Die Weinwelt ist im Internet angekommen, daran besteht kein Zweifel. Was am Anfang noch extrem locker und anders war, wird mittlerweile etwas grenzwertig.Das Neue war das wirklich Spannende. die Weinwelt hat sich demokratisiert und das war auch dringend notwendig. In der letzten Zeit jedoch tritt der Spaß deutlich in den Hintergrund. Mir persönlich fällt auf, dass es ganz oft nur noch darum geht, Recht zu haben und alles so wahrzunehmen wie es gerade passt. Wer die falsche Frage stellt wird gerne abgestraft, eine ganz besonders “nützliche” Sache, wenn man die Chancen des Netztes nutzen möchte, um neue Zielgruppen zu erschliessen…
Bisher dachte ich, ich wäre mit dieser Meinung alleine und sehe das Ganze nur zu emotional. Der nachfolgende Gastbeitrag von Peter Jakob zeigt mir, ich bin nicht alleine.
Ich will nicht so werden…
Die folgende Kritik ist keine Generalabrechnung, ich möchte nur Tendenzen aufzeigen, die nicht nur mir negativ auffallen. Damit ich richtig verstanden werde: auch mich trifft die Kritik.
Mein Verständnis vom Wein-Web2.0 wurde vor vielen Jahren durch winelibrary tv geprägt. Es war so um Folge 100 rum, dass ich auf Gary Vaynerchuks Format stieß, das mich danach über Jahre nicht mehr los ließ. Mich begeisterte und überzeugte seine Art, Wein zu vermitteln. Obwohl es ihm selbstverständlich um ökonomische Interessen ging, zeigte Vaynerchuk einen Weg, wie man Wein lieben, verstehen und genießen kann, der abseits der alten Pfade lag. Er pflegte keine belehrende Art, definierte nicht was gut und was schlecht ist, öffnete die Diskussion einem breiten Publikum. Er vermittelte seinen Zuschauern, dass man nicht irgendwelchen Gurus folgen sondern sich selbst vertrauen und offen sein muss, die große Welt der Weine vergnügt und interessiert zu erforschen. Vertrauenserweckend war auch seine Art über Weine zu sprechen. Er vermied die althergebrachte, hermetisch wirkende Weinsprache – stattdessen suchte er eine Ausdrucksform, die entkrampft aber doch auch auf ihre Weise präzise war. Zudem präsentierte er sich als ehrlicher Makler, in dem er Weine seine eigenen Sortiments verriss – dabei gleichzeitig auch darauf hinweisend, dass es durchaus Menschen gibt, die zu Recht diese Weine lieben. Wein-Web2.0 war bei ihm lehrreich, unterhaltsam, egalitär und bot Raum für Partizipation. All dies waren und sind für mich Schlüsseleigenschaften dieser neuen Weinwelt.
In den letzten Jahren ist dieses Wein-Web2.0 groß geworden. Foren bieten Raum zum Austausch, Blogs bieten Weinaffinen die Möglichkeit, selber aktiv zu werden. Twitter und Facebook beschleunigen die Kommunikation und schaffen eine stetig wachsende Weincommunity. Die Situation ist eigentlich perfekt – selbst Weinprofis, die früher eher der alten Weinwelt angehörten haben sich dieser Entwicklung geöffnet und stehen im regen Austausch. Diese Entwicklung bietet auch Räume um neue interessante Geschäftsmodelle zu entwickeln. So positiv diese Entwicklung ist, es zeigen sich Tendenzen, dass diese schöne neue Weinwelt die Entwicklung nimmt, die wir alle an der alten kritisiert haben.
Geht es noch um egalitären, offenen Austausch? Geht es noch darum, neben eigenen Interessen dem „höheren Ziel“ des Weins zu dienen? Wie verhält es sich mit dem eigenen Habitus, der doch fern des alten arkanen Weindeutens sein sollte? Dient das Web2.0 auch noch einem anderen Ziel als dem eigenen Geschäft?
