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Harte Auflage

Mit dem “falstaff”, kurz vor Jahresende, sind nunmehr alle Weinführer erschienen. Einige neue Bücher sind auf dem Markt. Die neuesten Weinzeitschriften liegen auch auf dem Tisch und im Netz gibt es die üblichen Diskussion. Zeit also, wieder einmal einen genaueren Blick auf die bundesrepublikanische Weinpublikationslandschaft zu werfen. Wenn ich auf mein Gefühl und mein Empfinden höre, würde ich sagen:es dümpelt alles so vor sich hin. Zumindest bei den klassischen Print-Titeln. Gefühle sind das eine, Zahlen natürlich das andere. Ein Blick auf die “ivw”-Zahlen, insbesondere auf die sogenannte “harte Auflage”, also das, was per Abo und Einzelverkauf wirklich regulär verkauft wird, hilft da eher weiter. Diese Zahlen sind nicht schön. Alles ist rot und überall steht ein Minus davor.

imagesBei einigen dieser Zahlen muss man sich tatsächlich fragen, ob es überhaupt noch so etwas wie eine Wahrnehmungsschwelle gibt – siehe “Selection”. Jetzt wurde ich ja gerade neulich darüber aufgeklärt, dass diese Zahlen eigentlich gar keine Rolle spielen und nicht wichtig seien. Allein mir fehlt dann doch der Glaube. Insbesondere dann, wenn ich auf einschlägigen Branchenportalen lese, dass die Verleger eigentlich auf die sogenannte “profitable Auflage” setzen. Also alles das, was man eben nicht rabattiert an irgendwelche Fluggesellschaften verramscht. Leider lassen sich einige nicht mehr, oder noch nicht zählen. “Savoir Vivre” wäre so ein Beispiel. Die tauchen schon lange nicht mehr bei der “ivw” auf und bis vor Kurzem war mir gar nicht klar, dass es dieses Heft überhaupt noch gibt. Jetzt hatte ich es wieder einmal in der Hand und war doch leicht erschrocken. Das ist irgendwie alles andere als gut gemacht und auch nicht wirklich einladend. Interessanterweise veranstaltet das Blatt dann jetzt auch eine Weinmesse. Selbige soll nächstes Jahr in Hamburg in der alten Börse stattfinden, nennt sich “Weinerlebnis-Tage” und kostet 950 Euro pro Stand. Ein stolzer Preis. Das pdf mit den Infos zur Messe sieht toll aus und es gibt auch ein Foto des gut gefüllten Börsensaals. Wenn ich mich nicht ganz täusche, ist das allerdings ein Foto der extrem gut besuchten “Vinorell”, die Gerd Rindchen dort veranstaltet…

images3Beim “falstaff” gibt es auch keine Zahlen, zumindest keine, die außerhalb des “Flurfunks” überprüfbar wären. Aber im Gegensatz zu “Selection” und “Savoir Vivre” wird dieses Magazin wahrgenommen. Ganz sicher zumindest in der Branche. Außerhalb fehlen eben die Zahlen, um eine Wahrnehmung einordnen zu können. Ich gehe aber einmal davon aus, dass diese immer besser werden. Schließlich ist das Heft wirklich gut gemacht und entwickelt sich ständig weiter. Mit dem neuen Weinführer stellt sich der “Falstaff” noch breiter im Markt auf. Noch stehen da nicht wirklich viele Weingüter drin, aber das wird sich sicherlich ändern.  Wie zu lesen war, ist Dr. Ulrich Sautter nunmehr der neue Chefredakteur der deutschen Magazin-Ausgabe. Ein erfahrener Mann, der vom “FEINSCHMECKER” kommt. Das passt, denn der “falstaff” wird sich ganz sicher zum größten Konkurrenten des doch deutlich angeschlagenen Magazins aus Hamburg entwickeln.

Auch im Meininger Verlag ist ordentlich etwas los. Die “Weinwelt” ist “gerelauncht” und auch sonst ist zu hören, dass einiges in Bewegung ist. Das “Sommelier-Magazin” erscheint dieser Tage komplett neu. Sascha Speicher, ein ausgewiesener Fachmann, zeichnet dafür verantwortlich. Überall wird gefeilt und nachgedacht. Das macht bei den oben erwähnten Zahlen ja auch tatsächlich viel Sinn.

UnknownÜber das Thema “Online” muss man beinahe keinem mehr etwas erklären. Annähernd jede Publikation ist mehr oder minder mit Content im Netz vertreten. Sehr gut gemacht ist auch hier der online Auftritt des “falstaff”. Es finden sich viele Infos und Berichte, auch ohne Zugangsbeschränkung durch ein eventuell notwendiges Abo. Der Online-Auftritt der “VINUM” war zu Anfang (2010) ganz gut, hat sich aber wenig weiterentwickelt. Aktuelle Heftinhalte gibt es nach wie vor nur im Abo. Der “FEINSCHMECKER” beschränkt sich online immer noch rein auf seinen “Gourmet-Shop”. Der ist allerdings sehr umfangreich. Content in Sachen Wein gibt es keinen. Der Auftritt des von mir sehr geschätzten Magazins “Effilee” ist, wie das Heft selbst – präzise. Ich schaue da gerne drauf, insbesondere auch deshalb, weil das Ganze zum Verweilen und Lesen einlädt. “Meiningers Weinsuche” hat fachlich ganz sicher ein riesiges Potenzial. Mir kommt es aber so vor, als ob dieses schöne Projekt aktuell immer noch ein wenig stiefmütterlich behandelt wird. Mal sehen, was da noch alles passiert.

Zu einem Online-Auftritt gehört heutzutage natürlich auch der “social media”-Bereich. Da muss ich allerdings feststellen, dass den Kern des Ganzen – die Interaktion – kaum einer realisiert. Es wird gesendet, keine Frage, aber in den wenigsten Fällen wird diskutiert oder sich ausgetauscht. Häufig gibt es überhaupt keine Reaktionen. Das liegt wahrscheinlich aber auch an der Zielgruppe. Der Genussmensch ab 60 diskutiert nicht, er konsumiert. Und wenn ein anderer diskutiert, bekommt er entweder keine Antwort oder die Diskussion wird ganz schnell, ganz “sumpfig”. Der Umgangston im Netz, gerade in Sachen Wein, ist oftmals sehr unangenehm, um nicht sogar zu sagen “unterirdisch”. Das schreckt einfach viele ab. Aber auch das ist ja kein wirklich neues Phänomen, es hat eben nur die sozialen Medien erreicht. Man denke nur kürzlich an die postings auf Facebook zu Michael Schuhmacher und seinen Unfall. Mich machen die teilweise einfach nur fassungslos…. Es ist, wie es schon immer war und immer sein wird – die Netzwelt ist ein 1:1-Spiegel der realen Welt. Wer sich im Netz wie eine Wildsau benimmt, ist ganz sicher auch im realen Leben eine. Da fällt es mangels sozialer Kontakte oftmals einfach nur nicht so auf!

Zurück zum Thema “harte Auflage”. Wie ist die bei den reinen Onlinern? Keiner weiß es! Es gibt nach wie vor nur Selbstauskünfte und die sind ganz sicher mit Vorsicht zu genießen. Das liegt, unter Anderem, an einem fehlenden einheitlichen Zählwerkzeug für alle. Es gibt annähernd keine Überprüfbarkeit. Dazu aber demnächst mal mehr.

7 Kommentare zu “Harte Auflage

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