Alles über Wein und den Rest der Welt…

Eine Branche schafft sich ab…

…betitelt Dr. Hermann Pilz sein absolut lesenswertes Editorial in der Fachzeitschrift “Weinwirtschaft”.

 

Von Dr. Hermann Pilz


»Die deutschen Kellereien sind mittlerweile so etwas wie die verlängerte Werkbank internationaler Handelskonzerne«

Angesichts der weltweiten Überkapazitäten im Automobilbau müsste sich Deutschlands Autoindustrie Selbstbeschränkung auferlegen. Weniger produzieren und das Wenige, was dann aus den Werken tröpfelt, im Inland an ihre rabattsüchtige Klientel vertickern. Sie denken, unmöglich, dass sich eine Branche selbst so kasteit und die Chancen, die Märkte außerhalb Deutschlands bieten, nicht wahrnimmt? Aber es ist Wirklichkeit und nüchtern betrachtet die momentane Situation des deutschen Weinbaus. Die hiesige Automobilindustrie verfolgt ein anderes Rezept. Sie baut die teuersten Fahrzeuge der Welt und gewinnt den Wettbewerb auf qualitativer Ebene. In der deutschen Weinproduktion hat dagegen lediglich ein kleiner Teil der Unternehmen eine qualitative Ausnahmestellung erreicht. Das Gros dümpelt im Mittelmaß herum, trotz eigentlich bester Voraussetzungen, was die natürlichen Ressourcen sowie Stand und Kenntnisse der Winzerschaft betreffen. Doch wer gegängelt und reglementiert wird, geht den Weg des geringsten Widerstands und richtet sich im Mittelmaß ein. Deutschland kann allenfalls mit einigen Weißweinspezialitäten auf internationalem Parkett mitspielen. Bei Rotwein ist bis auf wenige Ausnahmen Hausmannskost angesagt, die im Lande konsumiert wird und ihren USP aus patriotischer Verbundenheit generiert. Immerhin konsumieren die deutschen Verbraucher zu 55 Prozent Rotwein, was dem Thema eigentlich mehr Aufmerksamkeit schenken müsste.
Im Gegensatz zum Automobilbau ist die Weinproduktion in Deutschland streng limitiert. Das ist sie andernorts in Europa auch, zumindest der Theorie nach. Doch während sich Deutschlands Winzer streng an die Auflagen halten respektive halten müssen, was käme auch sonst in Frage, wird die Beschränkung in anderen Ländern großzügig ausgelegt. Man muss sich nur in Regionen wie Bordeaux umsehen, das in den letzten 20 Jahren trotz Anbaustopp seine Rebfläche kräftig erweitert hat oder im Piemont oder dem Veneto, wo immer wieder neue Flächen für begehrte Weine wie Barolo oder Prosecco angelegt werden. Ganz zu schweigen davon, dass die Rebfläche außerhalb der Europäischen Union ständig zulegt und die Rebflächen und Produktionspotenziale außerhalb der Europäischen Union mittlerweile größer sind. Deutschlands Winzer bekommen die Quittung für diese Branchenpolitik. Der Marktanteil deutscher Weine sinkt seit Jahr und Tag, wie selbst branchennahe Mafo-Institute eingestehen. Dagegen steigt der Anteil ausländischer Weine, die Regalmeter für Regalmeter erobern. Einzig der Absatz ab Weingut kann noch als stabiler Hort für deutsche Weine betrachtet werden.
Wie ein Fanal muss in dieser Situation die Nachricht wirken, wenn der Verband Deutscher Weinexporteure seine magere Exportbilanz für das vergangene Jahr auf Basis der offiziellen Ausfuhrstatistik für deutsche Weine bekanntgeben muss: Die Exporte deutscher Weine sind 2012 gegenüber dem Vorjahr um 23 Mill. Liter auf das kümmerliche Niveau von 130 Mill. Liter gesunken. Welch ein krasses Missverhältnis: Die Importe liegen weit über dem Zehnfachen. Wie will man angesichts dieser Fakten von einer Wettbewerbsbenachteiligung sprechen, die erlegt man sich schon selbst auf. Witterungsunbillen kann man dafür auch nicht verantwortlich machen. Der Rückgang der Produktion und der Exporte hält seit Jahren an. Die Produktionslimitierung ist der entscheidende Faktor, denn es fehlt schlicht an geeigneten Weinen für die Auslandsmärkte, wie der Exportverband kritisiert. Gefragt sind weder Anbaugebiete noch Lagen sondern ordentliche Rebsortenweine zu akzeptablen Preisen. Die Folgen der Verhinderungspolitik sind alles andere als erfreulich. Die deutschen Kellereien, die auch im internationalen Maßstab zu den leistungsfähigsten Abfüllbetrieben gehören und auf eine perfekte Infrastruktur zurückgreifen können, füllen eben Weine aus anderen Ländern und Kontinenten ab. Die deutschen Kellereien sind mittlerweile so etwas wie die verlängerte Werkbank internationaler Handelskonzerne. Von den 73 Mill. Litern Wein, die in die Niederlande fließen, stammen nur ganze 21,7 Mill. Liter aus deutschen Weinbergen. In den meisten anderen Ländern sieht es nicht besser aus. Über den Ärger der deutschen Kellereien kann man hinwegsehen. Was sind schon ein paar profitgierige Unternehmer und ihre Mitarbeiter wert. Doch was, wenn mal wieder eine große Ernte in deutsche Keller schwappt …

