Alles über Wein und den Rest der Welt…

Es hackt!!!

Da untersuchen zwei Geisenheimer Studenten, welche Weine in deutschen Ministerien und sonstigen öffentlichen Stellen ausge- und verschenkt werden, der zuständige Professor schreibt einen Artikel, der schafft es in kurzen Schlagworten bis in die “BILD” und restlos irrlichternde, im eigenen Bundesland gescheiterten, Hinterbankpolitheinis machen den Mann direkt zum Lobbyisten. Ich glaube es hackt!!!

Man stelle sich vor, der Bürgermeister von Pirmasens – einer ehemaligen Schuh-Hochburg – schenkt dem offiziellen Gast der Stadt ein Paar italienische Schuhe. Man stelle sich weiterhin vor, der Stuttgarter Bürgermeister verschenkt an den Bürgermeister von London Schinken vom Iberico-Schwein, anstelle eines Schwarzwälder Schinkens. Oder wie wäre es, wenn der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein dem nächsten Staatsbesuch frisch gefangenen Alaska Lachs anstelle eines ordentlichen Nord- oder Ostseefisches schenken würde? Statt Äpfel aus Niedersachsen gibt es demnächst in der Staatskanzlei in Hannover Kernobst aus Polen. Oder noch besser, der französische Präsident schenkt der Merkel beim nächsten Staatsbesuch ein Wagenrad holländischen Gouda! Alles völlig absurd, oder?

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Schweickert, nebenbei auch Professor an der Hochschule in Geisenheim und somit Betreuer der oben genannten Arbeiten sagt folgenden Satz: “Ich finde aber schon, dass es zum guten Ton gehören sollte, bei offiziellen Veranstaltungen von Bundes- oder Landesinstitutionen regionale Weine in die Auswahl einzubeziehen. Mir geht es darum, dass man wenigstens darüber nachdenkt.” und steht direkt unter Lobbyismus- Verdacht. Geht es noch? Das ist kein Lobbyismus, dass ist völlig normal. Und genau so eine Aussage erwarte ich auch von einem deutschen Politiker. Ich liebe, achte und verehre alle guten Weine der Welt. Aber ich kann nicht verstehen, nicht einmal versuchen zu verstehen, dass man auch nur im Ansatz darüber nachdenken kann, dass Schweickert nicht recht hat.

Und nebenbei bemerkt, ihr lieben Weinbaupolitiker – Frau Klöckner, Herr Brüderle, Herr Boufier, Frau Dreyer, Herr Seehofer und wir Ihr alle heisst: es wird Zeit für ein klares statement in dieser Angelegenheit. Insbesondere gilt dies für die ehemalige Deutsche Weinkönigin Julia Klöckner! Und bitte, lieber Genosse Steinbrück, pfeif bitte direkt diese Frau Vogt zurück. Das geht ja gar nicht, was die von sich gibt!

So etwas gibt es nur bei uns und ansonsten vielleicht noch in Absurdistan.

23 Kommentare zu “Es hackt!!!

  • danny

    seh ich auch so. überhaupt darüber zu diskutieren das man eventuell etwas anderes verschenkt wie deutsche Produkte ist dermaßen, typisch deutsch…da kann man echt das kalte Kotzen kriegen! Man stelle sich folgende Szenerie vor, François Gérard Georges Nicolas Hollande schenkt bei einem Staatsbankett deutschen Wein aus….. ich denke er könnte sich ohne Umwege direkt zur Guillotine begeben…..

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  • Michael Liebert

    Interessant die Frau Vogt. Sie scheint wohl ganz vergessen zu haben, dass in ihrem schönen Baden-Württemberg nicht nur Autos gebaut werden, sondern auch noch Winzer arbeiten…

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  • Kai Ahnung

    Von Frau Klöckner als CDU Abgeordnete kann man halten, was man will – allerdings hat sie als erste angemerkt, dass deutsche Weine bei Staatsanlässen ausgescheknt werden sollten… heisst nicht, dass mir die Politik von ihr gefällt!

