Alles über Wein und den Rest der Welt…

Elch-Wein-Test-Johner Tag 28

Heute verkosten wir die Weine zu dritt. Der Blogggwart, die Blogggwärtin und “Elloinos”

2009 Sauvignon Blanc Gladstone, Neuseeland, 14 % Alkohol

Tag 1: Stachelbeere, Pfirsisch, ein Hauch von Leder und deutliche Passionsfrucht. Der erste geschmackliche Eindruck ist sehr zurückhaltend, die Säure ist spürbar, ein Hauch von Bitterkeit hängt sich an meinen Gaumen. Der Alkohol ist kaum spürbar, die Mineralität springt mich an und versucht mich zum trinken zu überreden. Geht nicht, ich bleibe  standhaft, auch wenn der unendlich lange Abgang wie ein kleines Teufelchen mich in Versuchung bringen will. Der Geruch steht im Glas wie ein Monument.

Tag 2: Schon beim Einschenken riecht es gewaltig nach Stachelbeere. Heute kommt ein wenig der Schwefel im Geruch durch und eine neue Komponente erscheint: Zitrusfrüchte. Alles wirkt taufrisch. Der Bitterton im Geschmack hat sich deutlich reduziert. Die Zitrusfrüchte sind nun auch schmeckbar und der Wein ist unverändert lang.

Tag 5: Die Frucht ist nun ganz deutlich da. Ich rieche reife Stachelbeeren, Kiwis und einen Hauch Orange. Der Geschmack ist jetzt auf dem Höhepunkt, vermute ich mal. So gar nicht mehr verschlossen. tolle Säure und Mineralität und ganz viele Südfrüchte.

Tag 6: Ich mache kurz: Keine gravierenden Veränderung zu gestern. Riecht gut und schmeckt immer noch prima!

Tag 7: Es ist kaum zu glauben, aber die Frucht wird immer besser. Erinnert mich an dickes, eingekochtes Kompott. Geschmacklich ist das Ganze völlig in der Balance. Kein Hauch von Oxidation oder Müdigkeit. Toll!

Tag 13: “Der helle Wahnsinnn”, sagt meine Frau und redet vom Geruch. Recht hat sie, nicht der Hauch von Oxidation. Reinste Frucht von reifen Stachelbeeren  und frisches Gras! Jeder Schluck schmeckt nach mehr und einem schönen Sommerabend auf der Terasse. Ach ja, schmeckt nach Südfrüchten…

Tag 15: Was soll ich zu dem Wein noch sagen??? Meine Frau lacht und freut sich. Der Wein ist der helle Wahnsinn!!!

Tag 22: Allgemeines Gelächter… Der Wein ist immer noch absolut köstlich. Frisch, tolle Frucht und so überhaupt kein Anzeichen von Oxidation, Müdigkeit oder was auch immer. Nach drei (!) Wochen! Unglaublich!!!

Tag 28: Frische Stachelbeere, Zitrusfrüchte. “Elloinos” ist völlig erstaunt und meint: “Ich dachte Du hättest beschissen… das ist ja unglaublich!” WIR BESCHEISSEN NICHT! Der Wein ist im allerbesten Zustand, null Oxidation.

2007 Chardonnay “SJ”, Bischoffingen, 13.5 % Alkohol

Tag 1: Mein erster Gedanke: “Was ist das?”. Ganz ungewöhnliche Gerüche, die mir so eher fremd sind. Nicht unangenehm, einfach nur anders. Beim dritten reinriechen habe ich es gefunden. Ein Hauch von Banane und ganz reife Kiwis. Verrückt! Im Mund eher zurückhaltend und nicht so wirklich lang, eher sogar etwas kurz. Wirkt alles in allem sehr verschlossen.

Tag 2: Heute rieche ich deutlich etwas Holz, die Kiwi ist auch noch da. Der Wein ist nun deutlich präsenter als gestern. Er wirkt auf einmalig sehr cremig und körperreich. Das Öffnen gestern hat ihn deutlich nach vorne gebracht und ich entdecke nun im Geschmack die Banane, die ich gestern gerochen habe. Der Geschmack bleibt ewig an meinem Gaumen kleben.

Tag 5: Aha… auf einmal riecht der Wein nach Spargel und Passionsfrüchten. Top frisch, nicht der Hauch von Oxidation. Die Säure hat sich total im Wein eingepasst, alles wirkt sehr harmonisch.Der Wein beginnt sich zu öffnen, ich würde mal auf einen, maximal zwei Tage tippen, dann ist er perfekt.

Tag 6: Der Geruch ist heute etwas zurückhaltender. Heute rieche ich hauptsächlich rote Beeren. Alles riecht immer noch frisch und sauber. Der Geschmack wird immer besser. Allerdings kommt heute ein wenig der Alkohol durch. Ich denke noch einen Tag, dann ist er perfekt.

Tag 7: Der Wein ist heute im Geruch etwas indifferent und floral. Meine gestrige Prognose muss ich en wenig revidieren. Die einzelnen Komponenten stehen ein wenig nebeneinander.

Tag 13: Der Geruch wird immer zurückhaltender. Er erinnert an Lychees und überreife Bananen. Der Wein wirkt extrem cremig im Mund und schmeckt ein wenig nach Karamelbonbons und etwa buttrig. Nicht den Hauch von müde oder oxidativ.

Tag 15: Die Lychees sind weg, dafür riecht es jetzt nach Aprikosen. Frisch, klar nicht den Hauch von Müdigkeit. Schmeckt einfach nur gut!

Tag 22: Leicht parfümiert aber super elegant im Geruch. Riecht nach Quitten und Honigmelonen. Im Geschmack etwas bitter, ansonsten ein Maul voll Wein. Frisch!