Dr.Hermann Pilz ist Chefredakteur des Fachmagazines “Weinwirtschaft” aus dem Meininger Verlag

15 Kommentare zu “Eine Branche schafft sich ab…

  • Martin Kössler

    Der Artikel ist spannend und in vielem absolut richtig in Bezug auf die Konkurrenzfähigkeit in Sachen Export. Er greift aber zu kurz im grundsätzlichen Begreifen der Krise des Weines in Deutschlands, die ja nicht nur den Export betrifft, sondern den gesamten Markt an sich, sei es die triviale Uniformität der großen Onlinehändler, das Dahinsiechen des Sommeliergewerbes, das in keiner Weise international mithalten kann, oder der Verbraucher, der sich vor dem Hintergrund der Inkompetenz und Leidenschaftslosigkeit einer ganzen Branche kaum weiterentwickeln kann. Wir sollten mal runter von unserer europäisch/deutschen Arroganz und Ignoranz und sollten über den Tellerrand blicken, um zu sehen, was anderswo passiert, wie Wein anderswo genossen, gelehrt, gesoffen und verstanden wird, um dann zu versuchen, mit unseren ohne Zweifel vorhandenen Pfunden zu wuchern. Wir drehen uns stattdessen mehr oder weniger selbstverliebt im Kreis, gehorchen rückwärtsgewandtem Branchen-Lobbyismus und verschlafen auf fast allen Ebenen des Weinbusinesses gleichzeitig wichtige Entwicklungen. Wir brauchen Zugpferde und Arbeitstiere gleichermaßen. Was wir aber vor allem brauchen ist eine Vision für den deutschen Wein, eine Definition dessen, was er ist, was er kann und was er international sein will; was wir brauchen ist wieder Passion statt nur Business, ist Leidenschaft und Neugier statt Bequemlichkeit. Die Entwicklung auf dem internationalen Weinmarkt ist derart spannend, daß wir nur atemlos zusehen können, wie sich z. B. im Norden Europas eine Küche mit Identität samt entsprechender Weinkennerschaft von Grund auf neu definiert und entwickelt, daß in der Champagne eine Revolution von unten stattfindet und daß sich, nur ein weiteres Beispiel, Nordamerika zur durchaus kompetenten, vor allem aber offenen und neugierigen Weintrinkernation entwickelt, die längst viel mehr kann und kennt als nur das immer gleiche Bordeaux & Co. Wir müssen uns alle in der Branche dringend an die Nase fassen und viele Dinge von Grund auf neu angehen, sonst sehe ich so schwarz wie Dr. Pilz für unsere Branche.

