“Ein großer Pinot ist wie eine schöne Frau in seidener Unterwäsche vor einem offenen Fenster”. Das stammt nicht von mir, sondern von einem der führenden Pinot Noir Produzenten in Deutschland, August Kesseler. Treffender kann man es allerdings kaum noch bezeichnen. Große Pinots genießen zu dürfen sind magische Momente. Kein Rotwein dieser Welt, kann das bieten, was ein großer Pinot Noir zu bieten hat. Eleganz, Kraft, Tiefe, Druck, Vielschichtigkeit, Mineralität und Finesse sind die Attribute die mir durch den Kopf und über die Zunge gehen, wenn ich an meinen Lieblingswein denke.
Gestern war nun so ein magischer Moment. Zehn Jahrgänge Musigny Grand Cru von der Domaine Comte Gerorges de VOGÜÉ standen auf dem Tisch. 1996, 1997, 1998, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004, 2005. Solche Momente sind nicht nur magisch, sondern auch einzigartig. Wann hat man schon einmal die Gelgenheit eine derartige Vertikale verkosten zu dürfen… Eigentlich nie, wenn überhaupt, dann einmal im Leben…
Der Musigny ist ein Weinberg, ein Grand Cru im Burgund. Der Weinberg ist ungefähr zehn Hektar groß und die Domaine Vogüé besitzt über sieben Hektar davon. Jean-Luc Pépin, der Gutsdirketor, leitete sehr detailreich die Verkostung, deren Ergebnisse ich nun im Einzelnen vorstellen möchte:
1996 Musigny
Ein sehr dichter und nerviger Wein, der am Anfang seiner Entwicklung steht. Ein hochkonzentrierter und aristokratisch anmutender Stoff. Tolle Säure und ein Riesenpotenzial 91/100
1997 Musigny
Sehr moderner und gefälliger Pinot. Viel Zedernholz und Kaffee, ein Körbchen voll mit frischen Waldbeeren und wunderbar “einfach” jetzt zu trinken 90/100
1998 Musigny
Eine animalische Pfeffer und Süßholzbombe. Die Mineralität greift einen und läßt freiwillig nicht mehr los. Viel zu jung, aber auf dem Weg ein ganz großer Wein zu werden 93/100
1999 Musigny
Kein Wein für mich. Relativ belanglos. Nicht schlecht, aber für mich kein GC… 87/100
2000 Musigny
Ein sehr zurückhaltender, eher verschlossener Genosse. Nicht so wirklich gelungen, eher unschön laktisch. 85/100
2001 Musigny
Dichter und verschlossener, an Zartbitterschokolade erinnernder Wein. Nicht so tief und ausdrucksvoll, aber gut. Viel Karamel undetwas Pfeffer 89/100
2002 Musigny
Schwer zu beschreiben… Geht nicht mehr besser, nur noch anders! Eine schier unglaublich unanständig ausdrucksstarke Frucht. Ein Traum 97/100
2003 Musigny
Ein sehr barocker, üppiger und opulenter Kollege. Irgendwie dick und süß 91/100
2004 Musigny
Sehr eigenartiger Wein, der so gar nichts mit Pinot zu tun hat. Ist eine absolute Paprikabombe und ziemlich krautig O.B.
2005 Musigny
Der Meister der Eleganz. Reife Kirchen, ganz zarte Säure und mineralität. Ein Riese, der noch schläft 95/100
“…wie eine schöne Frau in seidener Unterwäsche vor einem offenen Fenster”??? Du stehst auf Gänsehaut?????
Hallo Dirk,
jetzt wo ich deinen Blog lese, ärgere ich mich noch mehr, dass ich am Sonntag an diesem einzigartigen Event nicht teilnehmen konnte. Leider leider musste ich absagen. Wenigstens kann ich Deine Beurteilungen lesen, die Augen schliessen und davon träumen.
Gruss
Ich hatte eine Einladung von Caroline, aber ich mußte leider, leider absagen. Wie schön es bei Dir nachzulesen.
Grüße aus Berlin,
Martin