Alles über Wein und den Rest der Welt…

Neu – Falstaff Weinguide

Hin und wieder wurde es auf den langen Gängen der Weinwelt gemunkelt, jetzt ist es amtlich: der “Falstaff” bringt in diesem Jahr seinen eigenen Weinguide für Deutschland auf den Markt.

 

Noch ein Weinführer… kaum zu glauben, aber wahr. Neben dem Platzhirsch, wenigstens was die Wahrnehmung angeht, Gault Millau, dem Internetweinführer “weinplus”, dem “Eichelmann” und dem Büchlein vom “FEINSCHMECKER”, erscheint im Herbst ein fünfter Weinführer in Buchform. In einer dieser Tage verschickten Mail heißt es:

“Für den Falstaff, das führende deutschsprachige Weinmagazin, stand von Anfang an die heimische Weinproduktion im Mittelpunkt der Berichterstattung – dies fand viel Anklang sowohl bei den Winzern als auch bei den Lesern. Nun bereiten wir den nächsten Schritt vor: Wir werden im Herbst einen Weinguide (Druckauflage 30.000 Stück) für ganz Deutschland auf den Markt bringen – und damit einen vielfach geäußerten Wunsch von Produzenten und Konsumenten erfüllen. “

Solange der “Falstaff” seine Heftauflage nicht prüfen lässt, ist das Wort “führend” natürlich eher als Marketinginstrument, denn als belegbare Aussage zu sehen. Fakt ist aber, dass das Magazin in der deutschen Weinszene durchaus an Bedeutung gewonnen hat. Im Übrigen habe ich mir neulich von einem Verlagsexperten erklären lassen, dass die Höhe der verkauften Auflage so oder so nicht relevant ist. An erster Stelle steht natürlich die verkaufte Werbung. und die ist im “Falstaff” reichlich vorhanden und, zumindest was ich so sehe, auch sehr hochwertig.

Die Teilnahmegebühr, und da wird es interessant, beträgt 490,00 Euro zuzüglich Steuer pro Weingut. Damit geht der “Falstaff” also direkt einen anderes Weg als seine Mitbewerber. Wir erinnern uns zurück: Der Gault Millau hat vor einigen Jahren einen “freiwilligen Beitrag” in Form eines Marketingpaketes eingeführt. Das führte zum Aufschrei  unter einigen namhaften deutschen Spitzenwinzer. ein offener Brief war die Folge, Armin Diel trat zurück, am Ende war aber alles wieder wie vorher… Ich habe einmal hier im Blogarchiv gestöbert und die entscheidende Passage des damaligen Schreibens wiedergefunden:

“Die Publikation einer Bewertung von Weingütern und Weinen, die durch einen, wie Sie schreiben, “freiwilligen Beitrag” der am Wettbewerb teilnehmenden Weingüter mitfinanziert wird, halten wir für die positive Weiterentwicklung unserer Weinkultur abträglich. Die Unterzeichner werden Ihrem Wunsch nach finanzieller Unterstützung daher nicht entsprechen.  Sie sind sich der wein-politischen Brisanz dieser öffentlichen Aussage sehr wohl bewusst und erachten daher das Verhältnis zum Gault Millau als so gestört, dass sie von nun an keine Probeweine mehr einreichen werden. Gleichzeitig erwarten sie, dass in Zukunft auf einer Publikation von Verkostungsergebnissen ihrer Weine und einer Beschreibung ihrer Weingüter abgesehen wird.”

Ich finde die Tatsache, dass der “Falstaff” einen Teilnehmerbeitrag erhebt, übrigens völlig in Ordnung. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man einen Weinführer anders nachhaltig finanzieren kann. Natürlich sind knapp 500 Euro aber nicht gerade ein Schnäppchen.

Aus dem Mail geht leider nicht hervor, wie das Ganze beim “Falstaff” genau ablaufen wird. Wer die Weine probiert, wie die Weine probiert werden, wer die Redaktion des Buches macht. Ich persönlich gehe einmal davon aus, dass das die bewährten Autoren des deutschen Magazins, ergänzt durch einige professionelle Weinexperten, übernehmen werden.