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  • Der Captain

    Gemma! Wenn andere Länder Massenproduktion auf industrieller Basis machen, dann hat Deutschland gefälligst mitzumachen. Es geht nicht an, dass so wenig deutscher Wein in niederländischen Supermärkten steht. Geht´s noch?

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    • Dirk Würtz Post author

      @Der Captain
      Es geht eben nicht um Massenproduktion auf industrieller Basis. So etwas geht in D gar nicht, vergiss das einfach endlich mal!

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    • Dirk Würtz Post author

      noch was @Captain
      Es ist so einfach wie absurd: Wenn wir die Fläche nicht vergrößern um lieferfähig zu werden, werden wir so unglaublich viel Fläche verlieren, dass wir gar nicht mehr relevant sind! Wir können, beinahe so gut wie kein anderes Land der Welt, Rebsortenweine machen

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  • H. O. Spanier

    Dr. Pilz hat in vielen Dingen recht. Ich sehe das Thema der Rotweine aber eher differenziert. Bei vielen Blindproben sind die Deutschen nicht immer vorn dabei. Allerdings sieht das bei weiss ganz anders aus. Da sind wir mittlerweile Weltklasse. Und zwar in jedem Preissegment. Diese Botschaft verbreitet sich immer besser und schneller. Eines unserer Kernprobleme ist und bleibt aber die Produktion und Marktdurchdringung von Rebsortenweinen auf der Fläche. Da hat der Handel inkl. der gelobten Kellereien und natürlich die Politik der vergangenen 40 Jahre versagt. Ganz leicht zu sehen am Beispiel Dr. L Tolle Qualität. Guter Preis. Nachvollziehbares Konzept. Und natürlich ein leidenschaftlicher Macher mit Ernst Loosen der etwas zu erzählen hat.

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  • Andreas

    Just my 2 cents: Château Lafite hat ca 100 Hektar, Moët & Chandon ca 1000 Hektar, usw. Qualität kann auch in großem Maßstab erzeugt werden, ohne gleich zum billigen Massenprodukt a la Yellow Tail zu werden. Und um eine international starke Marke aufzubauen braucht man eben neben der Qualität auch eine bestimmte Quantität um in den Märkten präsent zu sein.

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  • Ollie

    Wenn man von Weitem liest: zerfahrenen, unstrukturierter Artikel ohne echte “Punchline”.

    Wenn die deutsche Exportschwaeche (bzw. der Importueberschuss, der ja nun mehrere Gruende hat) angeblich das Problem ist, dann hat das nicht nur recht wenig mit der Aufstellung der Grosskellereien zu tun (wieso also schreibt Pilz so lange darueber?). Sondern es geht auch niemand auf die beiden Schluesselsaetze im Text ein: “Die Produktionslimitierung ist der entscheidende Faktor, denn es fehlt schlicht an geeigneten Weinen für die Auslandsmärkte, wie der Exportverband kritisiert. Gefragt sind (…) ordentliche Rebsortenweine zu akzeptablen Preisen.”

    Wie bitteschoen sieht denn ein “ordentlicher Rebsortenwein” aus – und zwar aus Sicht derjenigen Maerkte, die (gefuehlt oder wirklich) entwickelt werden muessen, nicht aus Sicht der Leute, die nie aus ihrem Kaff herausgekommen sind? Wundern wir uns wirklich, dass wir auf dem (von Rotwein dominierten?) Weltmarkt nicht mitspielen koennen? Und wieso scheren sich die Erzeuger nicht darum (die Grosskellereien koennen doch nur abfuellen, was erzeugt wird)? Wenn sie’s doch tun, woran hakt’s denn dann? Gibt’s da umfassende und vollstaendige(!) Analysen?