Es fängt schon bei der Diskussionskultur an, sie beginnt sich zunehmend von einem offenen Diskurs hin zu einer Statementschlacht zu entwickeln. Der Ton, der teilweise in Kommentarspalten und Facebookeinträgen herrscht, wird rauer. Er ist teils arrogant, teils undifferenziert und oft diskussionsfeindlich. Manchmal werden nur noch plakativ Statements rausgehauen, die jeden Austausch im Keim ersticken, unangemessene Verallgemeinerungen oder bis hin zum Blödsinn verkürzte Aussagen enthalten . Dabei wird sich auch gerne eines unangemessenen Tonfalls bedient, der ab und an gar herabwürdigend und beleidigend ist. Mancher Akteur agiert hier, wie er es sonst gerne kritisiert – für mich kehrt so der Tonfall des Weinallwissenden zurück, den ich und viele Andere mit der alten Weinwelt assoziieren. Natürlich, die offene Diskussionskultur, die ich kenne und schätze, ist nicht verschwunden, aber auf dem Rückzug. Während bei winelibrary tv klar war, dass es sich um ein Geschäftsmodell handelte, daneben aber genauso dem Wein an sich gedient werden sollte, ist dies heute nicht mehr überall klar zu erkennen. Die eigenen Interessen sollten nicht verschleiert werden, viele Beiträge im Netz lassen sich erst dann richtig lesen, wenn man die Hintergründe kennt. Im Netz sind leider immer häufiger Weinjournalismus und Wein-PR nur noch schwer auseinanderzuhalten. Generell lässt sich konstatieren, dass die ehemals wichtigen Maxime des journalistischen Arbeitens etwas vernachlässigt werden. Meiner Meinung nach gelten diese auch für Blogger, auch wenn diese sich manchmal selbst nicht als journalistisch tätig verstehen. Es kann nicht sein, dass Blogger in ihren Blogs die Grundregeln von Recherche und Zitierweise nicht einhalten, gleichzeitig aber Presseakkreditierungen für Veranstaltungen erhalten und annehmen.. Ich meine, viele deutsche Weinblogs müssen an sich arbeiten. Manchmal erscheint es mir, dass es nur noch auf die Quantität der Veröffentlichungen ankommt und die Qualität – also der Teil, der im eigentlichen Sinne dem Wein dient – hintüber fällt. Es finden sich viele langweilige Veranstaltungsberichte und teils öde Verkostungsnotizen. , nicht umsonst hat Eric Asimov auf der Wine Blogger Conference 2011 dazu aufgefordert, ein Jahr lang keine Verkostungsnotizen zu veröffentlichen. Meines Erachtens eine großartige Idee – plakativ gesagt: es interessiert doch niemanden, ob ein Wein nach Himbeere oder doch eher Preiselbeere riecht. Interessierte es nicht vielmehr, was sich hinter einem Wein alles verbirgt, seien es Informationen zum Weinbaugebiet, zum Winzer oder seine Bedeutung für den Markt. Ziel muss es doch sein, sich primär an interessierte Leser zu wenden – wenn Weinblogger dies nicht schaffen, bewegen wir uns nur noch in einem selbstreferentiellen System.
Natürlich ist uns die Relevanz unseres Handelns wichtig, wir wollen Menschen erreichen. Das unterscheidet Blogger nicht von der Printpresse. Aber müssen wir uns in dieser Weise an lächerlichen Statistiken messen? Jedes Mal, wenn wieder mal ein Ranking der wichtigsten Blogger erscheint, fühlen sich die Aufsteiger wichtig, die Absteiger halten die Statistik für völlig irrelevant. Aber wie relevant sind diese Statistiken wirklich? Messen sie die Qualität – nein. Ich meine, es ist doch besser zehn Leser zu haben, die was gelernt haben, als hundert Leser zu haben, bei denen nichts hängen bleibt. Klar, diese Diskussion ist schon so oft geführt worden…
Eine Sache möchte ich noch loswerden ( von dem ich mich leider auch nicht freisprechen kann).:Wir sind doch eigentlich Snobs wie die Altvorderen. Facebook dient uns dafür, Bilder von Weinen online zu stellen, um, häufig auch noch unkommentiert, einfach nur ein bisschen anzugeben. Ich finde das eigentlich gar nicht so schlimm. Nur sollten wir dann nicht glauben, dass wir anders seien, als Weintrinker in den Jahrhunderten vor uns. Unsere Mittel sind einfach nur andere. Selbst wenn wir uns völlig abkehren von den großen Weinen, zeigen wir doch gerne wie cool wir sind. Der Habitus des Anderssein, das rumhängen auf coolen Weinevents, das zwanglose – manchmal sogar stillose – Saufen von Wein. Hier wird die Dekonstruktion des Alten zur Manifestation eines Ähnlichen.
