Ich gebe es gerne zu, ich bin eigentlich ein Freund der Verbraucherinformation. Insofern finde ich hübsche Auszeichnungen auf Weinen im LEH oder Discounter durchaus hilfreich. Hilfreicher als Punkte – zumindest für den “Normalweintrinker”.
Ich hatte das Ganze bereits im vergangenen Sommer in einem Video auf “stern.de” thematisiert. Wenn ein Wein eine goldenen Medaille hat, heisst das eigentlich, “Wurde von Experten probiert – kann so schlecht nicht sein”. So war das jedenfalls früher einmal. Sicherlich muss man klar und deutlich unterscheiden, was für eine Auszeichnung auf der Flasche klebt. Die meiner Meinung nach seriöseste ist die vom Meininger Verlag. Natürlich ist der Mundus Vini ein Geschäftsmodell, dass sind aber alle anderen Wettbewerbe auch. Im Übrigen gibt es mittlerweile so viele Weinwettbewerbe, dass ich gar nicht mehr weiss, wer das alles überhaupt noch wahrnehmen soll (wir machen mit den TWA ja selbst einen – allerdings in der non-profit-Version). Dazu kommen dann noch die bekannten Weinführer und natürlich auch die Weinzeitschriften selbst. Und über genau so eine Geschichte bin ich gestern auch zufällig gestolpert.
“ALDI” in Österreich ist “Hofer” und die machen gerade richtig Werbung für Wein. Sieht gut aus, die Weine sind sicherlich auch nicht schlecht, die Bewertung, insbesondere die “Falstaff-Punkte”, sind allerdings geradezu inflationär. Da bekommen sehr günstige Weine 85, 87 oder auch mal mehr Punkte. Also so viele, wie so manches “Grosses Gewächs” im vergangenen Jahr in dem Magazin bekommen hat. Natürlich kann man auch an günstige Weine solche Punktzahlen vergeben, alleine wer versteht es? Insbesondere dann, wenn er aus Versehen einmal ein Heft in der Hand hat, in dem für zehnmal teurere Weine die gleichen Punkte vergeben werden. Das ist eine andere Zielgruppe, sollte man meinen, aber es ist ja das gleiche Heft…
Irgendwie fühle ich mich gerade wieder einmal in meiner Meinung “Punkte braucht kein Mensch, die kann man nicht trinken” doch sehr bestätigt. Ich finde es richtig und gut, dass sich auch ein so edles und gutes Magazin wie der “Falstaff” mit Weinen aus dem Discounter beschäftigt. Ich würde nur eben auf Punkte verzichten. Meinetwegen eine “Falstaff-Medaille”, aber bitte kene Punkte. Ich persönlich finde das doch sehr verwirrend.
Also ich finde diese Punkte ganz OK – denn das hilft vielleicht ein paar Menschen mehr, die Absurdität der ganzen Punkteorgien der Weinguides zu erkennen und sich auf den eigenen Geschmack zu verlassen, statt auf irgendwelche merkwürdige 2-stellige Zahlen. Obwohl die Punkteinflation wohl bald eine Erweiterung auf dreistellige Zahlen notwendig machen wird
Hallo Dirk,
das stimmt – ich war unlängst auch in Österreich und war baß erstaunt über die Punktesticker, gerade bei den Weinen, die bei Hofer im Regal stehen und zumeist aus den Hillinger-Projekten stammen.
Die Weine sind sicher in Ordnung und werfen doch die Frage nach der Punkterelvanz auf – vielleicht wäre die bei Ronaldi (und bestimmt auch woanders) von Michael Liebert praktizierte Preis-Genuß-Wertung ehrlicher. Sicher, immer noch subjektiv aber immerhin rückt sie das Preisargument mit ins Bewußtsein
Hofer ist ein Anzeigenkunde des Falstaff. Und bezahlt auch sogenannte “Advertorials”, redaktionell bearbeitete Werbung im Falstaff. Die Bilder dazu sind mit Hofer AG gekennzeichnet. Finde das nicht verwirrend. Alles klar.
@Durst
Wie jetzt? Dann sind das keine redaktionellen Punkte, sondern werbemässig gekaufte?
@Dirk: klar, steht ja in der Anzeigenpreisliste. 80 Punkte sind kostenlos, je Punkt darüber EUR 2.500. Ab 90 Punkte EUR 4.500 je Punkt.
War natürlich nur ein Scherz, nicht dass irgendjemand schon seinen Anwalt anruft …
Gerald, der käufliche Teil der Weinkritiker macht’s für deutlich weniger. Aber für fast jeden.
ist doch sowieso jedem klar das Kunden von en etc.zeitung nie soooo ganz
objektiv beurteilt werden
ich könnte auch nicht objektiv und 100% ehrlich sein wenn mein chef mich nach der meinung fragt – wenn ich das jedes mal machen würde wäre ich schnell arbeitslos