Zack und vorbei – das war sie dann, die ProWein 2013. Mein Fazit fällt ganz anders aus, als ich es erwartet hätte…
Ich hatte ja so etwas ähnliches wie einen Plan für die ProWein. Den konnte ich nicht im Ansatz umsetzen. Ich habe so gut wie keine Weine probiert, außer denjenigen im Umkreis von zehn Metern um mich herum. Ich war nicht bei den Südafrikanern, nicht bei den Südtirolern und auch nicht bei den Ösis . Ich war nirgends, außer bei uns am Stand. Es war schlicht und ergreifend keine Zeit. Ich war ganz kurz Zuhörer einer Podiumsdiskussion in Sachen “Braucht man Weinjournalismus”, das war es. Dennoch war die Messe nicht nur spannend und aufregend, sondern auch sehr erhellend - irgendwie.
Fakt ist, es waren deutlich weniger Besucher da, als in den letzten Jahren. Zum einen hat die Messe wohl noch deutlicher “gesiebt” als die Jahre zuvor, zum anderen sind wir in der Karwoche – Ferienzeit. Das ist aber eigentlich gar nicht schlimm, denn erstens waren es immer noch jede Menge Leute und zweitens war die Qualität derjenigen, die da waren, extrem gut. Meine Befürchtungen in Sachen endlosen Erklärungen zur neuen VDP-Klassifikation wurden schnell zerstreut. Das war, zumindest bei uns, gar kein Thema. Ich hatte das Gefühl, dass das niemanden interessiert oder auch noch nicht wirklich zu allen durchgedrungen ist.
Was sich in diesem Jahr in aller Deutlichkeit zeigte ist, dass die ProWein eine große Kontakt- und “Wiedersehensbörse” ist. Man trifft sich, man informiert sich, man redet, man schimpft und hin und wieder freut man sich auch. Einige zumindest. Andere können und wollen das aus Prinzip nicht. Jeder wie er will und kann. Fakt ist, die ProWein ist DAS Stimmungsbarometer der Branche. Neben den üblichen Presse- und Jubelmeldungen sieht und hört man hier relativ unfiltriert die Wahrheit – wenn man will. Die Stimmung ist nicht schlecht, sie ist aber auch nicht gut. Mir kommt es so vor, als stünden wir gerade in so einer Art Zwischenphase. Es ist viel Bewegung in der deutschen Weinwelt, aber keiner weiß genau, wohin die Reise geht. Die Exportzahlen sind einerseits eher unschön, andererseits sah ich alle großen und wichtigen Importeure aus aller Herren Länder auf der Messe. Sie haben probiert, sie haben sich über den Jahrgang 2012 gefreut und sie bleiben an Bord. Zumindest im Premium- und Ultra-Premium-Sektor stehen die Zeichen für deutschen Wein im Ausland sehr günstig. Anders sieht es da wohl im Kellereibereich aus. Da hörte ich von langen und enttäuschten Gesichtern in Sachen Deutschwein. Es fehlt schlicht die Menge. Leider! Ein leidiges Thema. Es gibt eine Nachfrage und die Befriedigung selbiger wird verhindert. Das ist schon ziemlich einmalig und auch ziemlich ärgerlich! Aber das ist ein anderes Thema…
Wie fällt nun mein Fazit aus?
Die ProWein ist anstrengend – keine Frage – aber sie ist wichtig. Für mich ist sie DIE Gelegenheit, Stimmungen, Meinungen und Trends einzufangen. Sie ist für mich DIE Gelegenheit, soziale Kontakte in der Weinwelt zu pflegen und am Ende ist sie eben auch eine Art “Leistungsschau”. Und ganz sicher macht der eine oder andere auch Geschäfte auf der Messe. Ergo: die ProWein ist wichtig – wahrscheinlich wichtiger, als so ziemlich alle anderen Weinmessen.
Ach ja, noch etwas: ich gehe gerne auf die ProWein!
Also mir hat der Besuch und auch das Tasting der Ress Weine Spaß gemacht. Danke für die nette Plauderei. Gruss Stefan
Genau so habe ich es auch empfunden, beinahe exakt. 2013 hält in jedem Falle einige Überraschungen bereit und ist äußerst schwer greifbar/planbar. Das kann beunruhigen oder Hoffnung machen. Diejenigen, die in der Vergangenheit solide gearbeitet haben, werden davon weiter profitieren. Auf der anderen Seite wäre das ein oder andere “Sieben” auch hier wünschenswert. E-Commerce, um nur ein Beispiel zu nennen.
Ergänzend: mir ist aufgefallen, dass viele Händler/ verantwortliche Personen der Distributeure und Handelsagenturen einen Besuch der VDP Betriebe auf der nahenden Mainzer Weinbörse vorziehen. “Mehr Zeit, eingedampfter, konzentrierter..” Bemerkenswert. Wenn Sie denn auch wirklich kommen.
@Nik Odemus
In der Tat ist die Mainzer Weinbörse mittlerweile ein echter Renner. Ich kenne auch zahlreiche Einkäufer, die das VDP-Thema lieber dort als angehen.
