Alles über Wein und den Rest der Welt…

Der Bachelor

Kennen Sie Melanie Müller? Nein? Sie ist ein “Star”. So einer von der Sorte, den eigentlich keiner kennen will, es sei denn er schaut Formate wie “Der Bachelor”. Frau Müller war da dabei und so wie es aussieht, darf sie zur Belohnung jetzt auch in das kommende Dschungelcamp. Damit ist klar, am Ende kennt dann doch jeder Frau Müller. Es ist ein ähnliches Phänomen wie mit der “BILD” und Mc Donalds…  Frau Müller wäre übrigens um ein Haar, ganz knapp, beinahe, die RTL-Bachelorette geworden. Klingt wie “Yogurette”, ist aber nichts zum Essen, sondern eine Art “Privatfernsehenpuffbrautfakevermittlungstitel”. Obwohl er Bachelor ist, fehlt ihm die Bachelorette allerdings noch. Dafür hat er ein Weingut. Die Rede ist von Constantin Richter, zweifacher Bachelor und die zehnte Generation im Weingut Max Ferd. Richter.

376309_10150988304633525_2100453246_nDer Bachelor (sprich Bätscheler) ist übrigens ein akademischer Grad – ein Hoch auf “Bologna”… Nur der guten Ordnung halber.

Die Richters kommen aus dem Handel. Begonnen hat das Ganze allerdings schon etwas früher, nämlich 1680… Gehandelt wird heute übrigens auch noch. In Mülheim an der Mittelmosel gelegen, geht der größte Teil der Weinproduktion in den Export. Irgendwas um die 85 Prozent. Das ist nicht wirklich ungewöhnlich für die Mittelmosel. “Mosel und Deutschland… das ist so eine Sache…”, sagt Constantin, nicht ohne ein leicht resignierendes Untertönchen. Ich persönlich verstehe es nicht. Gibt es etwas göttlicheres, schmackhafteres und genialeres, als ein restsüsses Mosel-Riesling-Kabinettchen? Mir fallen wenig Alternativen ein. Natürlich trinke ich gerne trockenen Weine, keine Frage. Aber der “das-muss-jetzt-trocken-sein-Wahn” beraubt uns um eine wirklich einzigartige Kategorie an Weinen. Eines ist allerdings auch klar: wenn “trocken” drauf steht, MUSS auch zwingend  trocken drin sein. Aber das ist ein anderes Thema.

Wenn nicht “trocken” draufsteht, will es der “Wein-Hipster” nicht. Egal ob es schmeckt oder eben nicht. Dabei, es ist ein bekanntes Phänomen, wird viel mehr von dem Zeug getrunken, wenn es mehr Restzucker hat. Da sind wir übrigens direkt schon wieder bei RTL, der “BILD” und Mc Donalds. Wie grenzwertig dieses Phänomen ist, sieht man alleine schon an der Tatsache, dass so manch renommierter Erzeuger erst gar keine Geschmacksrichtung auf die Flasche schreibt.

Natürlich MUSS die Mosel nicht zwingend süssen Wein produzieren. Aber die restsüssen Rieslinge, insbesondere die klassischen Kabinette, gehören zur Mosel, wie der Eifelturm zu Paris, der Dom zu Köln, der Vatikan zu Rom und die Wurst zum Metzger. Es wäre fatal, ignorant, ja geradezu dumm, wenn man das ändern würde (ähnliches gilt übrigens auch für den Rheingau). Unser Bachelor (er hat einen in Weinbau&Oenologie und einen in Wirtschaftsinformatik), steht zum restsüßen Riesling. Deswegen muss er exportieren – zumindest vornehmlich. Der Prophet im eigenen Land…

