Unser Clemens Mally entwickelt sich zum “Öko-Taliban”, wenn ich das so lese…
Weststeiermark, ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal positive Worte zu dieser Region verlor. Wahrscheinlich fand ich bisher nicht einmal irgendwelche und wenn, dann garantiert nicht über die Weine der Gegend. Der Grund ist relativ einfach: die Weststeiermark assoziiert man mit Schilcher. Schilcher ist so ziemlich das säurehältigste Getränk der Welt, saurer als Verjus und Zitronensaft zusammen. Man kann schon erahnen, ich mag diesen rosaroten Rebensaft aus der Rebsorte Blauer Wildbacher nicht besonders. In Wahrheit jedoch ist es nicht seine Säure die mich stört, gegen die bin ich weitestgehend resistent. Es ist die Frucht, mit der ich kaum etwas anfangen kann. Umso mehr bewundere ich ein Weingut aus der Weststeiermark:
Bei Franz und Christine Strohmeier ist sogar der Schilcher toll. Besonders dann, wenn die Strohmeiers ihn versekten. Gut, die Frucht ist nicht ganz so meine, aber am Gaumen wirken die Weine unglaublich vital und frisch – einfach grandios. Der Weißburgunder „Trauben, Liebe und Zeit“ 2008 ist da anders. Der ist für mich schlicht Weltklasse. Bevor ich über ihn jetzt aber zu erzählen beginne, sei gesagt, dass es sich bei den Strohmeiers um Pioniere in Sachen ungeschwefelte Austroweine handelt (Anmerkung vom Würtz: Ich nehme an, dass ein „Austrowein“ ein Wein aus Österreich ist… oder meint der Mally “Astrowein“???).
Franz Strohmeier ist für mich ein ganz großen Könner auf dem Gebiet des ungeschwefelten Weins. Ich könnte nicht behaupten, dass irgendeinem seiner Weine auch nur ein Gramm davon fehlen würde. Und weil Strohmeier das alles so gut beherrscht bin ich mir sicher, dass man mit seinen Weinen – allen voran dem gerade erwähnten Weißburgunder auch Skeptiker überzeugen kann, dass es eben auch ohne Schwefel geht – was jetzt bitte nicht als Provokation aufgefasst werden soll…). Wer mir nicht glaubt, zum Schluss folgt ein Link wo man die Weine bestellen kann. (Anmerkung vom Würtz: Ich halte wenig bis nichts von ungeschwefelten Weinen. Das kann mal gut sein, muss es aber nicht. Ich habe bisher eher selten gute Exemplare davon getrunken). Bei diesem Weißburgunder handelt es sich um Wein, wie ich ihn liebe, was auch klar ist, sonst würde ich ihn ja nicht in Worte fassen. Natürlich wurde er nach kurzem Maischekontakt spontan vergoren. Die Geschichte um die neutralen Holzfässer ist auch nicht so interessant und die unfiltrierte Abfüllung auch irgendwie klar, die Strohmeiesr sind nämlich Biodynamiker.
Zurück zum Weißburgunder, der wird gerade in meinem Glas warm. Das mag er. Mit geschätzten 12 Grad schwimmt er in meinem Burgunderglas. Nein, er strahlt nicht, dieser hellgelbe Wein ist etwas trüb. Mich stört dass nicht, ich will an ihm riechen und ihn trinken. Außerdem hört man doch immer, dass die inneren Werte zählen und die passen bei ihm, machen ihn zu einer sexy Schnitte… (Anmerkung vom Würtz: Ja, ja…so, so… die inneren Werte). Einmal reinriechen und schon bin ich verzückt, fast schon in einem olfaktorischen Urlaub irgendwo zwischen Tropen und Mittelmeer. Wie verführerisch der Weißburgunder duftet… Nach Ananas, Mango und Fenchel. Dann erinnert er mich noch an die Bleistiftspitzen an denen ich als Kind leckte und an die ganzen Amaro die ich später soff, aber nur an die Aromatik, nicht an den Alkohol! Um diese letzte Erinnerung – ich hasse Spirituosen – wieder aus dem Kopf zu bekommen erlaube ich mir einen ersten Schluck, der besser und ehrlicher nicht sein könnte: Ein vollends trockener, straffer Wein mit einer Säure, die weder erfrischender noch harmonischer sein kann. Was mich am meisten beeindruckt ist die Salzigkeit dieses Wein, mehr davon geht nicht. Man sieht, ich werde der positiven Worte hier nicht überdrüssig. Hier stimmt alles: Harmonie, ausreichende 13,5 Alkohol, Länge und Druck am Gaumen. Strohmeiers Weißburgunder bewegt sich irgendwo zwischen grandios und perfekt. Darauf trink ich ein Glas Wein, einen Weißburgunder. Einen „Trauben, Liebe und Zeit 2008“ von Strohmeier aus der Weststeiermark.