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  • Holger

    Das wäre doch tatsächlich mal eine Aufgabe, um die sich das DWI kümmern könnte, dann könnten die Ministerien zumindest nicht irgendwelche Caterer verantwortlich machen. Und das DWI hätte eine weiteren Punkt in Sachen Daseinsberechtigung.

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  • Holger

    Im Übrigen ist natürlich bereits Wahlkampf – man kann und sollte also nicht alles ernst nehmen. Außer den guten Gewächsen aus den deutschen Anbaugebieten.

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  • Alexander

    Erstens ist an “Lobbyismus” für sich noch nichts Schlechtes oder Anrüchiges, sondern völlig in Ordnung und in jedem plural-demokratischen System geradezu notwendig. Man muss wohl deutsch sein, um eine solche Konnotation herauszuriechen.

    Zweitens wäre die Verwendung (vornehmlich) deutscher und ggf. regionaler Produkte bei offiziellen Anlässen kein Lobbyismus, sondern schlicht vernünftiges Selbstbewusstsein, allenfalls Patriotismus.

    Drittens störte mich die dreiste Art, in der dieser Professor sich mit fremden Federn aufputzte und das erst auf Nachfrage hin so richtig offenlegte. Aber das ist ja typisch. Eher typisch jedenfalls als “Lobbyismus”. Ach ja: es war und ist derselbe Abgeordnete, der sich aufplustert und echauffiert (nachzulesen online in Abgeordnetenwatch), wenn die Bestechung Abgeordneter unter Strafe gestellt werden soll. Jawohl. :-)

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  • susa

    Dieses blindwütige Herumhacken auf dem politischen Gegner ohne jedes Augenmaß ist ja schon fast zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Es geht nicht um die Sache, sondern nur wer was sagt und das ist richtig, wenn er mein Freund ist und falsch wenn er mein Feind ist.
    Die Präsentation regionaler und nationaler Güter bei offiziellem Auftreten des Staates und seiner Vertreter sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Stattdessen wird für jeden zu ersetzenden Klodeckel eine europaweite Ausschreibung veranstaltet. Damit man sich wenigstens in Kleinigkeiten nichts vorzuwerfen hat.
    Lehrt uns aber eins: Wein hat keine Lobby.

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  • Die Kärntnerin

    Ich gebe meiner Vorschreiberin Susa recht, hier geht es wohl gar nicht um die Sache an sich, sondern nur um Schlechtmacherei eines Gegners.
    Läuft in Österreich leider nicht anders. Die Idee eines Politikers kann noch so toll oder bahnbrechend sein, die anderen Parteien werden alles dran setzen dagegen zu sein und wenn sich ihre Meinung zu dem Thema dafür komplett ändern muss…

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  • A. Hofer

    Mich hat der Artikel geschockt, da ich dachte, es wäre selbstverständlich, dass deutsche Behörden bzw. Ministerien nur dt. Wein ausschenken. Für so dämlich habe ich die dt. Politik nicht gehalten. Ein Affront ggü. unseren Winzern. Die Aufgabe, Deutschland bzw. dt. Produkte zu repräsentiern, verfehlt. Es ist darüber hinaus auch peinlich, offenbart Genuß-Analphabetismus. Das mit dem elsässer Sekt finde ich im Übrigen verzeihlich, ist ja nicht ganz Ausland….

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  • Michael Rosenthal

    Wenn ausgerechnet Du mein lieber Dirk einen Politiker der FDP quasi schützend unter Deine maischeroten Winzerhände nimmst, dann staun ich ob der Mutation zur Liberalität ;-)
    Okay, Spaß bei Seite. Wenn in Deutschland Patriotismus gezeigt wird, ergeben sich immer diese zwanghaften Reaktionen des Gegensteuerns. Nicht nur im Wahlkampf und unabhängig jedweder politischer Grundüberzeugung.
    Welcher Lobbyist läßt eigentlich den Opiumanbau am Hindukusch verteidigen ? Immerhin mit ca. 130.000 ha fast ein Drittel mehr als es Rebfläche in Deutschland gibt.