    Wenn ich sehe, was Genossenschaften, hierzulande immerhin der naechste “Tier” nach den Grosskellereien, so auf Flasche ziehen, bekommt man naemlich nicht das Gefuehl, es sei schon mal ein Verantwortlicher ins Exportzielland gefahren und haette sich mit den Einkaeufern vor Ort unterhalten. Vielleicht reicht es nicht, einfach mal ganz fest zu *glauben*, mit Weisswein kaeme man bei Tesco et al. ins Regal, wenn er nur suess genug ist? Wie aus dem oben zitierten Fragment hervorgeht (und was schon beim “Ingenieur- und Facharbeitermangel” gilt): Wir haben nicht nicht genug Wein, wir haben nicht genug *guten* Wein. Es scheint, jemand in der deutschen Weinindustrie (sic) habe den Schuss nicht gehoert.

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  • C. vanD.

    Als Ausländer, der fängt mit deutschen Weine an, meine Eindrücke :

    - In Deutschland scheint es sehr viel über Marketing, Entwicklung, Marktanteile, Welteroberung (oder “in der Welt zu überleben” ?) diskutiert worden. Wenig über Qualität und gar nicht über Individualität.

    Wein ist in D. nur als “Industrie” betrachtet, was zuerst nicht sehr “sexy” ist (im Gegenteil), und kann nur führen : a/ zu uniformierte langweilige/preiswerte Massenproduktion (siehe Spanien – aber die bewegen sich langsam in der andere Richtung jetzt – nach Jahren an Verbrauchersverlust!) b/mit einem Luxussegment, der streng begrenzt an Riesling ist und sich nicht nachhaltig entwickeln wird (die Welt wird nicht nur deutsche Riesling trinken).
    Ich kann mich irren aber ich sehe als grosser Hindernis einer grosse Entwicklung des Luxusweinsegments den Fakt, dass die besten deutsche Wein keine grosse Persönnlichkeit haben (also es ist mein subjektive Gefühl und vielleicht habe ich nicht genug gute Riesling getrunken). Sie sind zwar leicht von den Basis Riesling oder von Elsässige Riesling zu unterscheiden aber die scheinen alle relativ gleich zu sein. Werden wir ein Tag ein Wittmann kaufen wie man ein Coche-Dury, ein Conterno, ein Rayas oder ein Marcel Deiss kauft ? Die besten Weine sind persönnlich, individuel, nicht industiel und nicht den Produkt von Weinpolitik. Vielleicht ist Deutschland herrvoragend um Luxusautos zu bauen aber Wein ist was anders. Mir fehlt die Persönnlichkeit, den individuel Stil, den Mut und die Leidenschaft vielleicht (ja Egon Müller ist bestimmt eine Ausnahme).
    Es scheint mir alles ein bisschen langweilig zu sein.

    (Ich entschuldige mich, wenn ich völlig daneben bin. Mit der Zeit / mehr Erfahrung an deutsche Weine wird vielleicht meiner Meinung sich ändern)

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  • Ollie

    C. vanD.: Sehr interessante Sicht von aussen. Ich finde es erstaunlich, was du ueber die “Gleichartigkeit” von deutschem Riesling schreibst. Denn ein bisschen geht es mir genauso: Viele Grosse Gewaechse sind “untereinander austauschbar”, weil sie sich stilistisch und qualitativ so aehnlich sind. Aber: that’s the feature, not the bug! Es hat die deutsche Weinlandschaft zwei Jahrzehnte harter Arbeit gekostet, um ueberhaupt erstmal soweit zu kommen und ein Segment hochklassiger, trockener Weine zu erschaffen und ueberzeugend jedes Jahr mit Supertopweinen zu *saturieren*.

    Die Kehrseite ist, dass am Ende des Tages alle diese Weine “nur nach Riesling schmecken”. Das mag jetzt noch kein Problem sein, aber vielleicht wird es bald zu einem – und zwar erst im Ausland, wo Deutschland traditionell auf “DAS Rieslingland” reduziert wird. Insofern ist dein Vergleich mit (ausgerechnet!) Burgund ein sehr guter Indikator fuer den Eisberg, den das Schiff mit voller Fahrt zu rammen droht: Burgund ist winzig und ist wirklich auf Chardonnay reduziert, weil reduzierbar, aber Deutschland sollte sich tunlichst nicht auf Riesling reduzieren oder reduzieren lassen. Zumal Riesling ganz eigene Probleme in der Welt hat.

