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Zahlen

Ich gebe es gerne zu, die EU-Weinmarktreform ist ein Thema, mit dem ich mich ausführlich und gerne beschäftige. Ich persönlich halte diese Reform für eine große Chance des deutschen Weinbaus. Die EU-Weinmarktreform sieht vor, den Anbaustopp abzuschaffen. Bisher konnte nur Wein auf einem weinbauwürdigem Gelände anbauen, wer auch im Besitz von Pflanzrechten war. Das soll sich, so der Wille der EU, ändern. Ich habe hier auf meinem Blog schon mehrfach über dieses Thema berichtet, insbesondere auch über meine Überzeugung, dass die bisherige Art der Regulierung so oder so nicht funktioniert hat. Anbei drei Beispiele aus unseren Nachbarländern

Beispiel1 – Frankreich

Frankreich fordert weiterhin mit Nachdruck die Aufrechterhlatung des Anbaustopps, behällt sich selbst aber einige Hintertürchen offen. Eine davon ist die Tatsache, dass in “bestimmten Ausnahmen” ein Antrag auf eine “Ausnahmegenehmigung” gestellt und genehmigt werden kann. Der Antragsteller muss lediglich nachweisen, dass er über einen Absatzmarkt für diese Zusatzproduktion verfügt. In Frankreich gelten 1,6 Millionen (!) Hektar Fläche als potenziell für den Appellationswein geeignet.

Beispiel 2 – Spanien

Hier wurden in den letzten Jahren ganze Anbaugebiete neu angelegt, die vorher gar nicht existierten. 2008 gab es deswegen eine Geldbuße  von der EU für die Spanier in Höhe von 54,9 Millionen Euro. Alleine in der Castilla-La-Mancha und Extremadura gab es knapp 10.000  (!) Hektar nicht zugelassenen Rebfläche. Die Spanier haben gegen dieses Bußgeld protestiert, der EUGH gab der EU-Kommision aber Recht. Die Spanier hätten eine mangelnde Kontrolle über ihre Weinbauflächen

Beispiel 3 – Italien

Die Italiener wissen allem Anschein nach im Allgemeinen gar nichts von euinem Anbaustopp. Im März 2011 konnte man das an einer Meldung in der “Weinwirtschaft” auch sehr schön sehen. Demnach wird im Piemont die Rebfläche zwar begrenzt, aber dennoch munter erweitert. Laut Beschluß des Konsortiums Barolo, Barbaresco, Alba, Langhe und Roero dürfen jährlich maximal 10 Hektar Nebbiolo für Barolo neu angepflanzt werden.

Diese ganzen Zahlen kann man übrigens relativ leicht recherchieren und nachlesen…

Was zeigen uns diese drei Beispiele? Der Anbaustopp wurde und wird von unseren Nachbarn doch ganz anders gehandhabt, als von uns und hat tatsächlich nie zu einer Mengenregulierung geführt. Im Gegenteil, wer verkaufen kann, macht das. Am Beispiel Italiens sieht man, dass es dabei nicht immer nur um angebliche Massenweine gehen muss. Ich glaube, die große Angst in Deutschland vor dem Ende des Anbaustopps ist völlig unbegründet. Man muss sich dem Wettbewerb stellen und kann sich nicht hinter planwirtschaftlich anmutenden Restriktionen verstecken die zum Ziel haben, eine Art Schutz aufzubauen, der so oder so nicht funktionieren kann, solange sich nicht alle daran halten. Es ist im Übrigen eher unwahrscheinlich, dass beispielsweise die gesamte Rheinebene künftig mit Wein anstelle von Gemüse oder Mais bepflanzt wird…

 

 

3 Kommentare zu “Zahlen

  • Friedrich Bolle

    “Es ist im Übrigen eher unwahrscheinlich, dass beispielsweise die gesamte Rheinebene künftig mit Wein anstelle von Gemüse oder Mais bepflanzt wird…”

    Wenn der Biotreibstoff aus Wein rentabler ist als die Biogasherstellung mit Hilfe von Mais …wer weiß

    Letztlich sind allerdings ” planwirtschaftliche ” Regelungen m.E. nicht gut.
    Warum daher nicht auch innovativen Winzer die Tür öffnen, die Ihnen bisher verschlossen blieb.

    Aufschlußreich im Zusammenhang mit dem derzeitigen Weinbau wäre allerdings die Frage:

    Ob die planwirtschaftlichen Regelungen zu einer verstärkten Verdrängungen von kleinbetrieben geführt haben.

    Analog der Entwicklung im Maisanbau (Pachtpreise pro ha in NRW mittlerweile von bis zu 1500€ p.a.) könnte ich mir durchaus vorstellen, dass auch hier ein Konzentrationsprozess einsetzen wird.
    Zum Nachteil der bisher bestehenden Vielfalt.

    Und wenn dann noch ein vineyard grabbing analog dem landgrabbing einsetzen sollte werden wir vielleicht in ein paar Jahren nur npch Großbetriebe haben.

    Aber vielleicht sehe ich diese Entwicklung zu negativ.

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  • Pingback: Düsiblog - Matthias Düsi

  • Michael Willkomm

    Deutschland gehört zu den größten Weinimporteuren der Welt! Problemlos könnten hier die zusätzlich angebauten Weine vermarktet werden, und unsere Winzer hätten davon den Vorteil. Gerne würden die Weinkellereien mehr nachgefragte Rebsorten wie Sauvignon Blanc, Chardonny, Grüner Veltliner, Cabernet Sauvignon etc. aus deutschen Anbaugebieten vermarkten. Das ist nur ein Aspekt für die Aufgabe des Anbaustopps…

    Reply

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