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Lebensmittel???

Im Juni des vergangenen Jahres hatten wir unter der Überschrift: “Denn Du bist, was Du isst…” bereits einige interessante Zahlen und Fakten zum bundesdeutschen Fleischkonsum gebloggt. Auslöser war eine Titelgeschichte des Hamburger Magazins mit dem Stern. Allem Anschein nach verpuffen Artikel wie der vom “Stern” ergebnislos in der Fress-Stratosphäre. Es wird weiterhin völlig gedankenlos alles verkonsumiert was aussieht wie ein Nahrungsmittel und billig ist. Wie sonst ist der aktuelle Dioxin-Fall einzuordnen. Dioxin in Eiern und mittlerweile auch im Geflügel. Klasse! Bei Dioxin denke ich sofort an Seveso und eigentlich nicht an Eier.

Es ist unglaublich, mit welcher Skrupellosigkeit in der Lebensmittel erzeugenden Branche vorgegangen wird. Die Gesundheit der Menschen zählt nichts, nur die Götze des maximalen Profits wird angebetet. Während kleine und ordentliche Bauern von Veterinären und sonstigen Kontrolleueren das Jahr über quasi ohne Unterlass “verfolgt” werden, verklappen anderswo Großunternehmen technische Mischfettsäuren, verpestet mit Dioxin, in Futtermitteln… und keiner merkt es. Wenn ein solcher Skandal dann endlich an das Licht der Öffentlichkeit kommt, geht die übliche Betroffenheits- und Echaufier-Arie los. “Der war es”, “Wir haben nix gewußt”, “undsoweiterundsofortblabla”.

Für mich ist das nicht einfach nur ein Skandal, für mich ist das eher ein “Terror-Anschlag”. Das lateinische Wort “terror” bedeutet “Furcht”, “Schrecken”. Ich weiss, solche Vergleiche sollte man nicht ziehen, aber ich fühle mich bedroht, bin erschrocken und habe Furcht. Furcht, vor dem, was noch alles kommt. Furcht vor Produkten meines täglichen Konsums, die vielleicht auch mit irgendetwas verseucht und kontaminiert sind. Leider, wie oben bereits erwähnt, ändert sich nichts. Gerade sehe ich ein Angebot eines großen Discounters: “Ein Kilo irgendwas vom Schwein für nur 1,49 Euro”.

Die EU-Verordnung definiert Lebensmittel übrigens wie folgt:

Lebensmittel sind alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verarbeitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenommen werden”

Na dann… MAHLZEIT!!!


21 Kommentare zu “Lebensmittel???

  • Uli

    Der entscheidende Hinweis steht schon im ersten Absatz Deines Beitrags: “Sieht aus wie Nahrungsmittel” und “billig”!
    In einer Gesellschaft, in der sich der (Durchschnitts-) Bürger den Schinken direkt vom Metzger (sofern überhaupt noch vorhanden) durchaus leisten könnte, statt dessen aber aus Bequemlichkeit und Geiz (ist geil?) lieber das “Formfleisch” in der Billigpackung aus dem Supermarkt konsumiert, braucht man sich über solche (Dioxin-) Blüten gar nicht zu wundern. Und auch nicht beschweren. An der Schraube haben wir(!) nämlich alle ein gutes Stück mitgeschraubt!
    Aber nicht falsch verstehen: Ich rede hier nicht von den Familien, die aufgrund ihrer Situation auf sehr preiswerte Lebensmittel angewiesen sind. Die zahlen die Zeche nämlich am Ende doppelt…

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  • Marco Rosso

    @Uli: BRAVO! Genau das gleiche habe ich diese Woche schon öfters in diversen Diskussionen auf Facebook gepostet. Dem ist im Grunde nichts hinzu zu fügen.

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  • Der Captain

    Es wird sich nichts ändern, in einem Land, dessen Bevölkerung wie geisteskrank nach Schnäppchen sucht, weil sie glaubt immer und an jeder Ecke betrogen zu werden. Selber schuld sage ich nur. Ausdrücklich ausnehmen kann ich nur die alleinerziehende Mutter mit Niedriglohnjob. Die muss sich durchbringen. Aber alle, die 20 Euro Motoröle in ihre Karre schütten und beim Essen sparen (60% der Bevölkerung) verdienen in diesem Augenblick den Hinweis auf ihre Mitschuld..

