Alles über Wein und den Rest der Welt…

“Weinspaßgesellschaft”

Es ist Sonntag. Der Sonntag ist der Tag der Besinnung und der Ruhe. Sollte er eigentlich sein. Auch hier im web 2.0 ist der Sonntag ein eher ruhiger Tag. Im Wein-web 2.0 ist der heutige Sonntag der Tag der “Weinrallye”, eine tolle Sache, initiert vom Winzerblogger.

Die heutige Weinrallye hat unglaublich viele Teilnehmer, viele Twitter-Nachrichten und Facebook-Einträge. Man könnte glauben, das wäre wirklich wichtig. Ist es aber nicht. Absolut gar nicht! Es ist heute, wenn überhaupt, eine willkommene Ablenkung von den Horror-Meldungen der letzten Tage. Nicht, dass ich jetzt den Moralapostel spielen wollte, aber während wir hier alle nett über Spätlesen plaudern, verrecken in Japan die Menschen an Kälte und Hunger, das Kraftwerk strahlt und in Libyen wird gebombt, was das Zeug hält. Keiner weiss genau, was in Nordafrika passiert. Deutschland hält sich irgendwie raus und irgendwie auch nicht.

Wenn ich zu entscheiden hätte wüßte ich, ehrlich gesagt, auch nicht, was ich tun sollte, in Libyen. Gaddafi ist ein Irrer, keine Frage, der muss weg. Ganz schnell am Besten, bevor er sein eigenes Volk abmetzelt. Müssen wir als Deutsche da mitmachen, haben wir eine Verantwortung? Ganz sicher ist das so. Wir unterhalten allerbeste Beziehungen, insbesondere wirtschaftliche, zum Diktator. Er schießt mit unseren Waffen auf sein Volk. Natürlich hat er auch Waffen aus Rußland. Aber die halten sich ja auch raus… Und klar, das Öl… und überhaupt… Fazit: Es ist schwierig abzuwägen, was mehr zählt, das Geld oder die Menschen… Meine Herren! Andrerseits haben wir das Kriegs-Desaster in Afghanistan, da brauchen wir sicherlich nicht noch einen Kriegsschauplatz!

Ja, ich weiss, das will keiner hören und lesen. Immer wenn ich etwas Politisches von mir gebe, kommen so ein paar ganz Gescheite und sagen, ich soll das lassen, ich hätte keine Ahnung, solle lieber Fässer putzen und Politik gehöre sowieso nicht hierher. Den gleichen Reflex gibt es dann auch auf Facebook. Aber leider, Ihr lieben Leute, habe ich nicht immer Lust auf die “Weinspaßgesellschaft im Netz”. Obwohl ich diese sehr mag! Wein ist ein wunderbares Thema. Es gibt viel zu sagen und zu schreiben und zu filmen. Und wenn man das etwas spaßiger gestaltet, als das bisher war, ganz unsakral und manchmal auch etwas “punkig”, dann kommen auch neue Menschen dazu. Es gibt aber eben auch andere Dinge, die mich interessieren und die mich so beschäftigen, dass sie in mein Tagebuch (Blog) kommen. Ich höre doch nicht als Mensch auf zu existieren, sobald ich nichts über Wein blogge, twittere oder facebooke! Die Politik gehört nun einmal dazu. Sie bestimmt unser tägliches Leben. Es ist so oder so schlimm genug, dass sich viele dafür nicht mehr interessieren – politikverdrossen sind. Ich versuche das zu verstehen, aber ich kann es irgendwie leider nicht akzeptieren. Ich finde es unerträglich, dieses Geschimpfe und Gezeter auf die Politik und diese gleichzeitige “istmimrdochallesegal-Haltung”. Aber noch schlimmer finde ich diejenigen, die sagen, dass diese Themen “nicht hierher gehören”…

So, und jetzt lese ich zur Ablenkung die wirklich vielen und gelungenen Beiträge zur heutigen Weinrallye. “Riesling Spätlesen”, ein wirklich sehr schönes Thema!!!

P.S. und während ich das hier schreibe, erreicht mich eine Nachricht aus Hamburg, die mich schockiert, unglaublich traurig macht und mir den Tag final vermiest!!!! Schluß mit lustig…

11 Kommentare zu ““Weinspaßgesellschaft”

  • christoph

    Ich finde es gut neben unserem ALLTAGSGESCHÄFT all diese Themen anzusprechen. Wie könnte mann da sauer drauf sein? Sauer bin ich auf all die jenigen, die sich nie engagieren, resigniert sind und sich dann auch noch beschweren!

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  • Pingback: WEINKAISER » Die Weinrallye 43 zur Riesling Spätlese rollt und rockt!

