Alles über Wein und den Rest der Welt…

Der Blogggwart und ich…

Im Leben ist es wie in der Liebe, schwierig! Es leben die platten Plattitüden, aber mir fällt beim besten Willen nichts besseres ein. Hier kommt mein sehr persönlicher, launiger und emotionaler Rückblick und Ausblick. Achtung, sehr lang…

Nur noch wenige Tage und schon wieder neigt sich ein Jahr dem Ende entgegen. Ich werde alt. Ich weiss, 42 ist noch kein Alter, aber dennoch habe ich das Gefühl, langsam alt zu werden. Natürlich fühle ich mich nicht so. Meistens jedenfalls nicht. Im Kopf bin ich Mitte 20. Wenn ich Menschen im Alter meines Sohnes – der wird bald 19 – sehe und treffe, kann ich nur selten einen Unterschied feststellen. Dass ich da nicht mehr dazu gehöre fällt mir erst dann auf, wenn die mich völlig entgeistert anschauen und mir klar wird, dass ich doch sehr merkwürdig auf die wirken muss. Ein wenig skurril trifft es wohl besser. Manchmal, wenn ich morgens aufstehe, habe ich allerdings das Gefühl, locker das Rentenalter erreicht zu haben. Schuld daran ist natürlich, meistens jedenfalls, der Teufel Alkohol. Ich bin ein Gesellschaftstrinker. Ich kann alleine keinen Wein trinken, nur in Gesellschaft. Nicht einmal mit meiner Frau. Ich glaube wir haben in knapp 20 Jahren noch keine fünf Flaschen Wein zusammen getrunken – alleine, nur wir zwei. Merkwürdig. Aber irgendwie auch gut, da bleibt wenigstens ein kleiner Rest von Distanz. Distanz macht viel Sinn, wenn man beruflich mit Alkohol zu tun hat. Zum Glück ist Wein viel mehr als einfach nur Alkohol, auch wenn er sich in manchen Situationen trefflich auf das Wesentliche reduzieren lässt… insbesondere dann, wenn man wie ich, ein geselliger Mensch ist. Ja, die Selbstreflexion ist eines der härtesten Geschäfte. Gerade dann, wenn man sich durch stetige Unrast gerne davon ablenkt. Aber dann kommen so Momente, ruhige Momente, und die Reflexion rauscht wie eine Flutwelle auf einen zu. Keine Chance zu entkommen.

Wenn ich das letzte Jahr so hin und her reflektiere, dann fallen mir vor Allem Dinge ein, die liegen geblieben sind. Ich habe ein Buch zu schreiben. Eigentlich ist es ja fertig, es müssten nur noch die Buchstaben sortiert werden. Erster guter Vorsatz für Zwanzigelf: Gleich im Januar wird das erledigt…oder im Februar, falls das im Januar nicht sofort klappen sollte. In solchen Fällen weiss ich, die Prokrastination haben sie nur für mich erfunden…obwohl…einen kenne ich noch, der ist mir da sehr ähnlich. Das ist überhaupt so ein Problem. Hier eine Idee, da ein neues Konzept und noch schnell dieses und jenes anstoßen und dann gleich weiter zum nächsten Punkt und zwar „Zack-Zack“. Zweiter guter Vorsatz für Zwanzigelf: Alles etwas langsamer… oder zumindest eines nach dem anderen…oder so ähnlich jedenfalls… Die ersten einleitenden Maßnahmen sind getroffen, beruflich und überhaupt. Ich bin gespannt. Ach ja, etwas ganz wichtiges war noch in Zwanzigzehn. Ich habe zum fünften Mal aufgehört zu rauchen… um zum sechsten Mal wieder anzufangen. Ich bin so schwach! Das muss ein Sucht-Gen sein, anders kann ich es mir nicht erklären. Dritter guter Vorsatz für Zwanzigelf: WIR (ich und meine vielen anderen Persönlichkeiten) hören auf zu rauchen…wieder einmal…pfhhh…

