutschen Weinbezeichnungsrecht jetzt mit der neuen VDP Klassifikation ein Paralelluniversum zu installieren, überfordert aber 90% derer für die es gemacht wurde: Die Endverbraucher und diejenigen die es ihnen erklären sollen. Der VDP hat ein unverständliches Bürokratiemonster ausgebrütet. Es gibt VDP Betriebe mit hochbewerteten (und teuren) Topweinen die als Gutswein deklariert werden müssen, da sie nicht aus Klassifikationskonformen Rebsorten stammen. Die Verwirrung steigt. Jeder VDP Regionalverband kann seine für GG und 1.Lage geeigneten Rebsorten regional definieren – da kommt dann z.B. ein Trollinger zu zweifelhaften Ehren. Die Verwirrung steigt weiter. Dazu kommt ein Nord-Süd Gefälle im VDP: Denn Prädikatsweine (da kommt übrigens der Name des VDP her) werden bis auf geringe Ausnahmen nur noch in den nördlichen Weinbaugebieten erzeugt, weil sie süß sein müssen. Dem Süden (also Baden, Pfalz, Franken, Württtemberg) der überwiegend trockene Weine produziert, wird die Verwendung von Prädikaten für trockene Weine quasi verboten. Der VDP macht seine Mitglieder aus dem Süden zu “VDQ” Winzern 2. Klasse. Verwirrung total. Als Begründung muss der Export und das Verständnis im Ausland herhalten. Nur hat kaum eines der Weingüter im Süden der Republik einen Exportanteil wie Mosel oder Rheingau. Das Geld wird in Deutschland verdient – seit Jahrzehnten besonders erfolgreich mit trockenen Kabinett- und Spätleseweinen. Die trockene Spätlese hat den Wiederaufstieg des deutschen Weins entscheident geprägt. Der überaus kritische deutsche Verbraucher hat so zum deutschen Wein zurückgefunden und das deutsche “Weinwunder” der letzten 25 Jahre überhaupt erst möglich gemacht. Schon vergessen?

    Reply
    • Dirk Würtz Post author

      @Ali
      Ganz so ist es nicht. Eigentlich ist die neue Klassifikation total einfach, man muss sich nur daran halten

      Reply
    • Christoph Schmitt

      Hallo Ali,
      ich bin der gleichen Meinung mit dem Paralleluniversum (habe ich oben schon versucht darzustellen).
      Bsp.: Knipser macht den Spaetburgunder R, weil die Lage nicht klassifiziert ist, in der er waechst. Der Wein ist besser als die GGs. Wo ist der Sinn, ein kleines Grosses Gewaechs zu fuellen???
      Ich bin nicht gegen die Lagenklassifizierung des VDP, sondern dieses elitaere Gehabe, als ob die anderen Winzer nur schlechte Lagen haetten. Es waere ja wirklich schoen, wenn wir eine wenig mehr burgundische Verhaeltnisse bekommen, wenn wirklich eine Lage fuer einen Weinstil und eine Qualitaet dasteht. Aber da sind wir hier in Deutschland noch einige Jahrzehnte von entfernt.
      Warum werden denn als Anfang nicht die Grosslagen vom Gesetzgeber abgeschafft? Das waere schon mal ein Anfang, um den alten Lagennamen ein wenig mehr Wertigkeit zu geben.
      Gruss
      Christoph

      Reply
      • Dirk Würtz Post author

        @Christoph
        Das “elitäre Gehabe, als ob die andern Winzer nur schlechte Lagen hätten”, ist doch in den Bereich der Fabeln und Märchen zuzuordnen. Ich bin extrem kritisch in VDP-Angelegenheiten, das dürfte hinlänglich bekannt sein. Aber das was Du da schreibst, ist ganz weit weg von dem, wie ich den VDP erlebe. Da ist ein Wissen um sehr gute Lagen, teilweise auch ein Stolz, eine solche zu bewirtschaften, aber keinerlei elitäres Gehabe. Zumindest nicht bei den meisten, die ich kenne und ich kenne sehr viele. Ist es nicht so, das den VDPisten gerne dieses “Gehabe” nachgesagt wird – aus welchen Gründen auch immer? Das Landadelgetue von früher ist doch längst zu den Akten gelegt. Der VDP ist moderner, offener und selbstkritischer geworden. Ganz anders, als er noch vor der Jahrtausendwende war.

