Wie bereits angekündigt, habe ich mich auf die Suche nach gutem und bezahlbarem Bordeaux gemacht. Und man glaubt es kaum, es war einfacher als gedacht…
Die Vorgeschichte ist schnell erzählt und den treuen Lesern hier ja auch bekannt: Bordeaux ist im wahrsten Sinne des Wortes in “aller Munde”. Ein Rekordpreis jagt den nächsten, für einen Normalsterblichen sind die großen Weine nicht mehr erschwinglich. Meiner Meinung nach leidet unter dieser Entwicklung das Image der gesamten Region. Einige Weintrinker wenden sich ab, oder erst gar nicht hin, da sie glauben Bordeaux = zu teuer. Das ist natürlich Quatsch, aber so läuft das eben gerne. In einem Gebiet mit 100.000 Hektar Rebfläche MUSS es ja aber auch Alternativen geben. Solche die schmecken und eben bezahlbar sind. Einige davon habe ich jetzt gefunden, weitere folgen. Ich bedanke mich schon einmal vorab, für die tolle Unterstützung einiger Händler und Verbände.
Es ging gleich gut los, bei der gestrigen Verkostung. 2006 Clos du Jaugueyron, Haut-Médoc. Ein zugegeben schwer auszusprechender Name, wenn man kein Franzose ist, aber ein grandioser Wein. Ein echter Klassiker, so wie ich mir einen Bordeaux vorstelle. Zuerst ein wenig ruppig – man sollte ihn unbedingt dekantieren – und dann einfach nur noch gute. Lang, ein Maul voll Wein, eine warme Frucht, viel Paprika und einen mächtigen Zug. Kann man jetzt bereits mit viel Spaß trinken, darf aber auch noch ein wenig im Keller liegen bleiben. 16,50 Euro ist ein absolut fairer Preis. Zu beziehen bei “Aux Fines Gourmets”
Wer es etwas moderner mag, der ist bei Château Segonzac extrem gut aufgehoben. Da gibt es einen Einstiegswein, der heißt “Tradition”, kostet schlappe 7,90 Euro und ist der Inbegriff des “Saufweins”. Kommt aus dem Jahrgang 2009 und macht einfach nur Spaß! Ein annähernd unschlagbares Preis-Genuss-Verhältnis!
Die nächste Stufe ist der 2009 “Vieilles Vignes”. Wie der Name schon sagt, kommt dieser Wein aus sehr alten Rebstöcken und ist extrem knackig. Er knistert sogar ein wenig. 11,40 Euro sind dafür fast schon zu wenig. Das Flagschiff des Huses heißt “Heritage” und ist ein dickes Fettes Teil mit 100 Prozent neuem Holz. Wer jetzt glaubt, das Holz würde den Wein erschlagen, der täuscht sich. Es fällt fast gar nicht auf und ist perfekt eingebunden. Ein wirklich großartiger Wein, der lang und länger schmeckt und der mit 14,50 Euro mehr als fair bepreist ist.
Mein persönlicher Favorit ist allerdings ein ganz anderer – der “2009 Heritage Petit Verdot”. 15 Prozent Alkohol, 15 Euro. 100 Prozent Petit Verdot – eher ungewöhnlich – 100 Prozent Trinkspaß. Extrem reif und saftig, in keiner Weise unangenehm wegen des doch sehr hohen Alkoholgehaltes und ganz extrem süffig. Ich hätte mich reinlegen können! Mehr Infos und die Bestellmöglichkeit gibt es hier beim K&M Gutsweine. Ausprobieren, es lohnt sich wirklich!
Zu den obigen Weinen kann ich nur eines sagen:
Sehr gute eintrag, ich habe selber die Vieilles Vignes und es ar einfag genial!
Zusatz; der Segonzac Tradtion 2009 ist bereits verfügbar, 09 Vieilles Vignes, 09 Heritage und 09 Heritage Petit Verdot gibt es erst ab Oktober 2011.
Auch wenn ich den Ansatz “Bordeaux für Jedermann” sehr gut finde, habe ich einen Vorschlag für die konkrete Umsetzung. Da hier internetaffine Händler einschicken, werden doch wieder nur die gleichen Weine getrunken, die so durch den deutschen Blogger- und Forenwald geistern. Das führt zu einer gewissen Limitation der Auswahl (Ch. Segonzac wurde z.B. schon von Stuart Pigott empfohlen). Interessieren würde mich z.B., was ein normaler Franzose zu Tisch an einem normalen Tag für einen Bordeaux trinkt. Das sind sicherlich völlig andere Namen und Weine. Vielleicht würde das dann auch bei den Händlern für Interesse sorgen und man hätte eine kleine Erweiterung des Horizonts. Nur ein Vorschlag…
Hallo Herr Würtz, wir haben uns leider noch nicht kennen gelernt, aber ich bedanke mich herzlich für Ihren tollen Kommentar zu unseren Weinen! Übrigens ernten wir nächste Wochen unsere weissen Trauben und sind von der Qualität echt begeistert – und dies in der Umstellung zu BIO! Ein schönes Wochenende und bis bald einmal, Thomas Herter Blaye
Noch ein Wort zu dem Eintrag über das Trinkverhalten der Franzosen! Heute ist es leider so, dass auf so manchen Tischen der Wein ganz wegbleibt, da von der französichen Regierung schon fast eine Hetzjagt auf “angetrunkene” Fahrer gemacht wird. Auch bei Verkostungen in Weinläden winken die meisten Kunden ab (la Police n’est pas loin – die Polizei ist nah)!! Ansonsten wird in Frankreich, wie heute fast überall, auf ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis viel Wert gelegt. “Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken”, hört man auch in den Strassen Frankreichs….; Santé
Hmmm, eine “Hetzjagd” auf (tatsächlich) angetrunkene Fahrer finde ich persönlich ja in Ordnung. Denn wer möchte schon einem alkolisierten Autofahrer zum Opfer fallen oder ein Familienmitglied verlieren?
Bei Verkostungen hilft konsequentes Spucken aber meines Wissens sehr gut, man kann innerhalb einiger Stunden sicher 50 Weine so verkosten, ohne über das gesetzliche Limit zu kommen.
korrigiere: “alkoholisierten”
lange keinen mehr getrunken
ein paar flaschen guten zeugs liegen im keller mehr nicht
hatte der Stuart keine gute Idee für seine Kolumne oder der Weinladen aus Frankfurt nur richtig gute PR gemacht, irgendwie hatte ich heute im Gesellschaftsteil der Frankfurter am Sonntag ein Déjà-vu…….
Heute beim Spätie (Spätkauf, für alle nicht-Berliner) einen Chateau Fort-Lignac Haut Medoc 2007 für 8,90 gekauft. Laut Internet kostet der normalerweise 13 Steine. Ich sachs euch, das Zeug ist super. Ich glaube ich mache Cordula Konkurenz und schreibe einen Spätie Weinführer.
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Ein netter Zufall, da ich auch aus teilweise berechtigten, aber dann auch wieder, wie ich gerade sehe, unberechtigten Gründen nicht SO wahnsinnig viel Bordeaux trinke:
Gerade habe ich bei K&u (weinhalle.de) zwei Reste Bordeaux aus 2005 bestellt:
Einen Chateau La Fleur Haut Gaussens für reduzierte 7,79 und einen Chateau de Francs für 8,99.
Lecker, saftig, aber distinguierter und charmanter als das, was ich meistens aus Spanien, Italien und anderswo für wenig Geld kaufe, weil ich – zu recht, aber auch oft zu unrecht – glaube, dass Bordeaux nicht preiswert sein kann.
Santé
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