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Cheers!
Schöner Beitrag, allerdings bin ich mir nicht ganz sicher,ob Mallys Begeisterung auch für andere Weinfreunde in diesem Umfang nachvollziehbar sein wird. Ich konnte vor 2 Wochen in der Veranstaltung der biodynamischen Winzer am Wiener Nussberg eine ganze Menge der wichtigsten – und höchstdekorierten – Vertreter der Biodynamik in Österreich probieren (Bericht siehe http://www.dasweinforum.de/viewtopic.php?f=29&t=1894). Die Weine waren definitiv anders als gewohnt, sicherlich eine schöne Abwechslung, aber zumindest für mich kein Grund zum “Umstieg”.
Im Moment scheinen vielen Weinfreunden die “üblichen” Weine offenbar schon langweilig geworden zu sein, daher wohl das Interesse an anderen Weinstilen. So würde ich auch die 98 Punkte bei wein-plus für den Ex Vero III 2006 (Werlitsch) verstehen, den ich ebenfalls bei der Veranstaltung probieren konnte und der mir ganz gut gefallen hat, aber auch nicht mehr.
Warum man unbedingt sulfitfreie Weine produzieren möchte, habe ich auch nicht ganz verstanden. Vielleicht nur um zu beweisen, dass es geht (mit mehr oder weniger großen Abstrichen bei Haltbarkeit und Geschmack)? Denn ganz sulfitfrei wird der Wein ohnehin nicht, da die Hefe ja selbst ein bisschen davon produziert. Und aus gesundheitlichen Gründen ist das Sulfit verglichen mit dem Alkohol wohl immer noch das geringere Problem.
Gerald, ich hab ja den Link angeführt. Bestell dir den Weißburgunder, lüfte oder dekantier ihn und dann sieh selbst.
Wie würde er denn schmecken, wenn er minimal geschwefelt wäre, eben nur soviel, wie absolut nötig ist, um den Wein zu stabilisieren? Hat der Schwefel wirklich so eine Auswirkung auf Aroma und Geschmack oder sind es die anderen Prozessschritte (Weinberg, Ausbau, Unfiltriertes Abfüllen)? Ist das schon wieder ein neuer Hype? Ich verstehe nicht ganz, was man gegen das Schwefeln haben kann, wenn es fachmännisch eingesetzt wird? Geschwefelt haben doch schon die alten Römer, um ihre Weine haltbarer zu machen. Einen umgekippten oder schlimmstenfalls gesundheitsgefährdenden Wein würde ich nicht trinken wollen.
Hallo Volker, danke für Ihr Kommentar! Ich bin kein Feind des Schwefels – wenn er wie von Ihnen vorgeschlagen mit Verstand eingesetzt wird (darunter versteh ich minimal!). Allerdings verstehe ich mich als Freund reinen Weins und wenn er ohne Schwefel stabil ist und schmeckt, warum sollte ich ihn ablehnen? Ich weiß, dass es ganz wenige Weine sind, die ohne auskommen und das viele Produkte dieser ungeschwefelten Weine wahrscheinlich mit einem Hauch davon besser wären, aber wenn es – wie bei diesem Weißburgunder ohne geht, warum sollte man ihn mit Schwefel zuschnüren?
Gerade in Österreich und Deutschland geht man viel zu liberal mit diesem Konservierungsstoff um. Was bringt es einen Wein niederzuschwefeln, damit er dann in 15 Jahren trinkbar ist (denk mir das immer bei Egon Müller). Für mich ist das eine aufgesetzte Lagerfähigkeit und alles andere als notwendig.
Wie schon vorher erwähnt, einfach diesen Wein kosten, wo man ihn bekommt hab ich ja hinzugefügt.
Viele Grüße aus Österreich!
Durch diesen Artikel von Mally angeregt, einpaar Fakten rund um Schwefel: http://www.bio-wein-online.com/blog/2012/06/teufelszeug-schwefel/
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