    Andererseits hat die deutsche Weinwirtschaft auch noch eine massive Lernkurve vor sich, und das weiss sicherlich jeder. In den naechsten 5 bis 10 Jahren werden Weine auf allen qualitativen Ebenen nicht nur *noch* besser werden, sondern die Weine werden sich auch viel staerker ausdifferenzieren, also die Individualitaet entwickeln, die du anmahnst.

    Gleichzeitig wird das Potential bei anderen Rebsorten ausgeschoepft werden, sodass aus Deutschland “DAS Weissweinland” wird (vgl. “Das Auto”). Daneben beginnen nun auch deutsche Pinots Noirs im Ausland zu zuenden. Seit mehreren Jahren gewinnen deutsche Weine eine Vegleichsverkostung nach der anderen; das zeigt, dass sie sich qualitativ in der Spitze nicht verstecken muessen. Top-Class-Pinot *kann* also The Next Big Thing werden (mit enormer Aussenwirkung). Was fehlt, sind weitere rote Sorten mit Identifikationspotential. Vielleicht Lemberger/Blaufraenkisch noch, aber dann? Dornfelder/Acolon fehlt vielleicht doch der “X factor”…

    So weit, so gut. Jetzt haben wir aber nur vom Luxussegment geschrieben. Ich denke aber, der Schluessel zum Erfolg liegt genau nicht darin, sich nur auf die S-Klasse zu kaprizieren. Das hat schon in der Automobilindustrie nicht funktioniert, der deutsche Wein braucht genauso einen Golf und eine C-Klasse, um am Markt wahrgenommen zu werden. Dazu muss sich aber endlich von der pastoralen Idee verabschiedet werden, Wein dieser Preisklasse sei keine hochinnovative Industrie, sondern kleines, kleinteiliges und traditionsverbundenes Handwerk. Die Australier und Neuseelaender haben es uns vorgemacht – samt aller Fehler, die man nur machen kann -; davon koennte die deutsche Weinwirtschaft sicherlich lernen. Die Chilenen versuchen es und scheinen in Schluesselmaerkten grosse Erfolge zu feiern. Zur Illustration ein ueber 2 Jahre alter Artikel aus einem Blog, der allen hier Schreibenden sicherlich seit ewig bekannt ist (The Wine Economist):

    http://tinyurl.com/cxo7kbt

    Das Video von Oz Clark ist ganz spassig. Bei 0:40 nennt er das Wachstum fuer chilenischen Wein im Ueber-5-Pfund-Segment (das ist schon deutlich Premium, und das nota bene waehrend der Wahnsinnskrise, die UK ab 2008 hatte!), und ab 2:20 schildert er eine Episode, wie Australien in der “oeffentlichen Wahrnehmung” von Chile abgeloest wurde.

    Wo ist die Deutschwein-2020-Agenda, die im Ausland aus Deutschland den “provider of consistently excellent flavors at a fair price” macht? Die den massiven Erfolg von Sauvignon Blanc – einem trockenen(!), aromatischen(!) Weiss(!)wein mit wirklich knackiger(!) Saeure (Hallo?!) – auf Riesling ummuenzt?

    Es gibt sicherlich eine, ich kenne sie nur nicht. Vielleicht schreibt Dirk ja mal was darueber. (In irgendeinen groesseren Kontext muessen die Rheingauer ihre Qualitaetsoffensive ja eingebettet haben, oder…?)

