Im Vorfeld der am Wochenende beginnenden ProWein in Düsseldorf hat das Deutsche Weininstitut heute eine sehr interessante Pressemitteilung verschickt.
“Im vergangenen Jahr wurden nahezu drei Viertel aller Weine hierzulande im Lebensmittelhandel und Discount eingekauft. Wie das Deutsche Weininstitut (DWI) im Vorfeld der internationalen Weinmesse ProWein bekannt gab, stieg der Anteil dieser Anbieter am Weineinkauf 2009 erneut um ein Prozent auf nunmehr 73 Prozent.”
Insgesamt haben damit die Discounter einen Marktanteil von 47 Prozent. Der Durchschnittspreis beträgt dabei 2,55 Euro pro Liter(!). Laut DWI wird ein Viertel der Weineinkäufe beim Erzeuger getätigt, 16 Prozent im Fachhandel und 6 Prozentin anderen Einkaufsstätten wie beispielsweise Tankstellen.
“Bei den Weinerzeugern und im Fachhandel kauften die Verbraucher im letzten Jahr etwas weniger aber höherwertigere Weine ein. Den damit verbundenen Absatzrückgängen von zwei beziehungsweise einem Prozent standen Wertzuwächse im gleichen Umfang gegenüber.”, so das DWI weiter.
… ich denke, das hat sehr mit den öffnungszeiten zu tun. Abends um 8 greift man halt zum chilenischen CabSav für 4.- … zumindest im urbanen-Büroarbeiter Kontext.
Hmmm, ich will hier kein Discounter-Bashing starten, aber die News halte ich für bedenklich!
Wann spricht sich beim Konsumenten endlich herum, dass man im Discount seltenst gute Qualität für sein Geld erhält? Und damit meine ich nicht einmal die ganz billigen Tröpfchen, das ist eine eigene Kiste.
Sondern mir geht es gerade um Wein ab 5 EUR aufwärts pro Flasche, die den Eindruck von Qualität vermitteln (“is teuer”). Für das gleiche Geld bekommt man beim Erzeuger oder im spezialisierten Online-Fachhandel ein vielfaches an Qualität! Nur wissen das die “normalen” Konsumenten nicht.
Ich hab Bauchgrimmen! Das schreit nach einer Aufklärungskampagne!
@Andreas Heck
Das man im Discounter keine gute Qualität bekomt ist ein Vorurteil aus früheren Zeiten. Etliche haben in den letzten Jahren gewaltig an der Qualitätsschraube gedreht.
Ich kauf den Wein entweder beim Winzer (fahre jeden Tag 50 km an der Mosel entlang) oder beim Händler aus Saarwellingen. Die Vertriebsschiene Discounter und Supermarkt ist nunmal so wie sie ist! Das müsste doch auch für die kleinen und mittleren Erzeuger irgendwie nutzbar sein, oder bin ich mal wieder nur furchtbar naiv?
@Claus
Klar ist die nutzbar, kein Problem. Es gibt ja einige Discounter, die das schon umgesetzt haben.
Muss leider Andreas Heck recht geben.Meiner Meinung nach betreibt ein großer Teil der Discounter Augenwischerei.Sie nutzen die Discount-Hörigkeit der Verbraucher aus.Habe letztes Jahr auch mal 3 Weine zw.6-7 EURO(Spätburgunder Edition Franz Keller,Rotweincuvee vom Weingut Torres und einen Shiraz eines namhaften Winzers aus Australien)bei Aldi Süd gekauft.Bis auf den Shiraz( der war zwar keine Offenbarung,war aber trinkbar ) waren die Weine eine enttäuschung.Das ist natürlich meine ganz perönliche Meinung,mit der ich aber Gott sei Dank nicht alleine da stehe.
Es passt zur Geiz-ist-Geil Mentalität der letzten Jahre. Wann kommt die Gegenbewegung Qualität-ist-Geiler? Wie gross ist eigentlich das Thema ‘lokal produziert’ in D? Hier in S ist es ein Grosses, zieht sich durch Lebensmittelhandel, Restaurants, Hotels und Events. Das ist ja eine der Chancen, um über Produkte aufzuklären – in D kann damit sogar der Wein inkludiert werden. Was kann jeder einzelne tun, um aufzuklären? Welche Initiativen und damit Möglichkeiten gibt es denn? Wäre mal interessant zu erfahren…
@Heike
Das ist ein sehr spannendes Thema. ich bin ein großer Freund dieses Gedankens. In Deutschland ist aber nach wie vor die von Dir beschriebene Mentalität angesagt. gerade jetzt, in der Krise. Bei ganz vielen ist komischerwise im Bewußtsein verankert, dass “lokale Produkte” automatisch die teueren sind..
Hier kommt gerade eine Idee, die ich im nächsten Blog gelesen habe: Wein-Wochen-Markt. In allen kleineren und grösseren Städten Ds gibt es ja den Wochenmarkt. Kann man sich da anschliessen oder ähnlich organisieren? Oftmals hängt ja der Einkauf beim Supermarkt auch davon ab, dass man gerade EH beim einkaufen ist, also den Extraweg zum Weinhändler spart… http://www.vinography.com/archives/2010/03/san_francisco_vintners_market.html
Tja, man darf als Winzer aber auch nicht die Augen vor dem aktuellen Konsumverhalten verschließen. Anstatt über die Discounter zu schimpfen und ihnen pauschal mangelnde Qualität zu unterstellen sollte man selbst lieber schleunigst versuchen dort einen Fuß in die Tür zu bekommen. Jeder Weinfreund ohne Winzer oder Weinhändler in seiner Nähe wird es dankbar annehmen!
@Uli
So sehe ich das auch. Man darf das per se nicht verteufeln.
Unter dem Suchbegriff ‘lokalproducerat’ (ich glaube, so viel Schwedisch versteht hier jeder
?) sind über 100.000 Einträge zu finden. In Schweden arbeiten viele Städte, Kommunen und Landkreise mit dem Thema. Gerade mit dem Gedanken, die Umwelt zu schonen, etc. wird es immer wichtiger den Produkten aus der Nähe den Vorrang zu geben. Natürlich kann das nicht bedeuten, dass das zu jedem Preis und egal welcher Qualität geschehen kann.
Was Uli sagt ist auch richtig, und auch hier würde es sich anbieten in Form von Kooperationen heimische Regionen zu präsentieren.
Wie auch immer: es gibt viel zu tun und ein Umdenken ist wichtig!