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  • Marco Rosso

    @Captain: Du sprichst mir aus der Seele,Gott sei Dank gibt es noch Leute die meine Meinung teilen ;-)

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  • Thorbjörn

    Sehr schöner Beitrag, Dirk. Ich selbst habe mich die letzten Wochen viel mit dem Thema beschäftigt und Euch allen sei versichert, daß Ihr komplett falsch liegt. Preis ist definitiv KEIN Kriterium für Qualität, da gibt’s den gleichen Scheiß in schönen Verpackungen verkauft, wodurch nur der Gewinn deutlich größer wird! Nahezu alle Metzger und Fleischereifachbetriebe kriegen ihr Fleisch auch aus der Fabrik. Die Lebensmittelindustrie ist der größte Haufen skrupelloser Geschäftemacher, die frei rumlaufen (vielleicht neben den Pharmakonzernen).
    Abgesehen davon ist es ein Hohn, zu sagen, daß die Leute, wenn sie kein Geld in Lebensmittel investieren (können), sich nicht wundern müssen, daß sie dioxinverseuchtes Fleisch auf den Teller kriegen. Zunächst kann man wohl festhalten, daß sich ein Großteil der Bevölkerung den Gang in den Biosupermarkt nicht erlauben kann. Und dann haben Lebensmittel – egal welcher Preisstufe! – frei von Schadstoffen und Giften zu sein! Die sind aber übrigens auch in dem teuren Zeug drin; in dem Dioxinfall ist es halt mal aufgefallen und wurde publik. Da hat die Lebensmittelindustrie einmal Pech gehabt. Obwohl, was heißt Pech? So schlimm ist es nicht, wird der Kram eben als Fleischabfall ins Ausland verkauft, dort zu Würstchen gemacht und dann wieder importiert. Ist der Gewinn halt ein wenig kleiner. Dafür ist es legal.

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  • Marco Rosso

    @Thorbjörn: Sie haben sich viel mit dem Thema beschäftigt,aber nichts dazu gelernt.Außer den immer selben Fraßen,Verallgemeinerungen und einseitigen Schuldzuweisung, die man leider vom Großteil der Verbraucher hört(aus Unwissenheit und Dessintresse),kann ich ihrem Kommentar nichts abgewinnen.Muss ich aber auch nicht!

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  • Thorbjöern

    @Marco Rosso: Was soll ich nun tun? Viel Geld für mein Essen ausgeben und mich dadurch auf der sicheren Seite fühlen?
    Ich würde gerne nur einen der Punkte, die ich genannt habe, wiederlegt wissen.

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  • Thorbjöern

    Das wäre natürlich ein guter Ansatz. Ich gebe mittlerweile ziemlich viel Geld für Lebensmittel aus, kann ich mir auch leisten, da ich in einer nicht allzu teuren Wohnung wohne und kein Auto besitze. Ich kaufe nahezu ausschließlich Bioprodukte und versuche irgendwie zu erkennen, ob ich am Ende Qualität im Einkaufsbeutel habe oder nicht.
    Nur, so meine Erkenntnis, ist teures Essen nicht zwingend besser. Leider ist es mir nicht möglich, bei einem Fleischereifachbetrieb zu kaufen, der noch selbst schlachtet, da ich in der Stadt wohne und selbst mit Auto die 15 km bis zum nächsten Hof nicht fahren würde, um mir ein paar Scheiben Wurst zu kaufen.
    Des Weiteren gebe ich zu bedenken, daß das nicht jeder kann. Ich selbst habe während meines Studiums grade genug Geld gehabt, um Essen zu kaufen, was mich satt macht. Glauben Sie mir, ich habe über Jahre mehrmals die Woche Nudeln mit Ketchup auf dem Teller gefunden. Welche Wahl hätte ich gehabt als beim günstigsten Supermarkt die billigste Ware zu kaufen?
    Ich glaube, daß das hier auch der Fehler ist. Klar kann sich jemand mit ordentlichem Einkommen hinstellen und sagen, daß die Leute selbst Schuld sind, wenn sie so billiges Zeug kaufen. Aber was ist denn mit dem Durchschnittsverdiener, der Frau und zwei Kinder durchbringen muß? Oder dem großen Heer an Geringverdienern und Arbeitslosen? Haben sie eben selbst schuld!
    Ich spreche auch nicht von Qualität, ob Fleisch jetzt besonders zart oder fettarm ist. Es darf aber nicht sein, daß in großem Maße Gifte in die Lebensmittel gelangen, egal wie teuer oder vielmehr billig sie sind, da muß es in jedem Falle Kontrollinstanzen geben, die meines Erachtens nicht vorhanden sind.