Zum Glück sind das bisher nur Tendenzen. Ich bin sicher, dass der Prozess der Selbstreflexion im Wein-Web2.0 nur angeschubst werden muss – die Mittel haben wir in der Hand. Ich wollte nur sagen: Wenn wir nicht aufpassen, dann sind wir bald genauso wie das, was wir eigentlich ändern wollten.
Well done Peter! 97 Punkte für den Beitrag, welcher deutlich nach Realität riecht und nach mehr Transparenz schmeckt. Schade das du kein Bild eines 1929er Petrus als “Eye Catcher” genommen hast. Verdient hätte es der Wein alle mal.
Grundsätzlich vollste Zustimmung, ABER ein kleiner Punkt. Man kann keine Arroganz anprangern, wenn man im nächsten Satz die Intension eines Blogs bewertet. Mit diesem Zitat drehst du dich im Kreis:
/ Dein Einwurf, “es interessiert doch keinen ob der Wein nach Himbeere schmeckt” beschreibt vielleicht deine Art der Rangehensweise, solange es aber ein Zielpublikum gibt, dass sich hier zuhause fühlt, deine angesprochenen “10 Leute” , dann ist das doch vollkommen in Ordnung!
“Es finden sich viele langweilige Veranstaltungsberichte und teils öde Verkostungsnotizen.”
Damit bewertest du eine Strömung, die aber nicht zum Verfall der Qualität einer ganzen Szene beiträgt, sondern dich nicht unterhält. Blogs, wie die von Thomas Günther, haben als Schwerpunkt meistens Weinbewertungen. Für mich ist es durchaus spannend, wenn ich einen Wein getrunken habe, mal zu sehen, wie andere weinaffine Leute diesen den gesehen haben. Da schaue ich gerne VN`s von anderen an und verfasse vorab meine eigene Meinung über den Wein auf meinem Blog. Wo liegt das Problem? Weil es nicht reißerisch irgendwelche Skandale aufdeckt? Weil es nicht einen rießen Schwenk auf di Situation eines Weingebiets macht? Eine Verkostungsnotiz möchte selbiges sein und nicht mehr. Es ist doch völlig einfach, wen es interessiert, der soll Spaß daran haben und wer nicht, der kann sich eine andere Publikation anschauen. Soviel Freiheit bietet das Netz! Nicht jeder Blog will Vollprogramm bieten! Muss r auch gar nicht! DIe Szene lebt doch von der Vielfalt! Interessiere ich mich für die Weine des Prioriat, dann lese ich den Prioriat Blog. Wenn mich Riesling als Schwerpunkt interessiert dann habe ich damals den Riesling Blog gelesen. Wenn ich boulevard Vollprogramm will, dann bin ich meistens hier beim Würtz!
So, eine Sache muss aber jedem bewußt sein, wer im Netz publiziert, der hat Verantwortung! Da bin ich wieder bei dir! Schlecht recherchiert, unwahre Aussagen, denunzierend etc. sind nicht hinzunehmen. Das ist tatsächlich ein Punkt, der der Szene final schadet!
Letztendlich wollen wir die Leute von Wein und der Welt darum begeistern, hier sollten wir anfangen wieder entspannter an die Sache ranzugehen. Die Hüter der Weinweisheit wird man nicht mehr ändern können. Diesen Trend wird die Natur ausselektieren…:-)
Alles hat legitimation. Die Mischung macht es doch! Ich finde, wenn Leute Spaß und Freude am Wein haben, dann sollen sie sich och mitteilen dürfen, who cares?
Aber es ist doch schon immer so gewesen das sich mit der “professionalisierung” der Stil ändert. Niemand dieser Profis will das Herz der Menschen erreichen sondern nur deren Geld! Es geht um Kohle, um Klicks, um Adwords um Personen die eigentlich Marken sind, um Links, um Geschäfte und um Werbung für die eigene Sache. Der Prozess läuft bereits seit vielen Jahren aber mit den frischen Geldern die nun im Web 2.0 ankommen wird es heftiger. Darum sehe ich auch eine weitere Tendenz, nämlich die, das sich einige einfach zurück ziehen und von der ganzen 2.0 Geschichte mehr und mehr verabschieden. ein gutes beispiel dafür ist Twitter, ich meine dort kann man gut sehen wie es dem Web 2.0 ergeht. Eine gigantische Werbe- und Informationswelle schwappt über die User hinweg, aber die Ecken wo mit Spass und Freude diskutiert und sich ausgetauscht wird sind fast vollends verschwunden.