        Reply
        • Christoph Schmitt

          Dirk,
          es geht um das Paralleluniversum welches zur Zweiteilung der Weinerzeuger fuehrt. Entweder eine Lagenklassifizierung fuer alle (wer auch immer die dann machen soll) oder wir machen mit dem Weingesetz von 71 so weiter wie bisher.
          Vielleicht ist der VDP in den weiteren Taelern offener, aber je enger das Tal wird, desto enger wird die Stirn der Menschen, siehe Mosel. Trocken ist hier meistens schon suess (dem Weinrecht sei dank mit bis zu 10 g/ltr Fruktoserestsuesse), auf feinherben Weine aus Grosse Gewaechs Lagen steht dann Grosse Lage drauf. ‘Normale’ Winzer nennen ihre besten trockenen Weine eben dann Grosses Geschwaetz oder Grosse Eule, usw.
          Ali,
          im Burgund wirst du mit Sicherheit keinen Wein bei einem Winzer finden, der oberhalb eines Montrachet positioniert wird. Grand Cru = Grosses Gewaechs ist das beste, was dort verkauft wird. Entweder der VDP moechte eine gute Klassifizierung

          Reply
          • Christoph Schmitt

            war nicht fertig mit dem Satz: Entweder der VDP moechte eine gute Klassifizierung oder eben gar keine, die Sinn macht.

          • Dirk Würtz Post author

            @Christoph
            Du machst meiner Meinung nach einen Denkfehler. Nur weil der VDP etwas verbandsintern klassifiziert, heißt das noch lange nicht, dass das alle anderen auch machen sollten oder müssten. Warum willst Du eine Lagenklassifizierung für alle? Nur weil ein privater Verband das macht? Im Rheingau gab/gibt es eine gesetzliche Klassifizierung für alle. Ich sehe da keinerlei Vorteile für irgendetwas

          • Ali

            @Christoph
            Es ist eben leider sehr kompliziert in Deutschland. Eine Weiterentwicklung des 71er Weingesetzes wäre sicher leichter zu vermitteln. 1. Schritt: Großlagen abschaffen und Alkoholobergrenzen (z.B. beim Kabinett) einziehen. 2. Schritt: Das GG, und zwar konsequent trocken, für alle ermöglichen. Nur hier wird’s schon wieder schwierig, denn die AP Prüfung ist keine Instanz die höchste Qualität garantieren kann. Da lob ich mir die strengen Kriterien des VDP.
            Grundsätzlich halte ich auch das Prädikatsweinsystem für wertvoll, da wir damit ein Alleinstellungsmerkmal für nicht chaptalisierte Weine haben. Ganz entsprechend dem Trend hin zu mehr Natürlichkeit etc. Ich halte es für falsch Deutschland ein Weinrecht wie im Burgund überzustülpen. Denn ich möchte nicht auf die “Wildensteins” und “R’s” vom Spätburgunder verzichten, nur weil sie nicht in’s GG-Schema passen. Was also sollen die Winzer mit solchen Weinen machen? Vermutlich bleibt es kompliziert in Deutschland – auch ohne neue VDP-Klassifikation.

      • Ali

        @ Christoph
        Nur weil ein Wein aus dem VDP-Raster fällt (Dein Beispiel mit dem Spätburgunder R von Knipser) sind die GG’s ja nicht gleich kleine Weine. Ich glaube Knipsers Spätburgunder R hat vom GM 94 Punkte und ein GG 93 Punkte bekommen. Die Qualität der VDP GG’s ist im Moment so hoch wie nie. Hier haben die VDP Weingüter wirklich gute Arbeit geleistet. Elitäres Gehabe würde ich dem VDP nun wirklich nicht unterstellen. Allerdings wird es für einige Weingüter im VDP Korsett wohl einfach zu eng – Becker und Huber haben auch Top-Spätburgunder (Reserve, Wildenstein) “oberhalb” der GG’s.

