Ich gebe es unumwunden zu, es gibt Rebsorten, die gehören nicht zu meinen persönlichen Favoriten. Grauer Burgunder beispielsweise, oder Ortega und Kanzler. Dornfelder irgendwie auch und neuerdings irgendwie auch nicht.
Dornfelder ist eine der am meisten angebauten Rebsorten in Deutschland. Zumindest wenn es um Rotwein geht. Um die 8.000 Hektar sind bestockt. Dornfelder ist relativ leicht zu handhaben. Es wächst wie verrückt, ist früher reif, stellt kaum Ansprüche an den Standort und der Deckungsbeitrag ist mehr als in Ordnung. Dornfelder ist der Deutschen liebster Rotwein. Da beisst die Maus keinen Faden ab. Unter Weinkennern verpönt und verspottet. Schmeckt nach nichts, hat einfach nur viel Farbe, ein billiger Massenwein. Hin und wieder findet man ganz hervorragende Exemplare dieser Rebsorte. Wie bei fast jeder Rebsorte kann man auch aus Dornfelder einen sehr, sehr guten Wein machen. Wenn man es denn möchte.
Meiner Meinung nach wird auf dem Dornfelder zu Unrecht herumgehackt. Jedes Land, jedes Anbaugebiet hat seinen eher einfachen „Brot und Butter Wein“. Die Italiener, die Franzosen, die Spanier, eigentlich jeder. Einen heimischen Wein, zum alltäglichen Konsum. So einen, den auch die Bauern trinken, die Landbevölkerung, einfach jeder. Das heißt jetzt nicht, dass ich ihn trinke, aber ich weiss ihn mittlerweile zu schätzen. Man muss solche Dinge immer differenziert betrachten und sich von seinen eigenen Präferenzen ein wenig lösen. Ohne den Dornfelder hätten wir ein Problem. Und da viele Konsumenten ihn mögen, ist es auch in Ordnung. Sicher wäre es mir persönlich lieber, wir würden alle auf den Portugieser umerziehen. Aus dieser Rebsorte einen sehr guten Wein zu machen ist allerdings viel schwieriger. Warum also nicht den Dornfelder weiterhin als roten Basiswein ein wenig fördern. Es müssen ja nicht immer gleich gigantische Mengen sein, die man da erntet – was übrigens relativ einfach ist. Gibt man sich ein wenig Mühe und übertreibt es nicht ganz so deutlich, dann kann man aus dem Dornfelder einen anständigen Rotwein machen, der keinem weh tut. Und das ist doch eigentlich prima.
Nicht, dass jetzt einer glaubt, dass wäre der urplötzliche Sinneswandel, den ich da durchmache. Ich habe schon viele Jahre mit Dornfelder zu tun, ich trinke ihn nur nie bis selten. In der letzten Zeit habe ich mich allerdings noch intensiver mit dieser Rebsorte beschäftigt, schließlich mache ich ja mit Cordula Eich ein Rotweinprojekt. Bei diesem Projekt spielt der Dornfelder eine große Rolle. Und nachdem ich mich wochenlang durch diverse Exemplare und Anbaugebiete durchprobiert habe, musste ich meine grundsätzliche Abneigung über Bord werfen. Hätte mir das jemand vor einem Jahr erzählt, hätte ich ihn ausgelacht. In der Zwischenzeit ist es sogar so, dass ich große Lust auf diese Rebsorte bekommen habe und mir annähernd sicher bin, dass dieses aktuelle Projekt nicht das letzte dieser Art sein wird.
Nachtigall, ick hör dir trapsen …..
Weil ich keine Ahnung habe, sag ich mal meine Meinung! Ich bin schon seit langem davon überzeugt, dass man aus (fast) jeder Rebsorte einen anständigen Wein machen kann – wenn man ihm nur genügend Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Liebe zukommen lässt. Aber genau hier liegt der Hund begraben.
Wenn der Winzer dem Dornfelder Aufmerksamkeit, Sorgfalt und Liebe zukommen lässt (vernünftige Ertragsbeschränkung, guter Standort, ordentlicher Ausbau im Keller), dann kann er auch gleich eine Rebsorte nehmen die mehr Renommee hat. Der Reiz und Mehrwert des Dornfeldes für den Winzer liegt halt gerade darin, dass er, auch als Massenträger “missbraucht”, noch einen farbkräftigen, irgend wie fruchtigen Rotwein ergibt den Hein Arsch, sorry der Konsument als “lecker” bezeichnet.
… unser nächstes Projekt nennen wir dann “Hein Arsch, extra lecker” und zahlen dem Pasta 10 Cent pro Flasche
yes! Und der Weertz bringt noch eine CD dazu raus “Ein Bett im Dornfeld” …
‘liegt am Boden vor lachen’
Ich erlebe die meisten Dornfelder als vordergrüdig und wuchtig..oder als zu dünn und säurehaltig ohne viel “Spiel”. Habe aber auch schon ein paar getrunken, die mich positiv überrascht haben.
