Je besser die Lage umso besser der Wein. Das ist in einfache und klar verständliche Formel. Diese Formel ist nicht neu, aber immer noch sehr aktuell.
Fast jeder Weinliebhaber kennt das: In jedem Weinanbaugebiet der Welt gibt es bessere und schlechtere Weinberge. Kaum ein Weinbuch, dass nicht mit Hilfe von Karten diese Thematik anschaulich darstellt. Bisher galt die im Jahr 1869 erschienene Weinbaukarte für die Mosel und die Saar als die älteste Klassifikationskarte der Welt. Hier wurden die Weinberge in verschiedene “Güteklassen” unterteilt. Das Ganze natürlich immer mit dem Hintergrund der passenden Besteuerung. Sehr gute Weinberg = höhere Grundsteuern. Gerade diese alten Besteuerungsgrundlagen – wenn auch nicht mehr aktuell – werden auch heute gerne noch als Indiz für die Qualität eines Weinberges herangezogen. Aus einer solchen Lage kommen theoretisch auch die besten Weine.
Der Weinbauhistoriker und Journalist Daniel Deckers, hat jetzt allerdings einen Fund gemacht, der wirklich spektakulär ist. Er fand im Buch “Der nassauische Weinbau” von Friedrich Wilhelm Dünkelberg eine Klassifikationskarte der Rheingauer Lagen von 1867. Damit ist diese die älteste Klassifikationskarte der Welt.
Ein kurzer Blick auf diese Karte zeigt, dass die damals als besonders gut eingestuften Lagen, auch heute noch die besten Rheingauer Lagen sind. Auch wenn nicht wirklich klar ist, wie diese Klassifikation zustande kam, zeigt sie doch eines ganz deutlich: Damals wie heute zählt die Herkunft eines Weines, hier ist die Wurzel der Qualität! Diese Herkunft gilt es herauszuarbeiten und zu schützen. Und schon sind wir wieder beim Thema: die EU-Weinmarktreform. Je enger die Herkunft (Einzellage), um so wichtiger die Qualität. Das ist es, was sowohl die Rheinhessen, als auch die Kollegen von der Mosel wollen.
Hier geht es zur Pressemitteilung vom Tre Torri Verlag. In der kommenden Ausgabe des Weinmagazins “Fine” erscheint ein ausführlicher Beitrag zu dem Thema.
Zur Karte: Bildnachweis: Landesbibliothek Wiesbaden
Dünkelberg, Friedrich Wilhelm: Der Nassauische Weinbau
Wiesbaden 1867 Signatur: Gu 4073
Wurde damals auch schon der “verschmähte” Nonnenberg genannt?
@pivu
Wenn ich die Farben auf der Karte räumlich richtig deute, dann wohl nicht. Das war wohl ein Weinberg II. Klasse
Das Buch kann man in Google Books lesen ist digitalisiert.
sogar ein Zipfel der Karte wurde digitalisiert,zu welchem Zeitpunkt kann ich natürlich nicht sagen.
@oesterle
Kannst Du mal den link posten?
http://books.google.de/books?id=pM06AAAAcAAJ&pg=PR7&dq=hofgerichtsrath+petri+wein&hl=de&ei=0XSDTcTNOciphAeNoc3EBA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=5&sqi=2&ved=0CFIQ6AEwBA#v=onepage&q=hofgerichtsrath%20petri%20wein&f=false
s.63,64,65 ist kartenbeschrieb und “zipfel”
@oesterle
Klasse, Danke. Es ist dann so, wie ich es vermutet habe @pivu, der Nonnenberg ist Lage zweiter Klasse
Hier gab es einen Verweis zur Karte
http://xxsURL.de/w2
Die Karte ist in sofern spannend, als dass sie nur in drei Bonitätsstufen unterteilt. Die 1900 und 1902 erschinenen und lange bekannte Rheingau-Lagenklassifikationskarten haben vier farbliche Abstufungen, die drei gleichen wie die Moselkarte und eine vierte, nur im Rheingau verwendete knallrote, für die gewinnbringendsten Lagen, die deutlich höhere finanzielle Erträge möglich machten, die an der Mosel zu dieser Zeit so nicht realisierbar waren. Es wurde übrigens nicht die Qualität der Lage bewertet, sondern wie viel Gewinn daraus zu erziehlen (genauer zu versteuern) war. Parzellen weit ab von Wirtschaftswegen, die schwierig zu bewirtschaften waren, hatten keine Chance auf die Höchste Klassifikationsstufe, auch wenn diese Parzellen noch so gute Weine hervor brachten.
@Weinkaiser
Das ist zwar ein Aspekt aber nicht 100% das Merkmal. Gerade nicht im Rheingau!
Es ist der Hauptgrund, warum die besten Lagen im Rheingau wertvoller waren als an der Mosel. Im Rheingau war die Bewirtschaftung (auch durch ein besseres Wegenetz) einfacher und kostengünstiger als in den allermeisten Moselsteillagen.
@Weinkaiser
Ach so…jetzt weiss ich was Du meinst. Der Vergleich Mosel./.Rheingau
Wirklich die älteste Weinbaukarte der Welt? Es würde mich sehr wundern wenn die berühmte Bordeaux-Klassifikation von 1855 zur Weltausstellung in Paris nicht auch in Kartenform vorgelegen hätte. Das wäre mal zu recherchieren…
@Thorsten
Hier geht es rein um die Lagen. Im Bordeaux ging es um die Châteaus und die erzielten Preise. Tatsächlich scheint aber das hier die älteste Karte zu sein. Danke an Hendrik Thoma für den Hinweis: http://www.portwine.de/hagesch.html
@ Thorsten
Bordeaux 1855 liegt definitiv nicht in Kartenform vor. Details sind längst recherchiert, das Standardwerk schlechthin ist: Dewey Markham, Jr., “1855. A History of the Bordeaux Classification”, Verlag John Wiley & Sons, Inc., New York et al. 1997 (536 S.).
In FINE gibt es eine gute Abbildung der Karte, der Artikel ist vorab online verfügbar… http://issuu.com/finemag/docs/fine_111