…jedenfalls noch nicht ganz. Wie ich drauf komme? Ganz einfach. In der Juni Ausgabe des Magazins “DER FEINSCHMECKER” war ein Artikel über Weine im Bag-in-Box.
“DER FEINSCHMECKER” ist ja jetzt nicht unbedingt ein Magazin, das außerhalb der Print Ausgabe über eine wirklich hohe Präsenz im Web 2.0 verfügt. Im Grunde genommen ist der Internetauftritt des Magazins nicht viel mehr als ein Webshop. Das langt allem Anschein nach, denn die Printausgabe des Magazins bewegte sich laut IVW in den letzten Quartalen mal deutlich über, mal knapp unter 90.000 verkauften Exemplaren (sofern ich die Zahlen richtig lese, ich bin kein Experte…). Im März hatte der “Jahreszeiten Verlag” in dem unter anderem “DER FEINSCHMECKER” erscheint 70 Redakteure entlassen. Das war für viele das Zeichen, das es dem Ende entgegen geht. Ganz so ist es dann wohl doch nicht.
Auch wenn viele immer gerne über den Niedergang der Print Medien, gerade in unserem Bereich, philosophieren, sie werden gelesen. Und nicht zu knapp. Das sagt mir jedenfalls mein Gefühl und die Erfahrungen der letzten Wochen. Meine Erfahrungen beruhen auf dem oben genannten Artikel über Weine in der Bag-in-Box. Dieser Artikel trug den launischen Titel: “Das soll Wein sein?” und war von Caro Maurer. Unsere schwarze BiB war auch mit dabei und seit dem Erscheinen der Juni-Ausgabe vor sechs Wochen (!) vergeht kein Tag, an dem hier nicht Bestellungen für diese Box eintrudeln. Wohlgemerkt mittlerweile seit sechs Wochen… Print wird also doch gelesen, und was noch bedeutender ist, ein Magazin wie “DER FEINSCHMECKER” verfügt allem Anschein nach über so viel Glaubwürdigkeit, dass die Leute die vorgestellten Weine auch bestellen, probieren und wieder nachbestellen. Derartiges habe ich, leider, bei noch keiner Online Publikation erlebt. Zumindest bei keiner deutschsprachigen.
Natürlich bin ich davon überzeugt, das Print ein Anachronismus ist. Irgendwann wird es sich keiner mehr leisten können und wollen, Informationen auf Papier zu drucken und diese dann durch die Weltgeschichte zu karren (Papierkosten, Maschinenkosten, Lohnkosten, CO2-Bilanz). Noch ist es aber nicht soweit. Im Moment erscheint mir das mehr als ein Wunschdenken einiger, insbesondere um es möglichst schnell herbei zu reden. Der deutsche Internetuser nutzt zwar das Netz für Infos und um alles zu ergattern was möglichst nichts kostet, aber das war es dann flächendeckend wohl auch schon. Jedenfalls im Moment.
Eines wünsche ich mir allerdings… dass Publikationen wie beispielsweise “DER FEINSCHMECKER” irgendwann auch einml die Zeichen der Zeit erkennen und ins Web 2.0 gehen. Die “VINUM” hat es ja schon einmal vorgemacht, wie es gehen könnte.
Lesen Sie zu diesem Thema auch hier bei der Weinakademie einen interessanten Beitrag über das Verhalten der Internetnutzer.
Lieber Dirk Würtz,
schön, dass Sie uns Print-Dinos noch Wirkung zubilligen. Schade, dass Sie postwendend gleich den Gegensatz Print-Online manifestieren. Könnten wir uns auf folgendes einigen: Ob journalistische Informationen online oder auf Papier verfügbar sind, wird in der Zukunft egal sein, für die Leser und die Macher. Zu den Machern zähle ich natürlich auch Blogger, die zwischen Meinung und Information unterscheiden können und wollen, die sich nicht in Abhängigkeiten begeben und für die Recherche nach allen Seiten wichtig und notwendig ist – in die Kategorie gehören Sie mittlerweile. Damit haben wir aber auch alle dasselbe Problem: Wir müssen unseren Konsumenten/Lesern/Kunden klar machen, dass gute, verantwortlich recherchierte Information Geld kostet – und das Werbegelder weder online noch offline ausreichen, um derartige Informationen zuverlässig zu bezahlen. Es werden auch die Leser löhnen müssen, bei Print-Erzeugnissen tun sie das bereits, wenn auch vielleicht in einem Maße, das in Zukunft nicht mehr kostendeckend sein wird. Was echt Quatsch ist: Dass wir Print-Menschen nicht begriffen hätten, dass man auch online publizieren kann. Der Unterschied ist höchstens: Wir wissen, dass auch Online-Journalisten bezahlt werden müssen. Und ganz insgeheim wissen Sie das auch, lieber Dirk Würtz.
