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Klimawandel und Rebsorten der Zukunft?

Sauvignon Blanc, Syrah, Merlot, Sangiovese, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon…alles tolle und international anerkannte Rebsorten. Der Sauvignon Blanc ist sogar allem Anschein nach weltweit auf dem Siegeszug. Super, klasse, toll, aber bitte nicht hier bei uns!

Der Klimawandel ist da und hat uns im Griff. Das ist wohl leider ein Fakt, auch wenn keiner genau vorhersagen kann, was das für uns konkret bedeutet. Wird es wärmer, nasser, trockener oder kälter? Zahlreiche Studien, Klima- und Wettermodelle beschäftigen sich mit diesem Szenario. Die finale Schlußfolgerung bleiben aber alle schuldig. Ist ja auch ein schwieriges Thema. Fakt ist auch, dass der Klimawandel Einfluß auf unseren Weinbau hat. Und da wird es spannend. Wie schmeckt der Riesling in 20 Jahren, wird es zukünftig überhaupt noch möglich sein, eine Rebsorte wie den Riesling in unseren Britengraden vernünftig zu kultivieren? Brauchen wir flächendeckend Sauvignon Blanc? Ist DER deutsche Rotwein künftig ein Syrah oder ein Sangiovese? Über diese Fragen wird gerne und viel diskutiert, insbesondere im Netz und da am liebsten in Weinforen. Das ist gut, auch wenn es manchmal etwas schrullig ist.

Ich sage es gleich ganz direkt und ganz deutlich: UNSERE Rebsorten sind Riesling, Silvaner, weiße Burgunder-Sorten und Müller-Thurgau. Ebenso wie Spätburgunder und meinetwegen auch Dornfelder. Auch wenn einige Experten eifrigst andere Rebsorten propagieren, ich glaube an die Zukunft dieser Sorten am Standort Deutschland. Das hat viele, relativ einfache Gründe.

Ich bin überzeugt davon, dass wir auch trotz Klimawandel in der Lage sein werden, diese Sorten weiter zu kultivieren. Es wird dann halt eben anders schmecken. Vielleicht hat DER Riesling in 20 Jahren weniger Säure und ist etwas wuchtiger. Na und? Wer von den heutigen Weinkonsumenten weiss denn, wie DER Riesling vor 60 Jahren geschmeckt hat? Stile ändern sich und der Konsumentengeschmack glücklicherweise auch. Ich sehe keine Notwendigkeit, panisch Sauvignon Blanc zu pflanzen, nur um in 30 Jahren unter Umständen auf der sicheren Seite zu sein. Wir haben mehr als einhundert Jahre gebraucht, inklusive Höhen und Tiefen, um der Welt klar zu machen, dass wir Riesling machen können. Vielleicht sogar DEN Prototyp eines Rieslings (sorry Ihr Össis). Sollen wir das jetzt einfach auch mal mit Sauvignon Blanc versuchen? Ich glaube eher nicht, denn das können andere besser und erfolgreicher als wir! Warum sollten wir nach jahrzehntelangen Mühen unseren mittlerweile fantastischen Spätburgunder gegen Merlot, Syrah und Co. eintauschen? Ich sehe keinen vernünftigen Grund. Wir haben unsere Leitrebsorten, die funktionieren und werden das auch weiterhin tun.

Ich bin nicht grundsätzlich gegen diese “neuen” Rebsorten, ich spreche ihnen nur die Eigenschaft als Leitsorten in diesem unserem Land ab. Ich habe natürlich auch schon ganz passable und sogar sehr gute Vertreter dieser Weine aus Deutschland getrunken. Das mag eine vernünftige Sortimentsergänzung sein, mehr sehe ich aber nicht. Hilfreiches Zahlenmaterial zu diesem Thema liefert übrigens der drinktank, auch wenn ich mit den Scheuermannschen Schlußfolgerungen so überhaupt gar nicht übereinstimme. Muss ich ja aber auch nicht ;-)

Wie dem auch sei, mein Fazit fällt eher einfach aus: Das Klima ändert sich und wir und unsere Natur passen uns an. Ist doch eigentlich ganz einfach…

9 Kommentare zu “Klimawandel und Rebsorten der Zukunft?

  • Eckhard Supp

    Zum Glück, leider (??) gibt es neben dem Klima ja auch noch den Markt, und wer hierzulande Merlot oder Sauvignon blanc propagiert, der propagiert eben Me-Too-Produkte und keine mit USP! Es mag vielleicht etwas anstrengender sein, Riesling, Silvaner und Spätburgunder (nennt ihn meinetwegen auf dem chinesischen Markt Pinot, damit die das auch aussprechen können!) zu vermarktent, aber mittel- und langfristig mit Sicherheit lohnender!