Ich habe hier noch das “Dornröschen” stehen, Dornfelder-Rosenmuskateller-Misch von Büscher, ein Superexot auch Rheinhessen – wird demnächst verkostet…
Mensch Dirk, ich hab Dir schon vor Jahren empfohlen die Dornfelder von Gutzler zu probieren. Sein 90er und 93 waren und sind auch nach 15 – 20 Jahren noch immer großes Kino in 4D, Substanz, Frucht, Balance, Reife. Wurde Zeit Vorurteile abzubauen. Hast Du eigentlich den Artikel gelesen, den ich mal zusammen mit Michael Ritter über Gutzler geschrieben habe , mit seinen Dornfeldern an prominenter Stelle?
@Joachim
Den Gutzler kenne ich seit bald 15 Jahren und seinen Dorndelder auch. Den habe ich auch im Keller liegen… Der ist nämlich ganz große Klasse!
Ganz ehrlich: Gäbe es morgen keinen Dornfelder mehr, würde ich ihn nicht vermissen. Im Gegenteil. Erst in der vergangenen Woche saß ich in einem durhaus ambitionierten Restaurant auf der Insel Juist und suchte auf der Weinkarte einen guten offenen Spätburgunder. Der war nicht da, stattdessen sehe ich wieder einen dieser Rotz-Dornfelder. Wer die Sorte braucht, kann sich die Weine ja weiterhin beim Discounter besorgen, ansonsten bleibe man mir damit weg.
Ich habe Schwierigkeiten damit, wenn ein “ambitionierter” Weinschreiberling Ausdrücke wie “Rotz-Dornfelder” gebraucht.
Im übrigen sind die Dornfelder von Gutzler tatsächlich eine Wucht in allen Belangen. Unglaublich langlebige Weine mit unbändiger Fülle und Kraft bei dem “Flur 361″!Aber auch der Basis-Dornfelder macht schon Spaß.
Außerdem ist der Dornfelder eine tolle Basis für Glühwein!
@Gast – sehr gut dass das “ambitioniert” in den richtigen Zeichen dafür eingehüllt ist
bei allen weiteren Punkten muss ich dem Elfengleichen Herren aber recht geben – ich brauch dieses Zeug nicht und finde es …. bäääääääääääähhhhhhhhh
Zum einen finde ich es spannend und insofern auch gerechtfertigt, zu versuchen, aus einer an sich minderwertigen Cuvee-Sorte (Dornfelder wurde gezüchtet, um in Cuvees Farbe zu geben) etwas hochwertiges zu erzeugen. Weiterentwicklung lebt von Experimenten.
Zum anderen sollten aber keine hochwertigen Lagen für ein solches Experiment herangenommen werden. Dornfelder ist nunmal kein Riesling oder SB. Dies lässt sich auch duch qualitativ hochwertigen An- und Ausbau nicht wegdiskutieren.
Zum angesprochenen Thema Dornfelder von Gutzler:
Ca. 30 EUR für einen Dornfelder halte ich für ein “Experiment” maßlos übertrieben. Die Schwabenfrage muss i.d.Zsh. gestellt werden dürfen.
Ich glaube zwar nicht, dass sich aus jeder Rebe guter Wein pressen lässt, aber umgekehrt muss auch nicht jeder Dornfelder schlecht sein. Deshalb finde ich diesen Artikel gut und wichtig. Wenn eine Region einen ortsspezifischen Basiswein hat, dann sollte man diesen fördern oder zumindest nicht in Vergessenheit geraten lassen. Es gibt auch guten Trollinger, selbst wenn ausserhalb Württembergs so manch einer nur mitleidig darüber lächeln mag.
@Uwe Kristen
Ganz genau so ist es!!!
@uwe wie kann eine Neuzüchtung einen “ortsspezifischen Basiswein” ergeben?
Bevor wir jetzt in unproduktiven Relativismus verfallen: es gibt schon einen Grund für das Missfallen am Dornfelder: das Aroma. Und das kann kann (und sollte) man auch bei ambitioniertem Dornfelder nicht wegmachen. Sonst ist es keiner mehr.
@Pasta Wenn eine Rebe sich in einer bestimmten Region wohlfühlt, ganz gleich ob Züchtung oder nicht, dann ist sie ortspezifisch. Und wenn daraus hauptsächlich einfacher Wein für den täglichen Konsum gemacht wird, dann ist es ein Basiswein. Ich gebe zu, mein Vergleich mit Trollinger hinkt ein bisschen, aber ich denke, du weisst, was ich meine.
HA – die Weinwirtschaft ist schneller als die Blogs beim “Verraten” des Projekts mit Frau Eich
)))
schmunzelnd
weinleerer
@weinleerer
Was ist mit der Weinwirtschaft?