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Gault Millau – die Reaktion

In das momentan die Weinwelt beherschende Thema, der Streit um den Gault Millau, kommt neue Bewegung.  Clemens Hahn, seines Zeichens Programmleiter beim Christian Verlag, dem Heimatverlag des Gault Millau, hat auf den offenen Brief der vierzehn Winzer geantwortet. Auch mir liegt dieser Brief vor, und da einige andere ihn bereits veröffentlicht haben, tue ich dies nun auch.Sehr geehrte(r) .,

den auch von Ihnen unterzeichneten Offenen Brief vom 1. Juli habe ich mit Interesse, aber auch großer Überraschung gelesen, weil ich die dahinter stehende Motivation zunächst nicht recht verstand. Nachdem sich einige der Unterzeichner über die Medien nochmals zu Wort gemeldet haben und ich eine Reihe von Gesprächen mit Winzern führen konnte, wird mir nun manches klarer.

Offensichtlich bot mein Schreiben vom 8. Juni in einem Punkt “Interpretationsspielraum” und wurde von Ihnen so verstanden, dass die Aufnahme von Betrieben und deren Bewertung im GAULT MILLAU WeinGuide von der Buchung des angebotenen Marketing-Pakets abhingen.

Lassen Sie mich bitte klarstellen: Dem ist selbstverständlich nicht so! Die Aufnahme von Weingütern und deren Bewertung im GAULT MILLAU WeinGuide ist völlig unabhängig von der Buchung des offerierten Marketingpakets. Die Redaktion des GAULT MILLAU WeinGuide ist gänzlich frei in der Auswahl und Bewertung der Weingüter und der vorgestellten Weine. Es ist sogar sichergestellt, dass die Redaktion nicht einmal erfährt, welcher Betrieb das Marketingpaket bestellt hat und welcher nicht.

Die saubere Trennung von Redaktion auf der einen Seite und Vertriebs- und Anzeigengeschäft auf der anderen gehört für den Christian Verlag zu den journalistischen und verlegerischen Prinzipien. Das war für mich so selbstverständlich, dass ich es leichtsinnigerweise unterlassen habe, in meinem Brief ausdrücklich darauf hinzuweisen und von einem “freiwilligen Beitrag” schrieb. Bitte verzeihen Sie diese mangelnde Präzision!

Jedenfalls habe ich mich sehr über die am Ende Ihres Briefes zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung für den WeinGuide gefreut, wo Sie von “vielen positiven Beiträgen zum Marketing deutscher Weine im In- und Ausland” sprachen. Ich hoffe zugleich, dass mit dieser Klarstellung einer weiteren gedeihlichen Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem GAULT MILLAU WeinGuide nichts im Wege steht.

Sollten Sie noch weiteren Gesprächs- oder Erläuterungsbedarf sehen, so zögern Sie bitte nicht, mich anzusprechen.

Mit den allerbesten Grüßen aus München
Christian Verlag GmbH

Ihr Clemens Hahn
Programmleiter | Publishing Director | GAULT MILLAU

Nach diesem Brief bleiben theoretisch eigentlich keine Fragen mehr offen. Clemens Hahn hat noch einmal ausdrücklich die Trennung von Redaktion und Vertieb erläutert. Damit sollten eigentlich alle Befürchtungen bezüglich irgendwelcher Verstrickungen erledigt sein. Ich verstehe diesen Brief zunächst einmal als ein Angebot zum geordneten Rückzug, gerichtet an die vierzehn Winzer. Der Kernvorwurf von etwaig “erkauften Bewertungen” ist nach diesem Brief so eigentlich nicht mehr aufrecht zu erhalten. Alle etwaigen Unklarheiten sind beseitigt Jetzt gibt es eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten. Entweder ist die Initiative der “14″ jetzt beendet, oder sie geht trotz des Briefes weiter. Dann müßte von deren Seite allerdings eine neue Argumentationskette aufgebaut werden. Das Ausgangsargument rund um die freiwillige Teilnehmergbühr funktioniert jetzt eigentlich nicht mehr.