Irgendwie haben die Beiträge des Direttore immer etwas von finalem, (alters-)weisem Schlusswort:-))))
Grazie Dr. Motz, es wird mal wieder Zeit für ein vinophiles Stelldichein ohne Tastatur!:-))
Schöner Beitrag.
Wir müssen allesamt an Ethos, Stil und Verständlichkeit arbeiten. Die Zeit der Spielerei ist vorbei. Oder: damit es spielerisch und doch substantiell bleiben kann, müssen wir ernst machen. Mit Grammatik, Umgangsformen. Transparenz. Rechtschreibung. Da gibt es viele Baustellen.
Packen wir´s an.
Hi,
natürlich ändert sich auch das Wein-Web, aber so ist ja das Leben und Stillstand ist ja bekanntlich Rückschritt. The only sure thing is change. Ob man es nun mag oder nicht, das sei dahingestellt. Eine schlechte Diskussionskultur haben wir Deutschen ohnehin – finde ich. Nicht nur im Internet wird schnell beleidigt und auch im ‘realen’ Leben, meinen wir ja leider zu häufig, unser Gegenüber von unserer Meinung überzeugen zu wollen. Wir lassen ungern andere Ansichten ‘im Raum stehen’. Warum also soll das im Web anders sein? Und in einem Land, wo die Autobahnen gefüllt sind von teuren Autos, wo nur noch Markenkleider und Sylturlaube den echten Status vermitteln – natürlich schlägt sich das auch auf das teure Weinlabel nieder und selbstverständlich muss das auch gezeigt werden.
Dennoch: gibt es echte Weinenthusiasten, die sich nicht nur vom Label lenken lassen und die fasziniert immer wieder neue Kompositionen erkunden wollen, egal ob teuer oder nicht. Und die finden sich ja bekanntlich, wie man hier und auf anderen Seiten sehen kann….
Und zum Thema Weinbeschreibungen möchte ich nur sagen, dass ich sie manchmal richtig gerne lese, weil ich mir oftmals einen Wein richtig ‘auf der Zunge zergehen lassen kann’ – je nachdem, wie die Beschreibung eben ausfiel.
. Dass die Allgmeinheit viele Weinblogs liest, denke ich, ist sowieso leider wenig der Fall. Fashion, Kochrezepte und Sex ziehen da sicherlich mehr. Der durchschnittliche Konsument, der seine Weine eh meistens im Supermarkt kauft, verbringt garantiert keine Zeit damit, Weinblogs zu lesen. Es sind doch zumeist ohnehin die Blogger unter sich, die sich gegenseitig am meisten besuchen? Und natürlich ist Socialmedia ein weiteres Tool, Geschäfte auszubauen – aber, wie im richtigen Leben, wird es auch hier seine Zeit dauern und die schnelle Mark, die sich so mancher sicherlich erhofft hatte, wird wohl eher nicht zu erwarten sein.
So, ich verstehe die ‘Warnung’ nicht wirklich….
Cheers aus der Pfalz!