20 Hektar hat Richter zwischen Erden und Brauneberg. Fast alles (95 Prozent) ist Riesling, fast alles ist steil, alles wird traditionell im Fuder – also im Holzfass – ausgebaut. Richter hat einen der größten Holzfasskeller an der Mosel. Man kann es drehen und wenden wie man will, überall lauert die Tradition. Und das ist auch gut so, denn wer um seine Tradition weiss, der weiss auch wie wichtig die Zukunft ist. Und da ich gerade so schon in das Thema restsüße Rieslinge abgeglitten bin, fangen wir direkt mit einem trockenen Riesling unseres Bachelors an…

Fotsrzo2011 Mülheimer Sonnenlay Riesling Auslese trocken. Was direkt auffällt ist die Frische, die dieser Wein hat. Einiges, was ich in der letzten Zeit an “Elfer” probiert habe, war deutlich entwickelter. Der Wein hat etwas pflaumiges, ein wenig kräutrig ist er auch. Die Säure ist perfekt eingebunden. Gerade mit der Säure habe ich übrigens bei trockenen Moselanern immer etwas Probleme. Der Wein ist sehr dicht und sehr schön ausbalanciert. Er hat Trinkfluss und macht einfach nur Spaß. 12,5 Prozent Alkohol unterstützen das ganz deutlich, übrigens… 15 Euro ab Hof, passt!

2012 Mülheim Sonnenlay Riesling Kabinett feinherb. Was habe ich schon über den Begriff “feinherb” diskutiert. Ich kenne welche, bei denen ist das beinahe noch trocken, bei anderen hingegen knallsüß. Hier dürften es so um die Mitte 20 Gramm Restzucker sein und die passen ganz gut. Der Wein ist süffig, hat eine angenehme Säure und könnte irgendwann mal der passende Wein zum Skat-spielen sein. 11 Prozent Alkohol sind ziemlich perfekt für so etwas. Kostet 10 Euro ab Hof.

2012 Graacher Dompropst Riesling Spätlese feinherb. Der Wein hat einen kleinen Böckser, einen für die Gegend so typischen minimalen Stinker, Ich finde sehr charmant und quasi typisch. Wirkt trockener, als der feinherbe Kabinett. Ich nehme deutliche Gerbstoffe war, nicht unangenehm. Alles in Allem eine schlanke Spätlese, kein dickes Luder! Kostet 12 Euro.

2012 Brauneberger Juffer Riesling Kabinett. Da ist es, das typische Kabinettchen von der Mosel. Leicht, süffig, aber dennoch mit viel Anspruch. Gut gemacht, handwerklich einwandfrei. Charmante acht Prozent Alkohol. Lange, nach dem Probieren des Weines, kommt übrigens etwas warmes und weiches… Um die 50 Gramm Restzucker. Für 9 Euro ein echtes Schnäppchen!

2012 Wehlener Sonnenuhr Riesling Spätlese. Exotische Früchte, riecht “gelb”, was heissen soll, man stelle sich allerhand gelbe und reife Früchte vor! Ziemlich dicht, ziemlich süß – ich schätze mal so um die 80 Gramm Restzucker. Ein eher komplexer und vielschichtiger Wein. Mit 13 Euro auch nicht unbedingt teuer. Erst recht nicht, wenn man sich diese Lage bildlich vorstellt. Was für eine Arbeit…

Alle Weine (ausser der trockenen Auslese), die ich heute probiert habe, sind viel zu jung. Ich würde keinen davon jetzt trinken, aber ich würde sie in jedem Fall kaufen und mir in den Keller legen. So gehört sich das auch bei einem Traditionsbetrieb! Die Weine haben ein großartiges Preis-Leistungsverhältnis und ich bin mir annähernd sicher, dass sie ein großes Reifepotenzial besitzen. Ich habe schon öfter mal ältere Jahrgänge getrunken, daher komme ich zu dieser Annahme. Auf der Preisliste des Weingutes sind noch 2008er und 2010er zu finden. Wer jetzt und sofort Wein vom “Bachelor” trinken will, sollte da zugreifen. Ansonsten gibt es den Wein im Netz auch bei “Vicampo”, was am Ende aber auch nichts anderes als quasi “ab Weingut” ist.