 

18 Kommentare zu “Neu – Falstaff Weinguide

  • Der Captain

    Alle Mitbewerber können aufgrund der fehlenden IVW-Zahl und der Behauptung “führend” klagen. Wenn sie gewinnen, können sie damit zudem viel Geld machen. Ich würde aber vorsichtig sein, wenn Rosam was behauptet, dann weiß er, was er tut..

    Reply
  • Michael Rosenthal

    Tja, wenn doch in der Heftausgabe Werbung “reichlich vorhanden” ist, dann frage ich mich schon, warum das nicht auch für einen Guide möglich sein soll, zumal dieser dann auch als Nachschlagewerk eine wesentlich höhere Halbwertzeit haben dürfte.

    So werden garantiert viele engagierte Winzer wieder mal nicht genannt, weil sie es sich schlichtweg erst gar nicht leisten können derart elitäre Auflistungen mit zu finanzieren.

    Wahrscheinlich also nichts Neues, nur Fallstoff für den Papiercontainer.

    Reply
  • Der Direttore

    Das alte Problem mit den Teilnahmegebühren. Ja, diese sind legitim.
    Werden bei mutigen schlechten Bewertungen die Weine im nächsten Jahr wieder angestellt? Wohl kaum.
    So passiert es oft, dass ich in gewissen Weinführern “Kollektion des Jahres” lese. Wenn ich dann aber sehe, dass gewisse “Schwergewichter” ihre Weine überhaupt nicht einstellen, dann schwächt dies die These gewaltig.
    Was ist also die Lösung? Eine 100% durch Werbung finanzierte Publikation. In der momentane Marktlage wohl aber eher eine Illusion.

    Reply
  • Knalli

    Nein, Klimek, das ist nicht klagbar, weil lt. UWG “marktschreierisch” und muss daher auch nicht bewiesen werden. (Rosam hat das im selben Uni-Kurs wie ich gelernt ;-) ) Ausserdem schreibt er “deutschsprachig” und da traue ich mich wetten, dass man das sogar beweisen koennte, da ja allen anderen nur zB in Oesterreich ja eigentlich kaum vorkommen (ausser bei Winzern und ein paar Gastronomen, die sie zugeschickt bekommen). Das passt schon.
    Interessant allerdings wirklich, wer da verkosten wird. Der Peter ist ja jetzt schon ganz schoen am Limit, kann mir schwer vorstellen, dass er sich das antun will. Aber vielleicht betritt ja Mario wieder die Buehne…

    Reply
  • Knalli

    Ach ja. Und so ein Ding zu produzieren kostet einfach viel Geld. Selbst wenn man es gar nicht druckt, alleine schon die Logistik, Erfassung, Entsorgung etc. ich weiss wovon ich rede. Niemand arbeitet gratis. Warum sollen das ausgerechnet immer Weinjournalisten tun? Hab ich noch nie verstanden, das ist wieder so ein typisch deutsches Thema. Ueberall anders ist das voellig logisch, dass das was kostet.
    Und ja, Direttore, das nur durch Werbung und Verkauf zu finanzieren, ist eine Illusion. 500,- allerdings eine satte Kalkulation. Aber ich denke mal, das wird schon seine Zahler finden. Ordentlich nervendes Telefonmarketing und Besuche bei den “wichtigen” Namen vorausgesetzt…

    Reply
  • FloJungbauer

    Ich gehe mal davon aus, dass der Falstaff-Weinguide ein ernstzunehmendes Medium werden kann (werden wird?). 500.- sind viel geld, jedoch denke ich, dass sie gut angelegt sind. Wenn man mal schaut was es sonst für sinnfreie Weinwettbewerbe gibt, die auch noch (teilweise ordentlich) Geld kosten, kann man auch beim Falstaff investieren. Ausprobieren sollte man es.