  • Thorsten Kogge

    Grundsätzlich denke ich, dass die Wertschätzung oder der Genuß von etwas nicht dazu führen sollte, das Andere in der Welt zu vergessen..im Gegenteil, man könnte ja argumentieren, dass erst die Wahrnehmung des “wirklich-nicht-Guten-und-unlustigen” in der Welt die Gegenerfahrung lebenswert werden lässt. Im Jahr 2008 starben beispielsweise täglich (!) 25.000 Menschen an Unterernährung, darunter 13.000 Kinder (http://www.shortnews.de/id/731993/UN-Welternaehrungstag-Jeden-Tag-25-000-Hungertote). Wann haben wir uns das letzte Mal mit dem Thema ernsthaft beschäftigt und auf wieviele “Spaßveranstaltungen” verzichtet, um die hierfür aufgebrachten Ressourcen inklusive Aufmerksamkeit anders zu verteilen? Zu wenige vielleicht, andererseits: der Verzicht auf Spaß, Spaßveranstaltungen und der Lebensfreude machen die anderen Probleme der Welt nicht per se besser. Nein, eigentlich geht es doch um die Frage, ob man für diese Dinge sensibel bleibt und versucht, in größeren Zusammenhängen zu denken und ggf. zu handeln…und das selbst wenn man am selben Tag zur “Weinrallye” geht.

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    • Dirk Würtz Post author

      @Thorsten
      Genauso sehe ich das auch. Einfach immer mal wieder kurz innehalten, reflektieren und die Dinge in einen Zusammenhang bringen. Absolut Deiner Meinung, so war es auch gedacht!

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  • Thomas Günther

    Bitte einfach locker bleiben. Es gibt sicherlich viel Leid im Leben. Ich finde es blöd der Konjunktur bestimmter Massenmedien in meiner Betroffenheit zu folgen. Und auch meine Freude über bestimmte Dinge im Leben halte ich unabhängig davon. Sicherlich kann einen vieles berühren und dafür sorgen, nicht Kirschtorte essen zu wollen. Als Programm ist so etwas jedenfalls ziemlich blöd und trist. Und ehrlich frage ich mich: Wo ist das Engagement gegen systematisches Unrecht? Ich meine damit eben nun nicht den Unfall. Das sollte man erst mal vorlegen. Dann kann man auch anderen den Spass untersagen.

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    • Dirk Würtz Post author

      @Thomas
      Ich bin locker, und wie! Hier, respektive mir, geht es auch nicht um irgendwelche Betroffenheiten, die wer auch immer ausgelöst hat. Schon gar keine Massenmedien. Mir geht es darum, dass mein Blog für mich ein sehr emotionales Medium ist. Und da ich mich in der Vergangenheit öfter in der Situation sah, ob meiner Emotionalität und dem damit verbundenen Abschweifen vom Thema Wein rechtfertigen zu müssen, musste das einmal in aller Deutlichkeit gesagt werden. Das ist keine Wertung und hier geht es auch nicht darum, anderen den Spaß zu untersagen, ganz im Gegenteil. Schließlich bin ich ein Teil dieser “Weinspaßgesellschaft”. Ich sehe auch nicht, dass ich hier Betroffenheit zum Programm mache. Ich sage meine Meinung, eben auch zu anderen Dingen als zu Wein. Wie habe ich neulich getwittert: “Meinungsfreiheit heißt nicht frei von einer Meinung zu sein”. So war dieser Blog schon immer und so wird er auch bleiben. Mal mehr, mal weniger, je nachdem wie die Stimmung (meine) gerade ist. Nur darum geht es mir in meinem Blogbeitrag, sonst um nichts. Das kann man eigentlich auch deutlich erkennen, dachte ich.

      Wen fragst Du wo das Engagement gegen systematisches Unrecht ist? Mich, oder ganz allgemein? Ich für meinen Teil kann ruhigen Gewissens sagen, dass ich mich engagiere, schon lange, seit ich 16 Jahre alt bin.

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  • Thomas Günther

    Na, das war nicht gegen Dich gerichtet. Nur ich finde tatsächliche Hilfe für Menschen wichtig. Nicht drüber reden, sondern machen. Man muss sich bewußt sein, was es alles auf dieser Welt oder auch nur in der Nachbarschaft gibt. Ich finde die recht sachliche Berichterstattung einiger öffentlich-rechtlicher Radiosender sehr schön. Da ist es egal, ob es gerade in der Tagesschau ist (den Kommerz-Wahnsinn noch gar nicht gemeint) oder der ganz normale Unsinn ist. Es geht mir um Fakten, nicht um Aufregung oder Aufregungspotenziale.

    Oh, und eine bitte: Kannst du das Feld “Comment” größer machen. So kann man besser übersehen, was man schreibt. ;-) )

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  • Der Captain

    Im Falle Libyen gab es drei Möglichkeiten

    1.) Gaddafi den Bürgerkrieg gewinnen zu lassen und danach weiter seinem Irrsinn (und das ist es wohl: der Mann ist wahnsinnig) ausgesetzt zu sein und irgendwann später intervenieren zu müssen.

    2.) Den Bürgerkrieg der Stämme nach Vorbild Afghanistan anzuheizen (mit Geheimdiensten wie in den 80er Jahren) und das Risiko in Kauf zu nehmen, dass wieder die Islamisten das große Rad drehen

    3.) Jetzt zu intervenieren und der böse Bube zu sein. Da es jedoch Muslime gibt, die von der Intervention profitieren, kann die arabische Welt keine einheitliche Sprache finden (wie der Westen eben auch nicht).

    ps: Es geht um Öl

    pps: Pakistan ist das Pulverfass, Iran der Schlüssel

    ppps: Lebe in spannenden Zeiten

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