Ansonsten bleibt mir nur zu sagen: Ihr Leute trinkt mehr Moselwein, damit dieses ganze geniale Zeug nicht nur im Ausland verschwindet. Diese Art von Wein kann beinahe alles. Manche kann man jung trinken, viele ganz gereift. Solo oder zum Essen. Es passt fast immer! Ich für meinen Teil werde jetzt den Kabinett aus der Brauneberger Juffer doppelt dekantieren und dann trinken. Und weil es extrem gut passt und einfach NUR gut ist, gibt es dieses Video dazu!

10 Kommentare zu “Der Bachelor

  • steffen

    Ach, ich bitte Sie, ein trocken Wein muß trocken sein, in welchem Land leben wir denn!
    Ein trocken Sekt ist trocken ,darf aber lieblich sein und auch so schmecken!!!!

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  • Sigbert Frisch

    Entschuldigung: Aber der Einstieg zu diesem ansonsten sehr lesenswerten Beitrag ist missglückt und irreführend.

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      • Sigbert Frisch

        Sorry und bei allem Respekt: Der Einstieg ist keine Geschmackssache, sondern einfach geschmacklos. Hier wird das unterirdischste Niveau unserer Medien- und Konsumgesellschaft herbeizitiert und umstands- wie übergangslos mit dem Winzer eines angesehenen Weingutes zusammengebracht, nur, weil dessen akademischer Titel wortgleich ist mit dem einer niveaulosen Fernsehsendung. Und das Ganze wird dann noch plump mit einer erotischen Anspielung unterlegt: Das ist einfach übel, schlecht gemacht und ordinär – nix für ungut.

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        • Dirk Würtz Post author

          Lieber Herr Frisch, wenn Sie meinen, dass der Einstieg geschmacklos ist, ist er selbstverständlich Geschmackssache…was sonst… :-) Ein Hoch auch die Meinungs- und Geschmacksfreiheit!

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          • peter

            Gerade der Einstieg ist gelungen!!
            Wenn man sich darauf einlässt ist es doch egal wo er hinführt.
            Gruß Peter

  • herr meier

    Danke für die Vorstellung der Weine, beim nächsten Ausflug an die Mosel werde ich das Weingut auf alle Fälle einplanen, auch wenn ich es wirklich lieber trocken mag sind die Moselweine immer ein guter Begleiter zu verschiedenen Anlässen. Wer dogmatisch trinkt ist selber schuld, wenn ihm dadurch ein Geschmackserlebnis entgeht.

    Zu ihrem Artikeleinstieg möchte ich erwähnen, dass mich dieser auch verwirrt hat, aber ein guter Freund von mir würde sagen “Google freut sich, der Traffic steigt & wer wie du seine Verkostungsnotizen mit – ein flotter Weindreier – betitelt, der muss das doch verstehen”. In diesem Sinne einen schönen Sonntag!

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  • Mathias

    Hallo Dirk,

    wir kennen uns von K&M-Hausmessen
    - und ich mag Dich wirklich gerne und gönne Dir EIGENTLICH immer nur das Beste!

    Aber jetzt bin ich einfach nur richtig und dermaßen NEIDISCH…
    Sitze gerade im Hotelzimmer bei einer Flasche eines schönen Cabernet Sauvignon aus der Pfalz – aber eben ohne Chance auf einen Moselwein oder sogar mehrere der von Dir beschriebenen Art :-)

    Danke Dir für den anregenden Bericht! Weiß, was ich demnächst zu tun habe…

    Ach so, was den Einstieg zu Deinem Beitrag anbelangt: ich hoffe, dass infolge etwaiger Missverständnisse hinsichtlich des Titels nicht der eine oder andere diese Deine Inspiration für restsüße Moselweine verpasst.

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