Seit Jahren schaue ich fasziniert auf die Kollegen in Österreich und ihren Grünen Veltliner. Eine geniale Rebsorte, eigenständig, und doch eine geniale Ergänzung zum Riesling. Manchmal ein wenig modisch in den Aromen verspielt, manchmal ganz klassisch und neuerdings auch gerne brachial puristisch und klar. So wie ich das mag.
Ich gebe es gerne zu, ich habe in der jüngeren Vergangenheit eine Bogen um den Veltliner gemacht. Vieles war mir zu breit und zu überzogen, manches erinnerte mich an andere Rebsorten. Kurzum, ich habe den Grünen Veltliner etwas aus den Augen verloren. Natürlich nehme ich zur Kenntnis, dass gerade in der jüngeren Vergangenheit Grüner Veltliner aus Deutschland ein grosses und angesagtes Thema ist. Ehrlich gesagt interessiert mich das aber nur am Rande – ich finde das beinahe schon absurd. Wir haben in Deutschland Silvaner als Ergänzung zum Riesling – mir langt das völlig. Ich hatte lange keinen wirklich faszinierenden Grünen Veltliner aus Ö im Glas und musste erst nach Berlin fahren, um einen Grünen Veltliner zu trinken, der mich total begeisterte – schon merkwürdig…
Mein aktueller Lieblingsblogger – weil so herrlich präzise und scharfzüngig - der Schnutentunker, lud zu einem Abend im Berliner “noto” ein. Ich weiss jetzt nicht genau, ob der Laden “angesagt” ist, oder nicht. Es ist in jedem Fall ein guter Laden mit tollem Essen. Wie auch immer, es war ein sehr schöner und natürlich extrem “weinseeliger” Abend. Irgendwann stand eine Flasche Grüner Veltliner auf dem Tisch: 2011 Looos. Hübsches Design, angenehm gekühlt und vorbeigebracht von Manfred Klimek, alias Captain Cork. Wenige Tage zuvor hatte ich bereits von diesem Wein gehört, konnte mir allerdings keinen Reim darauf machen. Für mich war bisher klar, dass Klimek den “Kappa” in Italien produziert. Den gab es an diesem Abend im “noto” übrigens auch – ein echter Saufwein mit mehr als ordentlichem Trinkfluss. Zurück zum Grünen Veltliner. Ich fand diesen Wein klasse, was aber nichts zu heissen hat. Ich fand eigentlich alles klassse an diesem Abend. Das hatte weniger mit einem etwaig erhöhten Konsum von weinhaltigen Getränken zu tun, sondern lag an dem Gesamtpaket des Abends: Klasse Wein – klasse Essen – klasse Leute. Der Veltliner ging mir allerdings nicht aus dem Kopf und ich tat etwas, dass ich ganz selten tue, ich bat um eine Probeflasche.
Kurz zu den Fakten:
2011 Lengenfelder Pfeifenberg, DAC Kamptal, Reserve heisst der Wein korrekt. Der Wein wächst auf 380 Meter Höhe, quasi direkt an der Grenze zur böhmischen Platte, danach ist Schluss mit Weinbau – wenigstens zur Zeit. Löß- und Urgesteinsböden gibt es hier und das einzige, das zählen soll, ist die Herkunft. Da ich persönlich diese Gegend überhaupt nicht kenne, kann ich leider nicht sagen, ob der Wein seine Herkunft widerspiegelt.
Was ich aber sagen kann, ist, dass der Wein tatsächlich ein ziemliches Monument ist. Wenn das der neue Stil des Veltliners ist, dann ist das richtig gut!. Glasklar, wie ein Glockenspiel. Unglaublich animierend mit einer sensationellen reifen und klaren Säure. Einen Hauch von Birne und gelben Früchten kann ich schmecken und die 13 Prozent Alkohol sind gut verpackt. Der Wein ist absolut trocken, nicht der Hauch von Restzucker ist schmeckbar. So mag ich das. Ich gehe einfach einmal davon aus, dass die Trauben absolut vollreif und kerngesund waren. Ich schmecke nicht den Hauch von Überreife oder Botrytis. Er entwickelt im Mund so etwas ungestümes und ungezähmtes, dass ich gar nicht wirklich beschreiben kann, das mich aber total fasziniert. Ungefähr so ist das… Auch wenn ich mich wiederhole, der Wein ist so unfassbar klar und präzise wie ein Marmorbild.
Fazit: Ich habe die Flasche leer getrunken! Das ist das grösste Kompliment, dass ich einem Wein machen kann. Nebenbei bemerkt, der Wein schmeckt so, wie der Klimek ist. Wild, laut, aber immer präzise und auf dem Punkt. Auch dann, wenn es oder er manchmal gegen die Konvention verstösst. Ich mag das!
Der Wein kostet um die 16 Euro. In D ist er wohl NOCH nicht erhältlich. Also, Ihr mitlesenden Händler – ran an den Wein, bevor es nichts mehr davon gibt!
Ja, der “Grüne Veltiner”, der ist wirklich wieder in Mode. Mir persönlich hat in letzter Zeit der 2009 Weelfel Alte Rebe vom Weingut Wimmer-Czerny äußerst gut gemundet. Sehr gehaltvoller Tropfen. Und Biodynanmisch. Gibt´s in Berlin so für um die 12€….
will haben! dachte, das weinstein in berlin nimmt ihn ins sortiment, aber pustekuchen
( gibts da neuigkeiten?
Oy, da ist man mal drei Stunden fotografieren und dann das. Also: Den LOOOS gibt es in Österreich bei WeinArt (Katharina Wolf). Steht wohl noch nicht in der Liste. Ich nehme an, PlanetWein kriegt auch ein Kontingent (Berlin) und das Weinstein hat auch bestellt. Der Rest Deutschland ist frei.. Vielen Dank für die Kritik.
Und die 16 Euro sind empfohlene Endverbraucher. Also nicht Handel und Gastro..
Wie heißt der Winzer?
Ich habe den Wein gemeinsam mit Walter Buchegger gemacht, einem sehr bekannten Winzer aus Droß..
Dirk, Danke für die Blumen
Bin den dritten Tag mit Deinem Rottland beschäftigt und werde mich gerne mit einem ganz braven Artikel bedanken (hüstel)…
Darf man den Captain fragen, was es mit dem Namen “Looos” auf sich hat?
Reduktion, Ornament als Sünde, drittes O wegen gleichnamigen Winzer. Anlehnung: Adolf Loos..
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