Heike
Der Schwarm und der Neuigkeitsverbrauch. Das Problem ist der Schwarm, der nicht selbständig denkt sondern einfach nur folgt und imitiert – und zwar nicht nur im Weinmarkt. Zum Teil ist diese Entwicklung, denke ich, auch einer grundlegenden Paradoxie geschuldet, die gerade im Web 2.0 auf besondere Weise angelegt ist: die Aufforderung, authentisch zu sein..seine eigene Marke zu bilden, wiedererkennbar zu bleiben aber sich gleichzeitig zu öffnen; nicht zu verkrampfen und aber auch nicht trivial werden; immer aktuelle Beiträge haben aber sich dabei nicht zu sehr wiederholen in Stil und Inhalt etc. Vielleicht realisieren einige ambitionierte Neuankömmlinge nach einiger Zeit, wie anspruchsvoll das in Wirklichkeit ist, sie wollen aber auch nicht aufgeben (denn: dabeisein ist wichtig, dass wissen scheinbar alle)..heraus kommen dann die oben beschriebenen Formen einer kaum veränderten, in ihren Grundzügen weiterhin “snobistisch” wirkenden Weinwelt, in der viele Selbstdarsteller um das knappe Gut der Anerkennung feilschen & manchmal untereinander treten. Kleinere Gemeinschaften und Netzwerke gibt es darin auch, aber die basieren auch auf persönlichen Kontakten und nicht nur dem Online-Austausch, was man übrigens als nicht-Mitglied dieser Clubs meistens sehr schnell mitbekommt, wenn die Debatte intensiver wird. “Interessierte es nicht vielmehr, was sich hinter einem Wein alles verbirgt, seien es Informationen zum Weinbaugebiet, zum Winzer oder seine Bedeutung für den Markt.” Das ist eine sehr stark expertenorientierte Perspektive..die “demokratische Masse” der Lesenden will weiterhin Verkostungsnotizen lesen, behaupte ich mal kühn, aber nicht reduziert auf Aromastoffe sondern in Kombination mit den angesprochenen Infos – so kann es weiterhin gelingen, für interessierte Laien, Gelegenheitstrinker und für weitergehend interessierte Weinmenschen einen Mix an Infos anzubieten. Das machen zwar inzwischen auch einige und der geneigte Leser hat dann ebenfalls ein Orientierungsproblem bei der Frage “welche Blogs soll ich intensiv verfolgen?”, aber da existiert beim Wein im Vergleich zu anderen Interessengebieten trotzdem eine an sich überschaubare Anzahl von Blogs. Jedenfalls ist es angesichts der Vielfalt in der heutigen Weinwelt an sich völlig richtig, eine ebensolche Vielfalt auch in den Blogs abgebildet zu sehen…
“So, ich verstehe die ‘Warnung’ nicht wirklich….”
Richtig Heike, der Ansatz ist richtig! Es liegt vieles in der profilneurotischen Art und Weise der Kommunikation im Web im argen! Gerade wenn es um monetäre Aspekte geht. Deswegen kann man aber nicht die Amateurblogs in Geiselhaft nehmen, da sie immer wesentliche Defizite in Sachen Knwo How, journalitischen Anspruch etc. aufweisen werden! Vollkommen okay, deswegen sind es auch keine journalitischen Publikationen!
Der Content im Netz ist umsonst, demnach die Hemmschwelle etwa zu ignorieren größer! Anders beim Kauf der z.B. Vinum oder so, wo ich für einen Preis eine gewisse Qualität erwarten kann!
Lange Rede, kurzer Sinn!
Guter Ansatz, die angeführten Beispiele stehen aber im Widerspruch zur angeprangerten Arroganz…
Hab’s nun. ach, rauf und runter gelesen. Versteh’s aber noch immer nicht ganz, zumindest was neu daran ist. Das gab’s schon immer, lange vor “Web 2.x”. Ich erinnere mich gut an einschlägige Foren aus Compuserve (!), da gab’s ‘Allwisser’ die Totschlagargumente und Diktionen wie Zeus Blitz schwangen und auf Andersglauber schleuderten und es gab genauso Leute, die nur Ihre Eindrücke und ihre Liebe zum Wein austauschen wollten. Und der Tonfall hat sich auch kaum geändert, aber der hängt ja auch mehr von den Teilnehmern ab. Ich glaube allerdings schlussendlich an die selbstregulierende Kraft des freien (Meinungs)Marktes – oder pointiert gesagt, das Publikum bekommt die Blogs, die es verdient.
Mich persönlich interessieren gerade die sensorischen Verkostungsnotizen, schon weil ich gerne wissen will, was jemand anderer schmeckt und assoziiert. Diesbezüglich lese ich dann allerdings – wie wohl viele – eher den Weinwisser, den Wine Speculator oder Kutscher’s Kostnotizen. Das sind allerdings alles ‘alte’ Medien bzw. im Fall von Walter Kutscher eben seine persönlichen Kostnotizen ohne viel extra-Information oder Meinung und Analyse zu elektronischem Papier gebracht. Dass ich die eher dort lese liegt an der (subjektiv) besseren Qualitätskontrolle und redaktioneller Unabhängigkeit seriöser ‘alter’ Medien und dem Fehlen zwanghaft unkonventioneller und oft schwer nachvollziehbarer Metaphern.
