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Discount Weine im Test – alles objektiv?

Am kommenden Montag gibt es bei einem großen deutschen Discounter einen Aktionswein im Angebot.Dabei handelt es sich um einen 2007 Morellino di Scansano aus der Toscana zum sympathischen Preis von 5,99 Euro. So weit so gut, denkt man sich. Spannend wird das Ganze durch eine kleine goldene Plakette auf dem Etikett auf der folgendes zu lesen ist: “Herausragend, 90 Punkte. Test 1437/2009. www.meiningers-weintest.de” Der Wein hat also vom Meininger Verlag eine wirklich gute Bewertung bekommen. 90 Punkte, das  ist ein Wort für einen Wein in dieser Preiskategorie. Wir haben in der Vergangenheit ja schon desöfteren über Weintests und deren “Objektivität” berichtet. Auch im Zusammenhang Meininger und Discounter. Hier noch einmal unser Blogbeitrag vom 6. Februar 2009 auf unserem alten Blog:

Der bundesdeutsche Weintrinker kauft seinen Wein im Discounter, und zwar mehrheitlich. Daran habe ich mich nicht nur gewöhnt, ich finde das sogar ganz in Ordnung. Schließlich ist Wein kein Nischenprodukt, sondern ein trinkbares Kulturgut für die breite Masse. Im Übrigen ist der Markt so groß, dass auch alle spezialisierten Fachhändler überleben können. Bei den Discountern ist eine gezielte und effektive Bewerbung für das Produkt Wein natürlich unumgänglich. Insofern ist es kaum verwunderlich, wenn eine Discounterkette mit einem Testerfolg ihrer Weine Werbung macht. Weintests dieser Art finden in regelmäßigen Abständen in diversen Weinpublikationen statt. Gerade in den letzten zwei, drei Jahren ist dieses Thema fast schon “en vogue”. 2006 fand beispielsweise eine große Discounterweinprobe des Meiniger Verlages in Neustadt statt. Hierbei wurde für das Fachmagagzin “Weinwirtschaft”, das in diesem Verlag erscheint, das Sortiment mehrerer Discounter probiert. Eine Supermarktkette schnitt dort besonders gut ab, LIDL. Der Discounter ging als “überlegener Frühjahrsieger” aus der Verkostung hervor und, laut Magazin “Die Weinwirtschaft” könne man zufrieden sein, wenn der gesamte Lebensmitteleinzelhandel auch nur annähernd dieses Lidl-Resultat erreichen würde.” So weit so gut, Glückwunsch an LIDL möchte man meinen. Zumal die Testerfolge auch in jüngster Zeit nicht abreißen. Leider hat das Ganze aber einen leicht faden Beigeschmack. Da gibt es in Neustadt an der Weinstraße eine Firma TWQ. das Kürzel steht für total-wine-quality. Ein Institut für Qualitätsmanagement “vom Weinberg bis zum Kunden”. Das Aufgabengebiet von TWQ wird auf deren homepage genau beschrieben:”Wir begleiten den Wein von der Referenzprobe bis zum endgültigen Produkt im Regal. Auch im Anschluss daran unterziehen wir die Weine einer regelmäßigen Überprüfung, um die Qualität im Regal zu garantieren”. Wenn man auf der Seite ganz nach unten geht, sieht man deren Referenzliste, zu der auch die Firma LIDL gehört. Ein kurzer Klick auf das Impressum, und es erscheinen die beiden Geschäftsführer dieses Institutes: Andrea und Christoph Meininger. Eben diese Meinigers, denen auch der Meininger Verlag gehört, bei deren Verkostungen der Discounter LIDL so große Erfolge feiert. Honi soit qui mal y pense.
Grundsätzlich ist das jetzt ja nichts wirklich Verwerfliches, aber es hat halt so ein “Gschmäkle”. Vielleicht wäre Meiniger gut beraten, diese Sache einmal ganz offen zu kommunizieren, oder habe ich das bisher nur nicht mitbekommen? Für den aussenstehenden Betrachter wie mich, entsteht da einfach der Eindruck von Interessenverquickungen, die eine sachliche und objektive Bewertung von Weinen theoretisch erschweren könnten. Wie gesagt, ich findes das nicht so schlimm, es sollte nur mal gesagt werden…

Natürlich werden wir den Wein am Montag auch probieren, und zwar live mit einigen Weinfreunden auf Twitter.

15 Kommentare zu “Discount Weine im Test – alles objektiv?

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