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  • Christopher

    Hallo Herr van D.,

    haben Sie diesen Beitrag 1984 geschrieben oder doch, tatsächlich, am 19. März 2013?
    Ich bin ja in jeder Zelle meines Körpers völlig unpatriotisch, sogar bei Autos oder Fußball, aber jemanden, der in den letzten Jahren mal ab und an im europäischen Dunstkreis gelebt hat und sich für Wein interessiert, müsste doch aufgefallen sein, dass die deutschen Spitzenweine mittlerweile keinen internationalen Vergleich mehr scheuen brauchen – im Gegenteil. GErade im Elsass scheinen mir die Weine in vielen Fällen dank deutlicher Restsüße leider immer gleichförmiger geworden zu sein und die Entwicklung weit hinter der deutschen hinter her zu hinken – besonders, was die sogenannte “Trinkigkeit” der Weine betrifft.

    Besonders witzig finde ich in diesem Kontext, wie ein Österreicher und Kenner beider Weinwelten wie Manfred Klimek alias Captain Cork nicht müde wird, seinen Landsleuten von der Vielfalt und Eleganz deutscher Rieslinge vorzuschwärmen, was besonders im Kontext der vor wenigen Jahren noch weitaus höheren Reputation der Wachauer Rieslinge bemerkenswert ist.

    Sicherlich wird in Deutschland keine Massenproduktion auf industrieller Basis wie in Spanien oder Italien möglich sein, wie Dirk betont, aber wie man mehr Individualität und Persönlichkeit in einen Wein legen kann als – um nur wenige zu nennen– Wittmann, Van Volxem, Heymann-Löwenstein, Schäfer-Fröhlich, Keller, von Winning und Dutzende mehr, ist mir nicht ganz ersichtlich – mal abgesehen davon, dass das doch seit Jahren auch von allen ausländischen Weinkritikern anerkannt wird. Die vielen Talente aus der zweiten Reihe, die mich hierzulande noch weitaus mehr interessieren als die wenigen großen Namen, will ich jetzt gar nicht alle aufzählen – auf jeden Fall verkörpern sie eine Dynamik, die leider beispielsweise dem Elsässischen Wein in den letzten Jahren etwas gefehlt hat. (Was ich als großer Fan des Elsass sehr bedauere).

    Und zu Marcel Deiss wollte ich schon lange mal etwas los werden: Die Weine sind wirklich alle absolut beeindruckend – leider habe ich nach einem Glas keinen Appetit mehr auf mehr, was bei mir selten der Fall ist:-)

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  • Albert Schwertner


    Ich denke, die Vielfalt deutscher Rieslinge ist unbestritten, und wie ein Vorredner bereits sagte, die Winzer aus der zweiten Reihe haben einige hervorragende Weine, was das P-L-Verhaeltnis anbelangt – ihnen fehlt halt das kostenintensive Marketing, was Keller & Co. erfolgreich umsetzt.
    Rieslinge sollten nicht für das untere Preissegment angebaut werden, obwohl es aussergewoehnlich gute für sehr wenig Gegenleistung gibt. Die Welt wird schon merken, dass die Top-Rieslinge (noch) zunehmender die Handschrift deutscher Winzer tragen, wie es auch Stuart Pigott sieht.

    Es gibt aber auch günstigere Rebsorten, wie die Scheurebe, die auf dem Exportmarkt Anklang finden könnte.
    Spätburgunder deutscher Machart muss sich nicht verstecken im Vergleich zum Ausland, mineralische Wunderwerke aus Assmannshausen (Rheingau) gibt es alljährlich.
    Dornfelder, wie ein Vorredner erwähnt, koennte vielleicht unter einem anderen “Marketing”-Namen im unteren Preissegment ins Ausland verschifft werden.

    Ziel koennte es sein, die großen Absatzmengen auf wenige Rebsorten und Cuvées zu konzentrieren, wo die Qualitaet und eigene Charakteristik (typisiertes Terroir) nicht mit anderen (auslaendischen) Anbieter vergleichbar ist.

    Auslaendische Weine finden in Deutschland oftmals nur so großen Anklang wegen des Namens, warum sonst bieten Aldi & Co. die ganzen Chateneuf, St. Emilion, Brunello di … Hier faellt auch auf, die Lagenbedeutung.
    Die Weinbauregionen koennten staerker vermarketet werden, da Moselriesling ja nicht gleich einem fränkischen entsprechen.

    Nur meine Anregungen.

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