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Deckung!!! Bordeaux 2010

Der Jahrgang 2010 in Bordeaux wird ein Jahrmillionen-Jahrgang!!! Ohne Zweifel! Quelle surprise. Das war… Französisch.

Die ganz großen und wichtigen offiziellen Verlautbarungen lassen zwar noch auf sich warten – bis auf solche, die bereits im September und Oktober einen Hammer-Jahrgang vermeldeten – , aber der Buschfunk sendet fleißig. 2009 war ja schon ein herausragender, außergewöhnlicher und noch nie da gewesener Jahrgang. 2010 wir das spielend übertreffen. Wenigstens bei den üblichen Verdächtigen, insbesondere bei denen, die auf den chinesischen Markt fokussieren. Nicht das jetzt einer denkt, ich hätte was gegen Chinesen. Das gilt natürlich auch für den indischen und den russischen Markt.

Die ersten Einladungen für die Primeur-Verkostungen flattern bereits ins Haus, selbst ich bekomme welche. Wenn ich versuche mir so vorzustellen, was da im April im Bordelais so los sein wird, dann muss das ähnlich sein wie im Holiday-Park in Hassloch im Sommer. Aberwitzig große Menschenmengen, die sich in Bussen durch die Region quälen und Schlange stehen, um, ganz wichtig, Fassmuster zu verkosten. Ich wage einmal zu behaupten, dass von den Tausenden, die da teilnehmen werden, maximal fünf Prozent überhaupt in der Lage sind, Fassmuster zu verkosten und richtig einzuschätzen. Wenn ich an die zu erwartenden Berichte diverser amtlicher und selbsternannter Bordeaux Experten denke, wird es mir jetzt schon schwindlig! Das spielt ja aber keine Rolle, Hauptsache ist, es rollt! Wie ging noch dieses Lied gleich! “Die Karawane zieht weiter, der Sultan ist voll!“ Bei den zu erwartenden Miniatur-Mengen, die für alle übrig bleiben, nachdem die BRIC Jungens gekauft haben, verstehe ich so oder so nicht, was die da alle noch wollen. Da zählt wahrscheinlich einzig der olympische Gedanke…

Vielleicht kommt ja einer auf den Gedanken, eine alternative Bordeaux-Primeur Tour zu organisieren. Das wäre doch mal was. Abseits des Mainstreams, hin zu den kleinen, bedrohten und völlig untergehenden Weingütern. Da gibt es nämlich einiges zu entdecken. Ganz ohne chinesisches, russisches oder indisches Rückenetikett. Es gibt sie sicherlich, die guten und erschwinglichen Weine aus dem Bordelais. Man müsste nur wissen wo…

9 Kommentare zu “Deckung!!! Bordeaux 2010

  • weinfex

    Ach Dirk, vielleicht solltest Du wirklich einmal eine der Einladungen zur Primeurwoche einfach annehmen…;-)

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  • Eckhard Supp

    Das mit dem Jahrmillionenjahrgang ist natürlich Quatsch! So gut wie der Jahrgang 57er a. D. kann der 2010er einfach nicht werden! Den 627er und den 1235er nicht zu vergessen, aber da könnte man noch drüber diskutieren. Spaß beiseite: Ich halte diesen Zirkus schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten für unseriös und habe noch nie dran teilgenommen. Komischerweise hatte ich auch noch nie den Eindruck, dabei etwas verpasst zu haben. Das Ganze ist ein guter Marketing-Gag, nicht mehr und nicht weniger. Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn Händler die Weine ihrer Stammlieferanten aus dem Fass verkosteten, um einen ungefähren Eindruck von den Weinen zu bekommen, wenn Journalisten Fassproben verkosteten (wenn sie denn die nötige Erfahrung mitbringen), um den Jahrgang grob einschätzen zu können. Aber dieses pseudo-endgültige Bewertungstheater mit dem alleinigen Zweck, die Jahrgangsspekulation anzuheizen, geht mir schlicht auf die Nerven. So sehr, dass ich das Zeug in der Regel nicht mal lese.

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  • Der Captain

    Ich fahre ja immer erst im Herbst hin und koste dann nach. 2009 und 2010, so denke ich, werden wie 89 und 90 sein. Nur umgekehrt. Ach: Was weiß ich?..

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  • Stefan Schwytz

    ich frage mich ernsthaft, ob man im BDX den 2010er – unabhängig von seiner eventuell tatsächlichen Hoch- oder Höherwertigkeit ggü. dem MonsterHype 2009er – wie den 09er als Überflieger und Jahrhundertwein vermarkten kann und will.
    Wenn jedes Jahr ein Jahrhundertjahrgang wird, fällt rein marketingtechnisch ein Alleinstellungsmerkmal weg… mal sehen, ob die Chinesen & Co. auch dieses “ungeschriebene Marktgesetz” aushebeln werden.
    Aber wenn man Petrus-Colaschoppen trinkt, ist das ja eh alles egal… ;-)

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  • Peter

    @Dirk Würtz
    Es gibt sie, die sehr guten Bordeaux zum erschwinglichen Preis. Man muß nur hinfahren und verkosten. Die kleinen proprietés sind zudem sehr gastfreundlich und zeigen einem gerne das Weingut sowie die Maische- und Faßkeller und probieren darf (muss !) man auch, meist sogar ohne Kaufzwang. Die dicken Chateaux sind nur von außen zu bewundern, in die heiligen Hallen dürfen normal sterbliche Touris nicht. Beim Chateaux Kirwan konnte man mal in der Boutique kosten, aber nur gegen entsprechend bares. Wir haben letzten Sommer im Haut-Médoc einige sehr gute Weine kennengelernt zu moderaten Preisen. Die Mitnahmemengen waren leider stark begrenzt, wegen dem Urlaubsgepäck, deshalb wird dieses Jahr weiter weiterverkostet.

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  • Mario Scheuermann

    Das wird im April mit Sicherheit wieder ein Rieeenzirkus werden. Schon jetzt reden die Châteaux von einer wahren Invasion asiatischer Besucher. Soviele wie noch nie zuvor und das massiv am Montag, Dienstag und Mittwoch. In Bussen werden aber nur japanische Sommeliere kutschiert. Die andern kommen alls in Leihwagen,, Limousinen oder in kleinen Gruppen in Espaces. Diese dürften aber in diesem Jahr restlos ausgebucht sein.

    Was die Frage nach dem Jahrhundert-, Jahrtausend- oder Jahrmillionen Jahrgang betrifft, wird 2010 nach allem, was man hört irgendwo auf dem Niveau zwischen 2005 und 2009 stehen. Und das genau ist das Problem. Das was bis ca. 1988/1989/1990 eine Ausnahme war, wird u.a. dem Klimawandel geschuldet zur Regel. Was daraus letztendlich resultieren wird, kann keiner voraussagen. Es sind in den kommenden zwei, drei Jahrzenten mehrere Szenarien denkbar von einer lang anhaltenden Goldenen Ära bis zum abrupten Ende.

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