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  • Iris

    Interessant finde ich bei dem was wir hier In F vom Klimawandel bisher spüren, dass z.B. der Pinot Noir jetzt in Burgund weniger oft chaptalisiert werden muss – dass die Syrah in einem wärmeren, also frühreifen Klima schon im August enrtereif seib kann und pomatisierte Fruchtbomben für den Jungweinmarkt in Massen kiefern kann, beweisen wir ja im Midi schon seit Jahren – das wünsche ich mir für die Côte Rotie eigentlich nicht als Entwicklung – vielleicht muss man die Weine in einigen Jahren dann tatsächlich weiter im Norden suchen;-)… bleibt lieber so lange es geht bei Eurem frischen Riesling, anders wär nämlich schad:-)! Und wenn schon vorsorglich einen anderen Weißen: da würd ich eher Chenin oder petite Arvine bevorzugen, da gibt’s die höhere Säure auch bei voller Reife gratis, wenn’s mans vernünftig macht.

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  • Peter Klingler

    Kann alledem nur voll und ganz zustimmen. Habe mich kürzlich auch aufgeregt, nachdem in Tokaj ein Weingut begonnen hat Chardonnay und Sauvignon Blanc anzubauen. Sicherlich nicht wenig des Klimawandels, wohl aber wegen der Öffnung hin zu einem potentiellen, wie auch immer Gewehr bei Fuß stehenden internationalen Markt.

    Grausam, wenn man bedenkt, dass Ungarn dort mit Furmint und Hárslevelü aber auch anderen, wenige bekannten autochthonen Rebsorten auf wunderbarem Terroir wirklich einzigartige Dinge schaffen kann.

    Wen es interessiert, hier detaillierter zum Sündenfall: http://borwerk.de/2010/12/14/cuvee-113-2009-sauska-tokaj-tokaj/

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  • Peter

    Genau, wo ist das Problem. So lange ich noch Spätburgunder aus Südafrika sehe der in guter Qualität erzeugt wird oder ab und an einen Riesling der in Australien oder an exponierten Lage im Elsass erzeugt wird muss es auch noch hier möglich sein selbige Rebsorten gut zu erzeugen. Im Gegenteil wen man den Klimawandel-Vortag von Prof. Schulz aus Geisenheim glauben darf ist gerade der Riesling die Rebsorte welche die zunehmenden Wetterkapriolen in unseren Breiten am besten vertragen kann.

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  • Alex Koch

    Wenn das Wetter sich ändert, muss man drauf reagieren, um hochqualitative Weine zu erzeugen. Das wird zum einen so aussehen, dass der Anbau weiter in den Norden vorstößt, zum anderen, dass sich der Rebsortenspiegel ändert. Ich habe keine Angst, dass Riesling sich nennenswert verdrängen lassen wird, das wird nicht passieren. Aber es wird mit neuen Sorten experimentiert werden, was ich auch nur begrüßen kann. Ich würde mir nur wünschen, wenn es “kleinere”, unbekanntere Sorten wären als die omnipräsenten Merlot, CS, Syrah. Damit würde Deutschland seiner Entwicklung wesentlich mehr Profil geben.

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  • Wolfgang & Petra

    HAAAA GENAU ! ! ! !
    SAUVIGNON BLANC BRAUCH DAS LAND!
    UND GRÜN MUSS DER SCHMECKE – UND RAPSISCH MUSSER SEIN – UND PAPRIKA MUSS DRIN SEIN – UND STACHELBEERE JEEEEDE MENGE STACHELBEERE MUSS MAN DA REINKIPPEN – UND FETT MUSS DER SEIN UND GEIL MUSS DER SCHMECKE

    DANN ISSER AUS NEUSEELAND ODER VOM KAP

    HILLFFEEEE ICH HAB KEINE SAUVIGNON WEINBERGE DIIRRRKKKKK

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  • ChezMatze

    100% Zustimmung zum Artikel. Gerade in einem Jahrgang wie 2010, wo wieder reihenweise entsäuert wird ;) Warten wir mal ab, wie’s KONKRET mit dem Klimawandel weitergeht. Sauvignon Blanc konnte mich übrigens bis auf ein paar Ausnahmen aus seiner Heimatregion (ja eben!) selten bis gar nicht überzeugen. Ich prophezeihe übrigens, dass autochthone Rebsorten in vielen Ländern wieder der Renner werden. Der Weltmarkt im großen Stil ist für Europa verloren. Unser eigener, europäischer Markt (plus USA & Japan) ist aber groß genug, um mit Riesling & Co. richtig aufzutrumpfen. Nur weil ich HL vorschlage, Syrah zu pflanzen, damit der Riesling nicht mehr so süß werden muss, braucht das ja nicht für die Pfalz zu gelten ;)

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