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    • Dirk Würtz Post author

      @Thorbjoern
      Wir haben hier laut “FEINSCHMECKER” einen der besten Metzger Deutschlands im Ort, 2004 war er sogar “Metzger des Jahres”. Der schlachtet auch nicht selbst. Waller schlachtet seine DEMETER Rinder auch nicht selbst. Das kann fast keiner. Ein EU-zertifizierter Schlachthof kann das leider nur…

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  • Thorbjöern

    @Dirk: Das kann tatsächlich kaum einer mehr; der Metzger/Schlachter aus meinem Heimatdorf schon, nur da hofft man schon, ob der sich noch lange hält.
    Das schlachten am Schlachthof ist ja auch nicht per se verwerflich, ich möchte als Konsument dann halt nur nachvollziehen können, woher das Fleisch herkommt und darauf vertrauen können, daß es Kontrollen gibt, die Schadstoffe in meinem Essen verhindern.
    Mit EU-Zertifizierung müssen wir eigentlich nicht anfangen, grauselig. :-/

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  • Marco Rosso

    Gutes und gesundes Essen ist keine Frage des Geldbeutels,sondern eine Frage des Wissens wie man es selbst zu bereitet.Den man gibt mehr aus, wenn man sich industrielle Massenware kauft,die auch noch voll ungesunder Chemie steckt,als wenn man selbst kocht.Dies hat Tim Mälzer leztes Jahr in einem Versuch im Fernsehen bewiesen.Ich bin nämlich auch nur ein kleiner Schichtarbeiter und meine Frau Angestellte in einem Drogeriemarkt.Und wir haben sicherlich keinen Geldscheißer im Keller.Trotzdem geben wir viel Geld für gute Lebensmittel aus,die es ja Gott sei Dank auch gibt.Dafür sparen wir an anderer Stelle natürlich ein,alles ein Frage des willens.Ob ein Metzger noch selbst schlachtet,ist für mich zweitrangig.Wichtig ist die Herkunft und Qualität,ob Bio od.nicht Bio. Ich bin in glücklichen Lage bei einer der besten Supermarktketten(Tegut)einkaufen zu können.Hier find ich nämlich alles unter einem Dach:Eigene Schlachterei/Metzgerei(Bio-Zertifiziert),tolle Fisch-und Käsetheke,super Obst-und Gemüseabteilung,großes Biosortiment,aber auch mittelständische Lebensmittelproduzenten.Ausserdem ein gutes Eigenmarken-Sortiment für Leute die weniger aus geben wollen.
    Für diese Lobpudelei bekomme ich keine Vergüstigungen! ;-) :-) )

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  • Thorbjöern

    @Marco Rosso: Ja, von tegut habe ich schon viel Gutes gehört, leider ist bei uns weit und breit keiner zu finden. :-(
    Ich denke, ich habe meinen Punkt auch nicht klar dargestellt. Natürlich kommt man irgendwie an gute Lebensmittel, nur muß man dafür halt offensichtlich viel Zeit investieren. Ein Gut, was viele nicht aufbringen können oder schlimmer nicht wollen. Ganz klar. Nur, warum muß man denn Zeit aufbringen müssen?
    Es ist ein Unding, daß allen, die sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen, der Schrott verkauft wird, ohne ausreichende Kontrollinstanzen, die durchsetzen, daß der Schrott eben nicht auf irgendeinem Wege zum Kunden kommt.

    Vielleicht nehmen wir ein anderes Beispiel: Es gibt teure Autos und günstige Autos mit verschiedenen Eigenschaften wie Komfort oder Motorleistung. Gemeinsam ist ihnen ein gesetzlich festgelegtes Mindestmaß an Sicherheit, damit so viele Leute wie möglich lebend ans Ziel kommen. Und diese Schutzfunktion gibt es bei Lebensmitteln nunmal nicht (in ausreichendem Maße!), obwohl sie weitaus wichtiger wäre, da a) die Gefahr eher schleichend ist und selten akut (somit also nicht abschreckend wirkt) und b) für den gemeinen Konsumenten nicht erkennbar.

    Daß eine der schlimmsten Eigenschaften des Menschen ist, sich immerzu bereichern zu müssen, steht da ja außer Frage, somit ist es kein Wunder, daß dieses ganze Zeug als Lebensmittel verkauft wird. Der Lebensmittelindustrie werden da Freiheiten eingeräumt, die andere nicht haben, weil es neben der starken Lobbyarbeit auch keinen politischen Druck gibt.

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  • Marco Rosso

    @Thorbjöern: Das es funktionierende Kontrollen geben muss und das bestehende System auf den Prüfstand gehört,ist unbestritten.Das soll es zu dem Thema erst mal gewesen sein.:-)

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