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Deckung – Säure!

Eine der meist gestellten Fragen in den letzten Tagen, quasi seit vermehrt die neuen 2012er Weine probiert werden, ist: “Wie ist er denn, der Jahrgang?”

 

“Gaaaaaanz anders ist er”, lautet meine standardisierte Antwort, “ich glaube er ist ganz klassisch!” Er ist nicht groß, er ist nicht klein, er ist wahrscheinlich auch nicht so nützlich wie 2011 und 2009. “Nützlich” bedeutet in diesem Zusammenhang zweierlei: Keller voll und schnell und einfach trinkbar!  2012 hat der Riesling auf einmal wieder Säure, und wie! Die hatte er 2010 auch schon, keine Frage. Da lag es aber daran, dass die Trauben einfach nicht wirklich reif werden wollten. 2012 war da ganz anders. Reif waren sie eigentlich alle, die Trauben. Irgendwann, ganz gegen Ende des Herbstes, beinahe schon im November hatten sie dann auch das passende Aroma – der Riesling wohlgemerkt. Man verzeihe mir den totalen Fokus auf diese Rebsorte. Es ist nun einmal meine…

Momentan erinnert mich 2012 doch sehr an 2008 – ich glaube, ich habe das schon öfter geschrieben. Da war auf einmal auch wieder Säure da. Also das, was den Riesling ausmacht und das, wonach alle rufen, obwohl am Ende viele gerne weniger Säure im Wein haben. Der Magen…

Während des Herbstes ist das mit der Säure gar nicht so sehr aufgefallen. Im Gegenteil sogar. Kurz vor dem Herbst wurde das Zugeben von Säure wieder einmal zugelassen. Man rechnete also eher mit dem Gegenteil. Ich persönlich habe mich um die Säure eigentlich wenig gekümmert. Wenn die Trauben schmecken, werden sie geerntet. Die Säure in den Trauben schmeckte reif. So ist es jetzt auch. Die Säure ist präsent, aber sie ist nicht aggressiv oder wirkt irgendwie unreif. Ich rede hier wohlgemerkt von den Basisweinen. Etwas anderes habe ich noch nicht probiert.

Allerdings stelle ich auch eine zunehmende Nervosität fest. “Entsäuern” ist aktuell ein beliebtes Thema und beim einen oder anderen Wein stelle ich einen großen Hang zu deutlich mehr Restzucker fest. Das schmeckt dann aber leider mehr nach süß-sauren Drops, als nach Riesling. Es ist irgendwie schon extrem. Einerseits geht die Angst vor zu viel Säure um. Andererseits wird wenig Säure auch selten goutiert. Nicht vom Konsumenten, eher vom Produzenten. Da geht direkt die Panik um, wenn der Riesling mal einen biologischen Säureabbau macht.

Wie auch immer, ich bin auf die kommenden Tage gespannt. In Düsseldorf trifft sich die gesamte Weinwelt zum Verkosten. Da werden wir dann sehen, wo der Säurehammer hängt… ;-)

13 Kommentare zu “Deckung – Säure!

  • Thorsten Kogge

    Interessanter Einblick. Ist eigentlich aufgrund der momentanen Witterungsverhältnisse davon auszugehen, dass auch 2013 säurebetont wird? Oder kann es auch noch ganz anders kommen?

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    • Dirk Würtz Post author

      @Kogge
      Über 2013 kann man gerade nichts sagen, außer “es kommt”…was auch immer ;-) Ernsthaft: Im Moment ist alles eigentlich relativ normal…

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  • Alex Flick

    Riesling 2012 entsäuern? No Way! Wer lange genug gewartet hat, bekam reife Trauben, reife Säure und reife Aromen beim Riesling. Analyse Gutsriesling Anfang Jaunuar: 8,1 g Säure. AP-Analyse Anfang März: 7,2g Säure. Fast 1g natürlicher Säureausfall – perfekt. Kein kellermeisterlicher Eingriff nötig. Der Jahrgang 2012 macht massiv Laune. Vor allem bei Riesling! Und @Steffen: Auch Chardonnay macht 2012 Spaß!

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  • Steffen

    Alex hast recht! Aber nach einer sehr langen Lese wollte ich halt nicht mehr, und das Weihnachstgeschäft ging auch sofort los. Aber ich
    bleibe dabei, der Chardonnay ist nicht so unharmonich in der Säure wie der Riesling, und er macht auch Spaß!!!

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  • johann

    ach her jeh- ich habe in zwei wochen vor mehrere weingüter in reinhessen und in der pfalz anzufahren damit ich endlich mal an gute basisweine komme. die rute steht, die weingüter auch nach empfehlung von d.w. rausgesucht und nun das- viel säure, oh oh, da muss ich ja jedesmal die ganze palette durchprobieren. mein gott, ich bin mit dem auto unterwegs………..
    na, da bin ich doch mal sehr gespannt auf die rieslinge, die mir letztes jahr nicht so gut kamen wie die weißburgunder und sylvaner. hat wer schon diese beiden im glas gehabt?

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  • Thorsten Kogge

    @ Würtz: Klar, das Weinjahr ist lang. Hätte mir vorstellen können, das die Kälte die Blütezeit nach hinten verlagert und damit die Trauben auch erst später bzw. kürzer reifen. Ne? Okay.

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