Alles über Wein und den Rest der Welt…

“Sexy” Weine von der Nahe

Dass es an der Nahe gute, ja sogar exzellente Weine gibt, ist ja nicht wirklich neu. Dönnhoff, Emmrich-Schönleber, Schäfer-Fröhlich und Diel sind seit vielen Jahren die Garanten für glasklare, mineralische und finessenreiche Rieslinge. Die Weine sind so gut, dass es auf Dauer schon fast langweilig wird. Langweilig natürlich im positiven Sinn, denn es gibt eigentlich keinerlei unliebsame Überraschungen. Gestern wurde ich allerdings gewaltig überrascht und zwar vom Schloßgut Diel.

Die Diels arbeiten sich seit Jahren kontinuierlich an die Spitze der Nahe und damit auch an die Spitze der Republik. Ich mochte die Weine schon immer, obwohl sie mir gelegentlich ein wenig zu opulent und ausladend waren. Ich bin, was den Riesling angeht, eher der Freund der puristischen Vertreter, die Rubens-Abteilung ist zwar in Ordnung, aber nichts, was ich in Mengen trinken möchte. In der jüngeren Vergangenheit war bei den Diel´schen Weine durchaus schon eine Veränderung feststellbar. Die Weine wurden pointierter und klarer. Das lag sicherlich auch an dem Eintritt von Caroline Diel, der Tochter des Hauses, die in ihren Lehrjahren genug Gelegenheit hatte, die Welt der großen Weine zu bereisen. Was in diesem Weingut 2009 passiert ist, ist allerdings mehr als eine kleine Veränderung. Es ist ein Paradigmenwechsel. Und was für einer! Das Ergebnis ist beeindruckend… und sehr sexy…

Die trockenen Rieslinge sind so gar nicht deutsch. Sie sind eher burgundisch. Obwohl das natürlich Blödsinn ist. Ich müßte besser sagen: “Die Rieslinge haben eine burgundische Anmutung”. Knochentrocken allesamt (außer dem Pittermännchen), salzig, mineralisch, vielschichtig, monumental, kompromißlos und irgendwie eben total sexy. Und, und das gefällt mir am Besten, auf Langlebigkeit ausgelegt. Insbesondere die Großen Gewächse sind Weine, die diesen Begriff verdienen. Damit gehören sie für mich zu den Ausnahmen in dieser Kategorie von Wein in unseren Land.

Gleiches gilt für alle trockenen Weine, die unterhalb der Großen Gewächse angesiedelt sind. Auch hier gibt es keine Kompromisse. Der Riesling “Eierfels” würde in den meisten Betrieben als Großes Gewächs durchgehen, alleine schon wegen seiner durchdringenden Textur. Das ihm der allerletzte Kick für ein wirklich großes Gewächs fehlt, muss man erst einmal erkennen können. Das an sich ist schon eine Kunst. Noch einen Tick besser ist ein ganz spezieller Wein. Er heißt “Poletto und Diel” und ist für die Hamburger Köchin Cornelia Poletto gemacht. Der Wein ist völlig verrückt. Er vereint mehrere Dinge, die an sich gar nicht zusammenpassen. Er hat tropische Früchte, er ist salzig, knalltrocken und doch extrem cremig.

Fassen wir zusammen: Die trockenen Rieslinge sind für mich bisher die besten Weine, die ich aus dem Jahrgang 2009 probiert habe. Der Basisweine “Nahestein” und der hervorragende Ortswein “Dorsheimer Riesling” kann man bedenkenlos und mit viel Freude trinken. Der “Eierfels” ist eine Liga für sich. Bei den Großen Gewächsen überstrahlt der”Burgberg” alles, mehr geht kaum noch. Der Wein ist perfekt! Der “Schlossberg” wird polarisieren, denn dieser Wein ist anders, völlig burgundisch und extrem fordernd. Nichts für “Weicheier”. Das “Goldloch” ist die puristische Ausgeburt eines trockenen Rieslings und das “Pittermännchen” wird sicherlich “everybodys darling” (meines nicht). Die frisch gefüllten restsüßen Weine besprechen wir beim nächsten Mal.

2 Kommentare zu ““Sexy” Weine von der Nahe

  • Carsten Henn

    Hallo, Bloggwart,
    ich sehe die 2009er Diel-Weine ebenfalls sehr stark – und freue mich sehr, wenn andere das auch so sehen. Warum? Das Weingut Diel musste lange Jahre darunter “leiden”, dass Armin Diel publizistisch stark in Erscheinung trat. Viele Weinjournalisten verweigerten den Tropfen des Hauses jahrelang die verdiente Anerkennung, weil sie damit einen einflussreichen Konkurrenten – den Weinpublizisten Diel – gelobt hätten.
    Vielleicht ist nun endlich die Zeit angebrochen die Weine vorurteilsfrei zu beurteilen – und damit ihre Klasse anzuerkennen. Carolines Eintritt in das Gut hat sicherlich zu einer neuen Leichtigkeit geführt und der 2009er scheint ihr bisheriges Meisterstück zu sein. Dabei ist sie noch so jung, was mag da alles noch kommen?
    Beste Grüße!
    Carsten
    http://www.vinum.de/blog

    Reply
  • Pingback: Leise Rieslinge und ein brüllender Dornfelder « Würtz-Wein

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>