Bundespräsident Christian Wulff hat alles andere als einen beschaulichen und schönen Jahresanfang. Schuld daran ist nur einer – er selbst.
Es ist schon mehr als erstaunlich, wie ungeschickt und annähernd dämlich sich Spitzenpolitiker verhalten. Trotz eines großen Stabes an Beratern und Assistenten sind diese Damen und Herren nicht in der Lage, in einer Krise sinnvoll und überlegt zu agieren. Ähnlich wie zu Guttenberg, verhält sich Wulff denkbar ungeschickt. Scheibchenweise, gerade soviel wie nötig, klärt er die Bevölkerung und Presse in Sachen Privat-Kredit auf. So ungeschickt, dass immer größere und wildere Spekulationen ungehindert wuchern und gedeihen können. Bis hin zu möglichen Verstrickungen in Sachen VW-Porsche geht das Ganze mittlerweile. Als Normalsterblicher kann man das nur noch mit staunendem Kopfschütteln goutieren.
Der Gipfel der, man verzeihe mir dieses böse Wort, Dummheit ist allerdings der gestern bekannt gewordene Anruf beim Chefredakteur der “BILD”. Nicht irgendein Anruf, sondern ein “Droh-Anruf”. Bei der “BILD”… einem Blatt, dass nicht gerade für seine außergewöhnliche Diskretion bekannt ist. Der Presse zu drohen ist so ziemlich das ungeschickteste, dass ein Politiker in dieser Situation machen kann. Es zeigt, dass die Nerven des Präsidenten extrem blank liegen müssen. Spätestens mit diesem Anruf hat er seine Amtszeit selbst beendet. War ich die ganze Zeit noch überzeugt, dass Wulff diese “Affäre” politisch überleben wird (alleine schon weil in Berlin sicherlich niemand Lust hat, schon wieder einen neuen Bundespräsidenten zu wählen), so halte ich das mittlerweile für absolut unmöglich. Ein Präsident, der der freien Presse droht, ist nicht tragbar. Die Nummer mit dem Kredit hätte ich verschmerzt, aber jetzt geht es um etwas ganz grundsätzliches, um ein Grundrecht. Da kann Wulff noch so viel beteuern und erklären lassen, ein solcher Anruf mit einer derartigen Drohung ist nicht zu verzeihen und gerade für einen Bundespräsidenten ein absolut unerhörter Vorgang. Der Bundespräsident sollte überparteilich über den Dingen stehen, moderieren und ausgleichen, eine notwendige moralische Kontrollinstanz der Regierenden in Berlin sein. Mit diesem Anruf hat sich, jedenfalls für mich, die Sache erledigt.
Schade eigentlich…
Dem kann ich nur zustimmen. Was ich mich allerdings frage und was ich nicht verstehe, warum haben die zuerst die anderen Zeitungen und nicht die “BILD” über die Drohung berichtet?
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Auf die einleitende Frage von pheli gibt es genau zwei mögliche Antworten:
1) Statt sich selbst mehr oder weniger glaubwürdig in den Vordergrund zu spielen, reicht zum Jahreswechsel ein gezielter Tipp an die Sonntags-FAZ aus, um die Sache, die dadurch ein ganz anderes Gewicht bekommt, so richtig ins Rollen zu bringen. Damit schlüpft “Bild” in die Rolle des Opfers und bewahrt sich gleichzeitig einen Restwert an Seriösitat und Anstand, um dann einen Tag später um so heftiger aus allen Rohren zu schießen. Von fraglos klugen Köpfen perfekt inszeniert.
2) Das Ganze entpuppt sich im Nachhinein als gigantische Ente, auf die wir alle – die wir darüber unreflektiert mitspekulieren – gnadenlos hereingefallen sind. Was ist, wenn sich der Anruf in Nachhinein als getürkt herausstellt und der Bundespräsident im sicheren Gefühl des Siegers nur einfach noch ein Weilchen damit wartet, ehe er es ist, der die Bombe platzen lässt und unsere so viel zitierte Pressefreiheit bis ins Mark erschüttern würde. Das Paradoxe daran: Auch in diesem – wenngleich eher unwahrscheinlichen – Falle ginge ausgerechnet “Bild” als einziges Medien noch halbwegs sauber aus der Sache heraus.
@haribo
Mein lieber Dr. Motz, Dein punkt 2 ist aber eine ganz eine arge Verschwörungstheorie…
Herr W. läßt Stärke vermissen. Statt im Dezember den Sack zuzumachen, indem er sein nicht juristisch, aber moralisch anklagbares Handeln in der Vergangenheit eingesteht, es offen legt und damit abschließt, sieht er nur seinen Machterhalt. Alle M(achtm)ittel scheinen recht, um die Machtposition zu halten. So präs(id)entiert Mann sich nicht, sondern verspielt seinen letzten Kredit.
Nach dem gestrigen Interview wurde es klar, dass Wulff für das Amt nicht mehr geeignet ist. Für mich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Druck so hoch wird, dass er in der Tat zurücktreten muss.
Einen sehr interessanten Beitrag findet man hier:
http://www.linkezeitung.de/cms/index.php?option=com_content&task=view&id=12519&Itemid=1
Frederik Schweiger, wer soll denn nach Wulff kommen? Thomas Gottschalk? Jogi Löw? Wulff war ohnehin nur eine Notlösung, weil der bürgerlichen Fäkalfarbenkoalition die (unbescholtenen) Persönlichkeiten für das Amt des Bundesgrüßaugusts fehlen.
Also wer in die Politik geht dem sollte schon klar sein , das solche Aktionen den Kopf kosten können …………….