    Reply
    • Dirk Würtz Post author

      @FloJungbauer
      ich sehe das ähnlich und doch ganz anders. ich glaube am ende geht es hier nicht darum Wein zu bewerten und Bücher zu verkaufen. Ich glaube es geht dem Falstaff darum sich eine gewisse Marktposition zu schaffen. Und auf dem weg sind sie ganz sicher!

      Reply
  • Pasta

    Charlie hat recht! Wir brauchen die WGEZ
    (Weinführer Gebühren Einzugszentrale)
    so 5 € pro Monat sollten reichen … aber von allen! Auch von den Biertrinkern!

    Reply
  • Marcus Hofschuster

    Ja, das Geld ist tatsächlich gut angelegt. Man kann es sich im österreichischen Falstaff ansehen: jeder, der bezahlt, macht damit automatisch Spitzenweine und bekommt Traumnoten selbst für die einfachsten Tropfen. Und darf sich damit auf Augenhöhe sehen mit noch dem lächerlichsten Discounter-Schrott, der die gleichen Jubelnoten bekommt. Man wird es ernstnehmen müssen. Als Marketing-Instrument. Kritik sollte man – nimmt man das österreichische Pendant als Maßstab – bitte nicht erwarten.

    Reply
  • Der Captain

    Scheuermann ist unvorstellbar, Knall, dann ist das Ding von Anfang an tot, weil sich Spitzenwinzer ausklinken. Die Gebühr von € 500, 00 als unleistbar zu bezeichnen ist der übliche deutschen Schwachsinn der Angst andauernd übervorteilt zu werden..

    Reply
  • Der Captain

    Und Marco: österreichische Gepflogenheiten werden eher nicht einziehen, dazu ist der Österreicher mental zu clever, er exportiert sich und seine Ideen in Mutation (Piech, Mayerhofer, Grabner bei der Waz).

    Reply
  • steffen

    Wir Winzer müssen bald einen Kurs belegen, um einen Überblick zu bekommen, wo und zu wem und warum wir Weine schicken können!
    Oder noch besser, wir stellen extra noch einen Mitarbeiter ein der diese Aufgabe übernehmen kann.

    Reply
  • Siegfried Perini

    Für ein großes Weingut, das trinkbare Weine produziert sind 500 Euro für Marketing ein Schnäppchen. Billiger geht Werbung nicht, wenn Tausende lesen und Hunderte kaufen.

    Reply
  • Alex. Schilling

    Verstehe die Diskussion nicht: Wenn ich als Unternehmer ein Produkt vertreiben möchte, muss ich alle Kosten an den Verbraucher des Produktes nun mal plus X (Gewinn) weitergeben, Kosten senken (in dem Fall z.B. Werbung) ist ne Möglichkeit. Falstaff will Geld verdienen und nicht Winzer XY zu seinem Auskommen verhelfen!
    Wäre ja noch schöner, wenn z.B. Stiftung Warentest (ebenfalls Verbraucherinformation) für seine Teste von den Herstellern Geld nehmen würde…

    Auch der Weinjournalismus sollte ein kritischer Journalismus sein, wie passt es da, von denen bezahlt zu werden, über die man schreibt? Wo ist das innovative Element, das “nachhaken am Thema” wenn nur die genannt werden, die vorher bezahlen? Noch einen Weinführer in dieser Art brauche ich wirklich nicht.

    Reply
  • charlie

    “dazu ist der Österreicher mental zu clever” ist eine lustiger Satz, aber ich glaube auch, dass die vom Falstaff nicht so dumm sind, es ganz so zu machen wie Hofschuster das befürchtet. Der Falstaff Führer Östereich ist nicht mal so übel. Man zieht 5 ab und hat die richtigen Punkte. Hat sehr oft geklappt.

    Reply
  • Pingback: Falstaff-Weinführer update « Würtz-Wein

  • Pingback: Im Test – der Falstaff Weinguide Deutschland | Würtz-Wein

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>