Tag 28: Riecht ein wenig nach frischen Heu und Steinen (Elloinos). Null Oxidation! Geschmacklich Tipp Topp. Besser als mancher Chardonnay, der gerade eine Minute auf ist. Karamelltönchen, Banane und eine animierende Säure.

2008 Cabernet & Merlot “Lyndor”, Neuseeland, 13,5 % Alkohol

Tag 1: So mag ich das: Reife Johannisbeeren und noch irgendetwas rotes, das mich an die kleinen runden Lutscher von früher erinnert. Die mit den grünen Stielen, wenn Ihr wisst was ich meine. Nebenbei riecht es irgendwie auch noch nach Fenchel. Im Mund wirkt er zunächst etwas süßlich, wobei dann ganz schnell der Tanninhammer zuschlägt. Ich zucke in Richtung Dekantierkaraffe, aber das geht ja nicht. Der muss ja in der Flasche bleiben. Im Mund wird es warm und aus den Johannisbeeren werden Kirschen, ganz laaaaange

Tag 2: Der Wein kommt fast lilafarben aus dem Glas. Der rote Lutscher ist immer noch da, der Fenchel auch. Heute ist der Wein noch verschlossener als gestern und die Frucht ist kaum spürbar.

Tag 5: Farbe nach wie vor pures lila. Ich nehme einen Hauch von Tabak war, etwas Feuerstein und mein Lieblingslutscher ist auch noch da. Geschmacklich immer noch wie zubetoniert, aber mit einem großen Zaunpfahlwink, dass da irgendwann etwas kommt.

Tag 6: Mehr lila geht nicht, farblich meine ich… Heute spüre ich wieder diesen süßlichen Ton, den ich am ersten Tag schon hatte. Das Ganze gepaart mit einer Frucht, die ich momentan nicht wirklich zuordnen kann. Ich kann nur sagen, schmeckt und läßt nach wie vor auf eine Explosion hoffen. Ich frage mich nur, wann die kommt…

Tag 7: “Stichlila” sagt meine Frau und recht hat sie! Ich rieche Süßholz und einen Hauch von Leder. Dicht, dichter, am dichtesten!

Tag 13: Mehr lila geht nicht mehr… oh mein Hund hat gerade Flatulenzen… kurze Pause…

Riecht das gut, Manomann, also der Wein, nicht der Hund!  Ein ganzer Korb voller Beeren und Früchte. Der Wein hat sich unglaublich geöffnet. Aus der “Eisernen Jungfrau” ist ein einladendes Vollweib geworden. Hammer!

Tag 15: “Bombenlila!!!” Machen wir es kurz: Fantastischer Wein, schmeckt traumhaft!

Tag 22:  Eine unglaubliche Farbe. LILA! Nicht mal ansatzweise oxidativ, im Gegenteil. Super frischer Duft von roten, süßen Früchten und diesem kleinen roten Lutscher. Toll! Er beginnt sich geschmacklich ein wenig zu öffnen. Ultralanger Abgang.

Tag 28: Unser Lilamonster steht wie eine eins. Wird sehr tabakig. Elloinos und meine Frau meinen einen Hauch von Oxidation im Geruch wahrnehmen zu können. Da kann man drüber streiten. Der Wein ist ellenlang, warm, weich. Die Tannine sind super gut eingebunden (nach vier Wochen!!!). Schmeckt nach Kirschen und macht einfach nur Spaß!

O-Ton “Elloions”: ” Hut ab, das hätte ich nicht gedacht!” Vor Allem hat er gesehen, dass wir hier nicht schummeln, sondern alles wahrhaftig abläuft…

Was ich jetzt gerne trinken würde…

Tag 1: Wenn ich jetzt einen zum leer trinken auswählen sollte, wäre das der 2005 Spätburgunder “SJ”. Mach ich aber nicht, sondern freue mich auf den morgigen Tag 2…

Tag 2: Heute würde ich mich den Rest vom Abend mit dem Sauvigon Blanc vergnügen. Meine Frau nicht mit zustimmend zu…

Tag 5: Auch heute fällt meine Trinkwahl auf den Sauvignon Blanc.

Tag 6: Ich weiß, ich wiederhole mich, aber dieser Sauvignon…

Tag 7: Mein Frau würde jetzt den Sauvignon Blanc trinken und ich kann mich (schon wieder) nur anschließen

Tag 13: Erst trinken wir jetzt den Sauvignon Blanc leer (Apero), dann zum essen die zwei Pinots und am Ende den Cabernet&Merlot aus Neuuseeland

Tag 15: Wie immer den Sauvignon Blanc, wahlweise auch den 2005er Pinot oder den “Lyndor”. Die beiden letzteren würden nachher perfekt zum Roastbeef vom Grill passen

Tag 22: Sauvignon Blanc und Lyndor

Tag 28: Meine Frau und ich tendieren heute zum Chardonnay – alleine schon um den Sauvignon Blanc noch etwas länger zu haben ;-) Elloinos ntscheidet sich für den Sauvignon Blanc

2 Kommentare zu “Elch-Wein-Test-Johner Tag 28

  • Stefan Schwytz

    unglaublich, ein echter Langstreckenrekord – und zwar sowohl für die Weine als auch für die Tester! Habt Ihr aus Grappagläsern oder mit der Pipette getestet??? Dafür müsste man einen neuen Aufkleber für die Flasche entwerfen:
    “Vinum vivax longus” in Gold oder so ähnlich ;-)

    Reply
    • Dirk Würtz Post author

      @Stefan Schwytz

      In der Tat verkosten wir hier Mikromengen der Weine. Das ist gar nicht so einfach, denn so manchen hätte ich am liebsten schon dreimal leer getrunken ;-)

      Reply

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>