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Im Test – der Falstaff Weinguide Deutschland

Da ist er nun, der neueste Guide zum deutschen Spitzenwein, der “Falstaff Weinguide 2014″. Er hat ja bereits lange vor dem Erschienen für einigen Wirbel gesorgt. Kern des Wirbels war die Tatsache, dass der “Falstaff” knapp 500 Euro den teilnehmenden Weingütern in Rechnung stellt. Die Diskussionen darüber waren, freundlich ausgedrückt, hitzig. Insbesondere in den sozialen Netzwerken.  Von Boykott war die Rede, gekauften Gefälligkeitspunkten und vielem mehr. Es war absehbar, dass dieser neue Weinguide sicherlich der unvollständigste aller aktuellen Guides sein wird. 

FodghtoGenau so ist es nun auch gekommen. Vor mir liegt ein Exemplar des neuen Buches. 300 Weingüter, 1.000 Weinempfehlungen – insgesamt sind es 386 Seiten geworden. Zum Vergleich: der Gault Millau hat stolze 1.008 Seiten, der Eichelmann kommt auch noch auf 980 Seiten. Gegen diese geballte Konzentration komm der “Falstaff” natürlich nicht an. Auffällig ist auch, dass gerade die VDP Weingüter, zumindest im beschreibenden Teil, eher spärlich vertreten sind. Aus Rheinhessen sehe ich keines. Gleiches gilt für die Nahe und Baden ist auch eher spärlich vertreten – um nur einmal einige Beispiele zu nennen. Auch das ist keine Überraschung, denn gerade innerhalb der VDPisten war das Thema “Beitrag” ein höchst umstrittenes. Dennoch kommen am Ende alle darin vor. Die Verkostungscrew des neuen Führers saß im Sommer ebenfalls in Wiesbaden und hat zwei Tage lang alle “Grossen Gewächse” anlässlich deren Premiere probiert und diese auch im Buch publiziert. Zwar nur mit den Punkten und ohne Beschreibung, aber sie sind drin. Das ist nicht ungeschickt. Soviel zu dem, was mir als Fakten direkt in das Auge springt. Aber wie ist er denn nun, der Führer?

Als ausgewiesener “Nichtweinführerbraucher” muss ich sagen: “Gar nicht mal so schlecht”. Frisch wirkt das Ganze. Die Texte zu den Gebieten sind teilweise sehr erfrischend und wenig oberlehrerhaft. Den Autor der Pfalz-, Rheinhessen- und Rheingau-Texte habe ich sofort erkannt – so schreibt nur einer…

Sehr angenehm ist die Tatsache, dass die Wein nicht nur bepunktet, sondern eben auch beschrieben werden. Was ebenfalls sofort auffällt: es fehlt der berüchtigte “Kritiker-Zeigefinger”. Alles wirkt eher positiv. Es werden Weine empfohlen und nicht kritisiert. Zumindest kommt mir das beim schnellen Durchblättern so vor. Dieser Weinguide will wohl wirklich eher ein Guide, denn ein “Richter” sein. Ich mag mich täuschen, aber so wirkt es auf mich. Ein deutliches Indiz hierfür ist die Tatsache, dass über den besprochenen Weinen immer der Begriff “falstaff-Tipp” zu finden ist. Niemand nennt einen vermeintlich schlechten Wein “Tipp”

Wie in jedem anderen Guide auch, wird das Verkostungsteam ausführlich vorgestellt. Viele kenne und schätze ich. In der Hauptsache sind es Sommeliers wie Peer F.Holm (kenne ich gut), dazu kommt der frischgebackene Weinakademiker Peter Jakob (kenne ich gut) und der Weinblogger Marco Lindauer (kenne ich quasi nicht). Federführend ist Axel Biesler (kenne ich gut), gelernter Winzer und Sommelier. Wenn man davon ausgeht, dass Sommeliers Experten sind, sind hier also hauptsächlich Experten am Werk. Ob das Ganze somit besser oder schlechter als bei anderen Weinführern ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich habe mir zwar im Laufe der Jahre ein Urteil über die Fähigkeiten vieler Verkoster gebildet, das ist aber durch und durch subjektiv, hin und wieder nicht zitierfähig und tut auch nichts zur Sache. Am Ende bleibt die ganze Verkosterei so oder so restlos subjektiv!

Und nun?

Mein Fazit fällt dann doch für mich sehr überraschend aus… Der Guide ist gut gemacht, der stilistische Ansatz stimmt und ist sympathisch. Ob das ernsthafte und seriöse Weinkritik ist, wird sich zeigen. Die Tatsache, dass die Teilnahme Geld kostet, ist der Knackpunkt. Die Kritik der “gekauften Bewertung” wird sicherlich nicht so schnell verstummen. Ich würde darauf wetten, dass der Guide im kommenden Jahr wesentlich dicker werden wird, weil einfach viel mehr Winzer mitmachen werden. Auch die VDPisten. Für die anderen Guides ist das Ganze natürlich ein Signal und eine interessante Entwicklung. Ich bin gespannt, ob diese auch irgendwann einen “Obolus” für die Teilnahme verlangen werden. Der “Falstaff” könnte der Wegbereiter dafür sein. Relevant ist der neue Weinguide ganz sicher noch nicht. Aber er ist ein weiterer Baustein im Gesamtkonzept des “Falstaff”. Und das nimmt für mich immer deutlichere Formen an. Da will jemand Branchenprimus werden….

11 Kommentare zu “Im Test – der Falstaff Weinguide Deutschland

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