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Der Ösi und der Pfälzer

Unser junger Freund aus Östereich, Clemens Mally, traut sich heute an einen deutschen Riesling heran. Mal sehen…

Eigentlich hab ich mir ja vorgenommen hier nicht oft über deutschen Wein zu berichten, dass sollten andere tun. In Deutschland wird über deutschen Wein immer sofort sehr leidenschaftlich diskutiert. Mich interessieren solche Diskussionen nicht und bevor das jetzt wiedermal in einer furchtbaren Streiterei endet, halt ich lieber gleich die Klappe. Dauernd provozieren, dass ist gar nicht mehr meins, sollen doch die anderen Leute darüber streiten, ob trockener Wein Botrytis haben darf oder nicht. Ich sage nein (Anmerkung vom Würtz: Ich sage ja!). Neulich hab ich mich furchtbar über restsüßen Wein ausgelassen – was bringt es? Nur weil ich ihn an sich nicht akzeptiere und ablehne? Ehrlich, ich hab mich danach sowas von über mich geärgert, es bringt doch gar nichts. Egal, genieße was du genießen kannst und willst und hab Freude daran. Basta. (Anmerkung vom Würtz: Wer das so pauschalisiert, wie du es gemacht hast, muss sich über die Reaktionen nicht wundern… :-) ).

Ich habe jedenfalls gerade einen ganzen Haufen Freude mit einem 2008er Riesling vom Weingut Hirschhorner Hof. Ein Wein, schärfer als Scarlet Johansson und nobler als ein Diamant!!!

Den Hirschhorner Hof findet man übrigens in der Pfalz, genau gesagt in Neustadt an der Weinstraße. Der 2008er Riesling vor meiner Nase, nennt sich Buntsandstein, liegt wohl am Boden auf dem er wächst, und schmeckt mit 12,5 Alkohol absolut trocken. Die Weingärten dieses Weinguts werden biologisch bewirtschaftet. Auch im Keller werden keine önologischen Hilfsmittel außer ein bisschen Schwefel geduldet. Der Riesling wurde in ganz großen Holzfässern ausgebaut, natürlich auf der Feinhefe. Mehr Details sind mir leider nicht bekannt, brauch ich auch nicht – ich halte nichts von zu vielen Daten, sie versperren den Blick auf das Wesentliche, auf das was man empfindet und was beim Wein noch wichtiger erscheint: auf die Dinge die man schmeckt.

Was ist es jedoch, was diesen Riesling 2008 vom Buntsandstein so besonders macht? Er ist ein Wein der mich berührt. Deswegen, weil ich ihn in mein Glas gieße, meine Nase hineinstecke und zu träumen beginne. Da denk ich sofort an Löffelbiskuit, Nougateis, Zitrus, Tonic Water, Rucola, Bienenwachs und Heu. Dazu kommt noch ein Sonnenuntergang, ein Hahn der kräht und ein Bild von Salvador Dali.

Und weil dieser Riesling so herrlich duftet, vergisst man bei aller Träumerei – überhaupt, wenn wie gerade hier Beethovens 1. im Hintergrund läuft – davon zu trinken, darum: Einmal kurz geschwenkt, noch mal daran gerochen, Mund auf, Wein rein.

Vielleicht kann sich irgendwer an diese knisternden Süßigkeiten erinnern, die es vor Jahren mal gab, die schmeckten schrecklich aber waren lustig auf der Zunge. Dieser Wein, Johns Riesling, bringt den Zungenspaß dieser Süßigkeit mit herrlich, erfrischendem Geschmack mit. Seine Säure knistert, er bebt und schmeckt, mit einem Charakter der verzaubert. Langsam gleitet er nach hinten und belebt, was zu beleben es gilt. Dieser Wein kann nicht müde machen, im Gegenteil, er hängt sich an den Gaumen und hält wach. Schluck für Schluck, bis die Flasche leer ist und dann auch schon die zweite. Dann ist aber Schluss, wir müssen schließlich noch heimfahren!

Was für ein Riesling! Ich überlege, wann ich einen derartigen Sortenvertreter zuletzt getrunken habe und komme zum Schluss: Es interessiert mich nicht – warum immer vergleichen? Dieser Wein ist eigenständig, das freut mich!

Den 2008er Buntsandstein von Frank Johns Hirschhorner Hof sollte man sich unbedingt zulegen, hier hat man soviel davon, dass man ihn sogar verkauft. Er kostet sympathische € 15,00 und wird noch 15 Jahre lang so viel erzählen wie mir heute. Ein Euro pro Jahr, das passt doch, oder?

5 Kommentare zu “Der Ösi und der Pfälzer

  • A. Hofer

    Bei der Beschreibung muss man ja probieren… Danke übrigens für den letzten Tip mit Soellner, war vor ein paar Wochen vor Ort und habe mich mit GVs eingedeckt – 2011 sehr gelungen, isb. roter Veltl. Bei der Gelegenheit im Traisental vorbei gschaut: Dockner Tom Pinot 09 – super PLV!!

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  • Clemens Mally

    ich danke für die netten Worte, die Rieslinge von Frank John muss man einfach probieren – eine derartige Qualität zu einem so vernünftigen Preis hab ich noch nicht oft erlebt!

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