        Reply
        • Christoph Schmitt

          Hallo Dirk,
          Wieviel Prozent der Anbauflaeche ist im Rhengau Erste Gewaechs Lage? ueber 40% glaube ich. Das sind ja viel zu viele Erste Lagen.
          Im Burgund reden wir von 1% Grand Cru und 10% Premier Cru Lagen.
          Wenn man eine Lagenklassifikation wirklich machen moechte, dann geht das auch fuer alle und nicht nur der VDP. Ich finde allerdings auch, dass nicht jeder Ruebenacker eine Lage sein sollte. Das muss alles ernsthaft sein. Und wir Deutschen sind doch so gruendlich, also wuerden wir das auch hinbekommen, wenn nur der Wille da waere.
          Und warum soll das nicht der Gesetzgeber machen? Das haben die Preussen doch auch an der Mosel geschafft…

          Reply
          • Dirk Würtz Post author

            Moin Christoph,
            im Rheingau ist so. ca ein Drittel der Fläche klassifiziert, und zwar am Ende per Gesetz – also eben nicht durch den VDP. Die Klassifizierung wurde damals wissenschaftlich begleitet und ist heute in Teilen höchst umstritten. Ich sehe immer noch nichts, was für eine gesetzliche Klassifikation sprechen würde…

          • Christoph Schmitt

            Hallo Dirk,
            Man kann nicht eine Qualitaetspyramide machen wollen, aber dann auf der obersten Ebene ueber 30% der Flaechen ansiedeln. Da ist der Fehler, weil das hoechstens 5 % der Anbauflaeche sein koennen (oder eben nur 1% wie im Burgund).
            Erst muss man sein Ziel definieren und dann die Schritte dorthin auskleiden und nicht anders herum. Man kann es hier nicht jedem recht machen sondern muss ganz klare Grenzen ziehen. Dann kann das was werden.

          • Dirk Würtz Post author

            Christoph…das ist mir alles völlig klar, aber ich verstehe leider absolut gar nicht, was Du eigentlich willst??? Du beginnst, indem Du auf den VDP schimpfst und argumentierst, dass eine Klassifikation für alle her muss, und nicht nur eine des VDPs. Die im Rheingau ist DIr zu viel (mir auch), die des VDPs scheinbar zu elitär und am ende nicht richtig. Was möchtest Du? Der Rheingauer VDP hat sich beispielsweise auf den Weg gemacht, die 99er Klassifikation verbandsintern bei der Einführung des “VDP.GG” zu überprüfen und so einige der “Ersten Gewächs Lagen”, die eigentlich automatisch zu “VDP.Grosse Lage” geworden wären, freiwillig abgestuft. Ich finde das ist ein enormer, beinahe schon großartiger Schritt. Wer macht so etwas schon freiwillig, ohne Zwang? Gleichzeitig hat sich der Weinbauverband aufgemacht, die Kriterien die an des “Erste Gewächs” geknüpft sind, zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wo es mehr positive Dynamik, gepaart mit soviel Selbstkritik gibt, wie in diesem Anbaugebiet. Die Tatsache, dass damals 30% der Flächen klassifiziert wurde, wird selbstkritisch hinterfragt und wo es geht überdacht.
            Und wenn Du sagst: “Erst muss man sein Ziel definieren und dann die Schritte dorthin auskleiden und nicht anders herum.”, dann kann ich nur sagen, der VDP macht das. Und genau dabei macht er es eben “nicht jedem recht”. Also was willst Du ´jetzt eigentlich genau? Sag es mir… :-)

  • Angelina

    Da musste ich gerade doch echt schmunzeln beim Lesen! Ich habe es auch sehr oft mit kompletten Wein-Neulingen zutun und merke auch immer wieder wie kompliziert Wein sein kann, bzw. wie kompliziert er leider von den meisten Fachleuten und Winzern hinausgetragen wird. Da ich auch “Quereinsteiger” bin fällt es mir vielleicht noch leichter anders zu denken und zu verstehen, warum man nicht alles fachlich perfekt erklären sollte, sondern so dass es Spaß macht und Lust auf mehr!

    Liebe Grüße Angelina

    P.S.: Schau doch mal bei mir vorbei…weinstil.wordpress.com, leider bin ich noch totaler Blogger Neuling und schnupper mich gerade noch ein wenig ein…! :-)

    Reply

Hinterlasse einen Kommentar zu Angelina Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>