Was noch? Ach ja! Menschen kommen und gehen. Schon wieder so eine platte Plattitüde! Aber so ist es halt und wie sollte ich es anders formulieren. Manche gehen freiwillig, andere habe ich verscheucht. Nicht immer zu Recht, manchmal absichtlich, öfter auch mal ungewollt. Das tut mir leid. Das war keine Plattitüde. Dann gibt es wieder welche die kommen von selbst und andere werden zwingend eingeladen. Das geht oft auch ganz schnell, manchmal zu schnell und es bleibt ganz gerne etwas auf der Strecke. Vierter guter Vorsatz für Zwanzigelf: Sei nett zu Deinem Umfeld und pflege diejenigen, die Dir wichtig sind, auch wenn das nicht immer einfach ist! Na ja, das war jetzt dann doch eher schmalzig, aber es ist klar worum es geht.

Es gibt ja so Momente im Leben, da reduziert sich alles auf das Wesentliche. Krankheiten sind da sehr beliebt. Am Besten lebensbedrohliche. Als meine Frau, mein bester Freund und treuester Gefährte, vor drei Jahren schwer an Krebs erkrankt war, war klar, ab sofort geht es nur noch um die wirklich wichtigen Dinge! Was ist davon geblieben? Wenig! Die Hatz ging weiter. Als ich mir vor zwei Jahren beim Fahrradfahren fast das Genick gebrochen habe, war das ähnlich. Kaum waren der Rollstuhl und die Krücken weg, gleich wieder Vollgas! Zwanzigzehn war folgerichtig eines der schnellsten Jahre, jedenfalls für mich in meiner Reflexion. Fünfter guter Vorsatz für Zwanzigelf: Entschleunigung und immer schön die wichtigen von den unwichtigen Dingen trennen. Mmmhh… das ähnelt doch sehr dem zweiten guten Vorsatz, aber egal! Ein wenig fehlt mir zwar der Glaube, dass das funktioniert, aber ich habe es fest vor. Ganz fest! Ich weiss eigentlich gar nicht, warum so etwas sooo schwierig ist. Geht das nur mir so?

Während ich das hier schreibe, dabei die fünfte (!) Zigarette rauche, fallen mir so unglaublich viele Dinge ein, die auch noch festgehalten werden müssen. Wie war das? In einem Blog darf man eine gewisse Zeichenzahl nicht überschreiten, sonst liest es keiner…egal…das ist ja hier immer noch mein Tagebuch…und es muss ja auch keiner lesen!

Was habe ich mich geärgert in Zwanzigzehn! Insbesondere über einige Zeitgenossen. Und warum? Ich weiss es nicht mehr so richtig. Meistens hatte es was mit der „Weinszene“ zu tun. Fast immer eigentlich. Gründe fallen mit viele ein, Bestand haben die wenigsten. Wenn ich so darüber nachdenke war es in den seltensten Fällen wirklich wichtig und hatte immer etwas mit Eitelkeiten zu tun. Sechster guter Vorsatz für Zwanzigelf: Nicht ärgern! Bringt nix, ist nur Energieverschwendung.

Im Moment fällt mir ein, gute Vorsätze sind Blödsinn! Selbstreflexion ist gut! Ich kann nichts dafür, ich werde am Ende eines Jahres immer so nachdenklich und auch irgendwie so „sensibel“, oder wie man das auch immer nennen will. Zwanzigzehn war ein spannendes Jahr, ein schnelles Jahr, ein anstrengendes Jahr, ein heftiges Jahr, ein teilweise gutes Jahr, ein teilweise schlechtes Jahr…also ein Jahr wie so viele andere zuvor. Zwanzigelf wird anders! Geht ja auch nicht anders ;-)

Das war definitiv der letzte Blogbeitrag in diesem Jahr. Ich wünsche Euch allen, Euren Familien und Freunden ein gesundes Zwanzigelf! Ich wünsche Euch das, was Ihr Euch wünscht!

10 Kommentare zu “Der Blogggwart und ich…

  • Iris

    Wer hat denn den Blödsinn mit den zu beschränkenden Zeichen in einem Blogbeitrag geschrieben:-)? Von mir aus hättest Du noch ein paar Seiten weiter schreiben können – so vieles, was hier steht, gilt wohl auch für viele andere, also auch für mich: so isses!