Bestens,
Stephan Draf
@stephan draf
Da ich nicht weiss, ob Sie “lieb” sind, sage ich mal:
Hallo Herr Draf,
natürlich weiss ich, dass Online-Jounalisten bezahlt werden müssen. Wo stelle ich das denn in Zweifel. Im Gegenteil, ich dachte der “aufmerksame Leser” hat realisiert, wie kritisch ich die Frage nach dem “bezahlen” der Inhalte und damit auch der “Inhaltsbringer” sehe… Das hier künftig eine Lösung gefunden muss ist doch absolut klar. Die Frage ist nur welche???
Die Lösung ist so einfach, wie sie schwer ist umzusetzen.Die Verleger sitzen alle im gleichen Boot. Sie müssen sich zusammen tun und eine gemeinsame Plattform entwickeln, auf der sie Ihre Inhalte anbieten. Es muss möglich sein, dass ich nur Artikel kaufe und nicht die gesamte Ausgabe einer Zeitung. Eine Art iTunes für News. Meine ausführliche Meinung zum Thema: http://www.sillylittlewebsite.de/print-ist-doch-schon-tot-zukunftsvisionen/
tut mir leid, ich verstehe den Kommentar von Herrn Draf überhaupt nicht. Es geht in dem Artikel von Dirk Würtz darum, dass “Print noch nicht tot ist”. Womit soll hier “postwendend gleich den Gegensatz Print-Online manifestiert” werden, dadurch dass Dirk Würtz sich wünscht, dass Publikationen auch ins Web 2.0 gehen? Oder weil er schreibt, das sich manche wünschen dass das Ende des Printzeitalters gekommen ist, er dies aber für ein Wunschdenken hält? Ob Web 2.0 oder Print ist doch nicht nur eine Frage der Kosten, es wird doch oft in einem Marketingmix nebeneinander angewandt. Ist das hier also alles nur ein Aufschrei, weil sich jemand unterbezahlt fühlt? (ich könnt das ja mal recherchieren wieviel ein Online-Schreiber so verdient, aber so eine recherchierte Info bezahlt mir ja keiner)
Sehr geehrter Herr Würtz,
erlauben Sie mir eine Anmerkung zu Ihrer Aussage, die Website unseres Gourmet-Journals DER FEINSCHMECKER sei “nicht viel mehr als ein Webshop”. In der Tat handelt es sich bei unserer Website http://www.der-feinschmecker-shop.de vornehmlich um die Online-Plattform unseres Spezialitäten-Versandes DER FEINSCHMECKER GOURMET-SHOP, auf der DER FEINSCHMECKER selbstredend auch eine gewisse Präsenz hat. Daneben ist jedoch seit über einem Jahr unsere redaktionelle Website http://www.olivenoeltest.de online, auf welcher wir mit Olivenöl ein wichtiges und langjähriges Kompetenzthema des FEINSCHMECKERS aufgreifen. Seit mittlerweile acht Jahren testet DER FEINSCHMECKER jährlich unter Aufsicht einer internationalen Experten-Jury an die 1000 Olivenöle aus aller Welt. Die Ergebnisse des Tests finden Sie auf http://www.olivenoeltest.de, dazu viele weitere Informationen zum Thema Olivenöl.
MIt freundlichen Grüßen
Justus Hertle
Leitung Produktmarketing DER FEINSCMECKER
@Justus Hertle
Das habe ich in der Tat nicht gesehen. Ist aber auch gar nicht so einfach, obwohl es in der Mitte steht, fiel es mir nicht wirklich auf. Es ist ja auch eingebettet in jede Menge “Verkaufsgeschichten”. Vielleicht wäre das etwas größer, mit einem “eyecatcher” welcher Art auch immer geschickter. So geht es unter, jedenfalls bei mir. Vielen Dank in jedem Fall für den Hinweis. Aber ich denke, dass wir uns schon einige sind, dass das nix mit web 2.0 zu tun hat und darum ging es ja eigentlich…