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  • Gast

    Im Grunde ist doch in den Leserzuschriften unter http://wuertz-wein.de/wordpress/2013/01/15/lesetipp-7/ der Sachverhalt schon geklärt worden.

    http://parlamentsbuchhandlung.de/ hält seine Erklärung dazu auch weiterhin aufrecht – was ist denn daran unklar? Niemand wird gezwungen in dem Laden einzukaufen und die Auswahl der Weine an Bord von Flugzeugen der Flugbereitschaft ist doch auch geklärt, es handelt sich um die Bordverpflegung der Lufthansa.

    Hat mal jemand nachgelesen was Stuart Pigott zu den Weinen zur Amtseinführung von US Präsident Obama geschrieben hat? Es gibt Riesling, Baby! ;-)
    http://www.stuartpigott.de/?p=2689

    Made in USA – auch klar, aber es ist Riesling!

    News of this choice has been out since a couple of hours, but so far nobody commented seriously on the selection or assessed each of these wines. This they deserve, since the choice is strikingly different from previous years when California dominated. Both wines for the forthcoming presidential inauguration hail from New York State and one of them is a dry Riesling! On the wine front this is as significant a change as the introduction of serious gun control would be for law and order in the US.

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  • danny

    naja …. schon ein wenig bedenklich einen “cuvee Bundestag” zu kreieren und keinen Deutschen Sekt reinzutun….
    Hier meine Gedanken dazu:
    1. Der Deutsche Sekt der erhältlich ist, hat vielleicht eine schlechtere Ausstattung als der Cuvee, schmeckt vielleicht schlechter als der Cuvee, ist vielleicht ein billig Produkt?
    Will ich jemandem eine besondere Aufmerksamkeit machen, greift man vielleicht zu dem “BT Cuvee”, weil eben “BT” drauf steht
    2. Finde ich macht es die Sache nicht unbedingt besser, dass die Parlamentsbuchhandlung ein frz. Produkt verkauft. Ist mir Latte wenn es bei irgendeinem Weindepot um die Ecke Wein aus allen Ländern gibt. Aber gerade an diesem Platz gehört sich das nicht!

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  • Gilli Vanilli

    Da ist es wieder das Problem – in Deutschland darf und kann anscheinend kaum jemand Stolz auf sein Land und seine Produkte sein. Das zeigt sich in allen Facetten des Lebens immer wieder.

    Man stelle sich vor in Berlin wird ausgerufen zu Empfängen gibt es nur noch deutschen Riesling und Spätburgunder.
    Steht wahrscheinlich am nächsten Tag in den Zeitungen – Nazis übernehmen das Kanzerlamt oder so.

    Armes Deutschland wo es überhaupt Menschen gibt die ungestraft solchen Dünnsülz von sich geben dürfen und wohl teilweise auch gewählt werden.

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  • de Pälzer

    Habe immer geglaubt, Weinliebhaber sind tolerante Menschen (winos don´t march…Frank Zappa). Gibt es für vermeintliche oder echte Patrioten kein sinnvolleres Thema als dies, was Besucher des Bundestages im shop kaufen können? Was machen eigentlich die Schotten bei Empfängen….gibt es da nur Whisky? Und Gilli Vanilli: Selbstverständlich darf mensch stolz auf deutsche Produkte sein, auch ohne diejenigen bestrafen zu wollen, die es nicht sind. Muss man hier gleich in einen Stammtisch-Jargon verfallen? Guter Wein braucht keine Lobby.

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  • Theo

    Im deutschen Weinbau hat sich in den letzten 20Jahren (auch dank des wärmeren Klimas) sehr viel in die positive Richtung entwickelt. Leider ist dies offenbar bei vielen Politikern und Ämtern noch nicht angekommen. Aus Unwissenheit und Angst, vielleicht etwas falsch zu machen, fährt man in alteingefahrenen Gleisen weiter.