    Das spart doch dann die Energie für den guten Vorsatz, endlich mal wieder so einen richtig schön langen,persönlichen Blogbeitrag zu schreiben und nicht immer die fehlende Zeit (die eher fehlende Konzentration und Ruhe ist) mit bunten Bildern zu überkleistern, für die, denen es beim Lesen genauso geht.

    In diesem Sinne wünsch ich Dir auch das, was Du Dir wünschst – ob uns das Internet dabei wirklich hilft, uns zu “entschleunigen” wage ich allerdings zu bezweifeln:-)!

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  • Pasta

    Moin mein Lieber!
    Wenn wir schon bei platten Plattitüden sind, bekommst du zum Jahresende auch noch eine von mir, auch wenn du sie bestimmt kennst:
    Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert!
    In diesem Sinne, komm gut ins neue Jahr, und wir hätten so gerne mitgefeiert!
    Beste Grüße
    Pasta

    Reply
  • Michael Rosenthal

    Zwanzigzehn habe ich Dich, habe ich Euch bei einer tollen Verkostung in der Königsmühle persönlich kennen gelernt. Das war gut so, denn die Weine von Markus waren klasse ;-)
    Zwanzigelf muß ich endlich mal bei einer Lese helfen, meine Lesehilfe allein reicht mir halt nicht.
    Wir werden uns wieder sehen mein lieber Blogggwart und das ist garantiert ein Vorsatz fürs neue Jahr, der sich erfüllen wird!

    Euch wünsche ich einen “guten Rutsch” in ein erfolgreiches zwanzigelf und nein, es mögen nicht alle Deine Wünsche, nicht alle Deine Vorsätze Erfüllung finden, sonst wäre das Leben ja langweilig.

    Liebe Grüße aus Kassel
    Michael

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  • Wolfgang & Petra

    Hallo Dirk,
    wir möchten auch Dir einmal Danke sagen. Danke dafür das Du eine “Ader” an Dir hast, ob nun durch deinen Blog, Twitter, Facebook, einfach das 2.0, das man ein Stück an eurem erlebten Tag teil haben darf. Ob Familiär durch die Königsmühler oder das Web2.0. Du bringst Alltägliche Themen ob nun Weinszene oder nicht, sehr vielen Leuten ein Stück näher. Knallhart recherchiert, immer Grandios kommentiert und immer mit frischer Würtz-Laune:). Da kann man nur sagen…macht weiter so…Daumendrück :)
    Wir haben das die Tage immer wieder zu zweit gemacht: holt tief Luft, presst sie richtig in euch rein in der schönen kalten Winterzeit…genießt die Zeit erinnert euch an das gemeinsam Erlebte dann bekommt man ganz neue gute Vorsätze für 2011…dabei haben auch wir festgestellt, Gesundheit ist das aller aller wichtigste Gut.
    In diesem Sinne liebe grüße und alles erdenklich gute für 2011 wünschen euch

    Petra & Wolfgang

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  • Marco Rosso

    Große Worte,könnte ich noch Stunden lang lesen.Tja,das Ende eines Jahres ist auch immer die Zeit, um in sich zu gehen und das alte Jahr Revue passieren zu lassen.Bist schon ein cooler Typ,gibt wenige solcher Menschen und ich bin froh dich kennen gelernt zu haben.Hoffe wir sehen uns bald mal wieder Live,vielleicht in der Königsmühle. :-) )

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  • jbbrana

    Lieber Dirk..
    Wenn man über die Tonalität eines Schreibens sprechen dürfte, Deines wäre ein d-moll. Und, ich bin 43 (noch 14 Tage), und verstehe diese d-moll sehr, sehr gut. Danke dass Du mit uns Deine Gedanken geteilt hast.
    And don’t worry about your goals for 2011. You are the man!

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  • Pingback: weinhof KOBLER weblog » Kobler und die Nummer eins — Kobler ed il numero uno

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