Ich persönlich quäle mich zunehmend selten durch Blogs, teils wegen schlechter Qualität der Postings, teils weil mich die dort verbreiteten Meinungen und Auswürfe wenig interessieren. Und wenn, dann meist durch jene, deren AutorInnen ich bereits kenne und deren Meinungen und Stil ich schätze (z.B. der Direttore). Für mich liegt der Schlüsselsatz des durchaus spannenden Essays in folgendem ‘Im Netz sind leider immer häufiger Weinjournalismus und Wein-PR nur noch schwer auseinanderzuhalten’ – das ist aber gerade einer der wichtigsten Aspekte, in denen sich ‘neue’ und ‘alte’ Medien unterscheiden. Die ‘alten’ sind sowohl in Hinblick auf Trennung zwischen redaktionellem und wirtschaftlichem (Werbung) strikt getrennt, ebenso wie, wenn seriös, Bericht und Kommentar erkennbar getrennt werden. Die Vermischung desselben und das Überordnen griffiger subjektiver Ansichten machen für viele aber auch den Reiz der so genannten ‘neuen’ aus und steigern den Unterhaltungswert.
Im Endeffekt läuft es für mich darauf hinaus: Lieber plaudere ich mit Menschen, deren Meinung mich interessiert, persönlich bei einem Glas Wein und diskutiere die persönlichen Eindrücke dieses Weins auch gleich. Das geht leider oft nicht, schon gar nicht mit allen, daher greife auch ich auf elektronische (und andere) Medien zurück. Und aus dem selben Grund habe ich übrigens um die letzte oder vorletzte Wineblogger Con in meiner Heimatstadt Wien, trotz ebenso tatkräftiger wie selbstloser Förderung durch die ÖWM, einen weiten Bogen gemacht. Zu Viele, mit denen ich eben nicht auf besagtes Glas Wein gehen möchte…
@Peter Jakob – Top! Bin ich bei dir.
Und ja, ich habe profilneurotische Tendenzen wenn ich DRC Wein Bilder auf Facebook poste. Aber es ist auch ein tolles Erlebnis in diesem Moment diesen Wein zu verkosten.
LG Felix
Mehr Meinungsaustausch dazu möglich: am ProWein-Sonntag 13 Uhr, DWI-Stand (Blogger-Space in Lounge Ecke, zwangloser Erfahrungsaustausch, Vorausschau, Pläne, Ziele, Beobachtungen, Rückblick).
Direttore, du meinst, ich muss nochmal in Ruhe durchlesen?
Immer in Hektik….
Nein Heike, ich gebe die zu 100% Recht! Mit ” Guter Ansatz, die angeführten Beispiele stehen aber im Widerspruch zur angeprangerten Arroganz…” meine ich den Ursprungsartikel und stärke dein Argument!
puuhh ich glaub bei “ich will nicht so werden” hab ich aufgehört zu lesen :-O
Peter, interessantes Thema. Ich sehe nur die derzeitige Problematik nicht ganz. Sicherlich ist Facebook ziemlich selektiv auf der Startseite. Bei mir werden da irgendwie keine Schlamschlachten angezeigt. Dass es einigen um Geld geht, ist gar nicht neu. Das ist eher eine Sache, die seit vier oder fünf Jahren sichtbar ist. Und dass einigige zu Mitteln wie Verleumbungen oder ähnlichen greifen, ist auch nicht neu. Mir geht es besser, seitdem ich mich nicht mehr für so etwas interessiere. Und irgendwie verstehe ich auch die Kritik an Verkostungsnotizen nicht. Ist jemand gezwungen das zu lesen? Ja, richtig: Es ist langweilig zu fragen, ob ein Wein nach Himbeere schmeckt oder nicht. Wein ist ein gesellschaftliches Thema. Nichts totes oder seelenloses (jedenfalls im guten Fall). Und dieses Dimension sollte man in einer Verkostungsnotiz aus meiner Sicht berücksichtigen. Aber grundsätzlich soll doch jeder schreiben, was er will (ausgenommen sicherlich die eigentlich justiziablen Sachen). Im schlimmsten Fall ist es langweilig. Na und?
@Gilli Vanilli
Wenn ich solche “Beiträge” lese, kriege ich das galoppierende Sackrasen.
In einem Forum darf jeder natürlich das aussagen, was er will, aber ab und an, Herr Vanilli, sollte man vielleicht mal überhaupt IRGENDWAS aussagen.
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