    Da sind die deutschen Beamten genauso traditionsbewusst wie ihre Kollegen im englischen Königsreich: nach einem Bericht der Rhein-Main-Presse haben diese zum 60.jährigen Kronjubilaeum der Queen wie auch schon zu der Krönung selbst erneut einen Riesling aus dem Niersteiner Hipping bestellt, an-und ausgebaut als 1952er von F.K.Schmitt(Nierstein) und als 2012er von Keller (Flörsheim-Dalsheim).

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  • hans

    Lobby ist doch per se nichts verderbliches …. Das ist ganz normal und richtig.
    Richtig schlecht wird Lobby erst, wenn die ‘Tretminen’ betreibt und erreicht. Heute gilt der Begriff ‘Tretmine’ nur für Waffenprodukte mit 4 Sprengsätzen. Jetzt darf unsere Friedenswaffenindustrie ihre menschenkörperzerfetzten Geräte (natürlich gerne mal mit 3 Sprengsätzen) mit Unschuldsmine (nicht explosiv) in alle Welt verkaufen und sich darum kümmern, das hart verdiente Geld in die Schweiz zu bringen ….
    Ich finde die Weinlobby für deutschen Wein absolut angebracht.
    Was ich von der anderen Lobby denke, könnt ihr euch denken …
    Prost

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  • Tom

    Man stelle sich vor, ein deutsche Ministerium würden ein französiches, italienische oder spanisches Auto als Dienstwagen für Minister und Staatssekretäre einführen – oder das Land Schleswig Holstein ein schwedisches, weil man kein Automobilproduzierendes Bundesland bevorzugen will. …

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  • Gast

    Man stelle sich vor es existiere ein Kleintransporter “Mercedes-Benz Citan 109 CDI” der ein “Renault Kangoo” mit Stern ist. Niemand würde ihn kaufen und Mercedes-Benz müsste Konkurs anmelden.

    Aus dem “Tagebuch” von Henryk M. Broder:
    Noch schlimmer sieht es auf dem deutschen Strich aus. Da stehen deutsche Frauen in einem ruinösen Wettbewerb mit ausländischen Konkurrentinnen, vor allem aus Osteuropa, die mit Dumping-Angeboten Kunden anlocken. Müsste nicht auch hier eine Quotenregelung zugunsten deutscher Marktteilnehmer eingeführt werden? »Deutsche Männer gehen zu deutschen Nutten!« wäre doch eine hübsche Losung für die nächste verdi-Demo am 1. Mai. Oder »Deutsche, esst deutsche Bananen!« Das hat schon Tucholsky gefordert…

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  • Steffen

    …zum Renault-Mercedes-Benz Citan. Endlich gibt es mal ein
    Daimler Nutzfahrzeug ohne Rostprobleme – Ich freue mich auf
    diesen französichen Stern.

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  • Tom

    @Gast: Nö – da reduzierst Du die Aussagen hier doch etwas zu polemisch. Die Deutschen sollen ruhig italienische Autos kaufen, griechischen Wein oder Messer aus Tunesien (das können die da wirklich). Es geht nicht darum, Leuten vorzuschreiben, was sie kaufen sollen. Es geht um die Wertschätzung der Qualitätsprodukte des eigenen Landes. Die Politiker repräsentieren doch Deutschland, die Bevölkerung und eben auch unsere Produkte. Wenn das beim Wein nicht gemacht wird, gleichzeitig aber mit deutschem Ellenbogen die protektionistischen Anbauregelungen für Wein in Europa verlängert werden, dann entsteht ein Zerrbild, das unserem Wein nicht gerecht wird: Die schützen unsere Winzer vor dem internationalen Wein, den sie selber dem aus dem eigenen Land immer vorziehen. Mit etwas mehr Selbstbewusstsein an der einen Stelle spart man sich oft den Ellenbogen an der anderen.

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