Dirk, wenn du am VDP-Stand weniger Andrang wahrgenommen hast, dann heißt das nicht zwingend, dass weniger Besucher auf der Messe waren. Zum einen war der Mittelgang breiter (endlich!), zum anderen waren auch weniger VDP-Güter am Start als früher. Dr. Heger habe ich zum Beispiel erneut nicht gesehen, Bernhard Huber hat es diesmal auch vorgezogen, seine Weine am Feinschmecker-Stand zu präsentieren, in Franken fehlte Fürst … usw. – so gesehen muss ich leider feststellen, dass viele Flaggschiffe und damit auch Publikumsmagneten fehlten. Warum eigentlich?
Was nun die unsägliche Lagenklassifikation angeht, die war durchaus ein Thema. Vielleicht nicht an eurem Stand, vielleicht auch nicht bei den Messebesuchern – aber dafür bei dem einen oder anderen VDP-Mitglied, das so langsam den Kaffee auf hat. Ich hatte den Eindruck, dass es an der VDP-Basis deutlich mehr kritische Stimmen gegen das Klassifikationsmodell gibt, als es der VDP öffentlich wahrhaben will. Und diejenigen, bei denen ich mal kritischer nachgefragt habe, schienen den Sinn dieser ganzen Geschichte kommunikativ nicht transportieren können, wohl auch deswegen, weil sie ihn selber nicht verstanden haben.
@Werner Elflein
Ich habe das an anderer Stelle schon kommentiert, dann auch noch einmal hier:
Was ich meinte, waren potenzielle Fragen von Kunden.Dass die Klassifikation von den Kollegen teilweise so wie Du es beschreibst empfunden wird, ist völlig korrekt. Dass sie von den Kollgeen teilweise auch nicht verstanden wird, ebenso.
Echt, Du warst am Stand? Dachte nämlich noch, wie voll mag es erst sein, wenn der Würtz da ist
Ja, die Messe ist wichtig; wahrscheinlich sogar noch wichtiger als ein Familientreffen. Obwohl das sehr schön sein kann. Aber leichter kann man doch gar nicht gute Qualitäten finden, die weder der regionale Wettbewerb, noch der Internethandel im Regal hat. Hatte aber ein bisschen den Eindruck, dass dieser Aspekt deutlich hinter der Kontaktpflege zurückstand.
Das ist ein weiser Satz: “Ich hatte das Gefühl, dass das niemanden interessiert oder auch noch nicht wirklich zu allen durchgedrungen ist.”
Genau das ist es.
Ich gehe schon konform was Dirk sagt -und ich habe mich sehr gefreut daß er Zeit fand um bei uns Hallo zu sagen.Wir waren zu 3t am Stand mit dem Denken jeder von uns kann mal “Außenrum Hallo sagen” .Weit gefehlt im Pfalzstand außerhalb des VDP war auch viel los und ich konnte leider kaum Kontakte pflegen.Aber ich hatte das Gefühl Deutsche Weine sind begehrt!! Weiter so – 1Jahr ist schnell vorbei.
“Ich hatte das Gefühl, dass das niemanden interessiert oder auch noch nicht wirklich zu allen durchgedrungen ist.”
Wie Helmut o Knall schon gesagt hat, finde ich diesen Satz ebenso den Wichtigsten im ganzen Text.
Nur wenige Kunden interessieren sich überhaupt für diese ganzen Klassifizierungen. Manche haben schon mal vom Großen oder Ersten Gewächs gehört und haben verstanden, dass es den Premiumbereich darstellen soll. Aber dass es einen Unterschied zwischen Erstem und großem Gewächs gibt, ist den meisten einfach Schnuppe.
In der Vinothek werden sowieso alle Kunden beraten, ob sie wollen oder nicht
Und dann wird der Wein genommen der schmeckt und ins Portemonnaie passt. Auch die Lagen die drauf stehen sind den meisten Kunden egal – das dient eher der Orientierung, wenn der Kunde wieder kommt, dass er den selben Weinstil wieder bekommt.
zur Messe selbst:
Wie bei vielen Messen, steht auch hier eher die Kontaktpflege im Vordergrund.
Neue ernsthafte Kontakte entstehen eigentlich nur wenn man im Vorfeld schon mal mit einander kommuniziert hat und sich dann für die ProWein verabredet. Ich kann die vielen Weingüter verstehen, die das Geld nicht für die ProWein ausgeben möchten oder nur als Besucher erscheinen. Journalisten und Fachhändler gehen doch die allermeiste Zeit zu den Weingütern, die sie schon kennen. Das kann ich bei der ProWein wie auch bei den Großen Gewächs Touren immer wieder sehen.
Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht. Das ist vielleicht auch der Grund warum die ausländischen Aussteller nicht so viele Besucher hatten.
ps: Was hat eigentlich der DWI für die Deutschen Weingüter gemacht? Ich hatte das Gefühl der VDP hat wesentlich erfolgreicher Werbung gemacht für die Deutschen Weingüter(und zwar indirekt auch für die nicht-VDPler) als die gezwungene Absatzförderung.
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