4 Kommentare zu “Gault Millau – die Reaktion

  • Pingback: Wer zahlt die Rechnung?

  • Juppi

    ^Von Anfang an gab es von Seiten der 14 keine wirklichen Fragen oder belegbare Tatsachen, sondern nur Behauptungen.
    Eine Trennung von Redaktion und Verlag sollte im anspruchsvollen Journalismus eine selbstverständlichkeit sein. Selbstverständlich kann man dies hinterfragen, aber nicht von vornherrein bestreiten. Und wenn jemand die offene Probe kritisiert: Das ist jedem der seine Weine einsendet bewusst, und die meisten profitieren davon, dass ihre Weine im Kontext verkostet werden.
    Auch ich bin auf die Antwort der “abtrünnigen” gespannt, denn wie du oben richtig schreibst, zieht die von Anfang an sehr rotsige Argumentationskette nicht, falls sie das überhaupt schon mal getan hat.
    Betrachtet man die Liste der Winzer sind einige Namen dabei, bei denne ich mich Frage wrüber diese sich aufregen. Egon Müller hat heute keinen GM Aufkleber an der Haustür und wird auch sicher in Zukunft keinen haben. Er braucht auch keine Belegexemplare. Im Falle einer schlechteren Bewertung würden er mit Sicherheit nicht auf seinem Wein sitzen bleiben.
    Armin Diel ist mit Sicherheit eine umstrittene Persönlichkeit. Auch manche Aktion in den letzten Jahren war nicht immer astrein (Probeflaschen verkaufen, …) aber wenn es einigen (die ihm viel zu Verdanken haben) einen persönlichen Feldzug führen wollen, warum dann nicht offen sondern unter dem Deckmantel der Empörung über 195€.
    Warten wird die Reaktion der “Renegaten” auf den Verlagsbrief ab. Auch wenn am Ende vielleicht nichts bei der Disskussion rauskommt: wenigstens das Sommerloch ist gefüllt.

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  • der Ultes

    Es gibt einfach auch eine große Menge Weingüter, die vom Gault Millau, ebenso wie von anderen Weinführern, profitieren. Daher denke ich ist es gut, wichtig und richtig, dass es solche Weinführer gibt. Ich persönlich brauche ide zwar nicht unbedingt, doch für die Winzerwelt insgesamt sind sie eben von Bedeutung.

    Persönliche Kreuzzüge, Befangenheit und mangelnde Neutralität oder was man auch immer in der Sache alles ausdiskutieren möchte, es hat durchaus eine gewisse Spannung. Die Art und Weise mag strittig sein. Ich bin jedenfalls einmal gespannt, wo dies hinführt.

    Die Entscheidung ob das Modell mit den 195 € angenommen wird oder nicht, liegt letztendlich ohnehin beim Leser!

    Reply
  • weinfex A. Nagel

    Interessant in diesem Zusammenhang empfinde ich, dass immer wieder
    der Ansatz nach dem “Warum?” zu lesen ist, aber niemand auch nur
    einen wirklichen Ansatz zur Beantwortung findet. Das die 195Euro nur
    vorgeschoben sind, wurde ja schon öfters vermutet. Das der Verlag im
    Grundsatz etwas damit zu tun haben sollte, eher unwahrscheinlich. Bleibt
    die Redaktion. Sollte es irgendwelche “Dinge” geben, die den Winzern
    bekannt (aus welchen Gründen auch immer), aber nicht beweisbar sind, kann man den Weg der öffentlichen Konfrontation und Behauptung nicht gehen.
    So hat man sich für den Weg der Verweigerung, wenn auch aus vorgeschobenen Grund, entschieden. Denn eines konnte man in der Vergangenheit bei öffentlichen Schlagzeilen den GM betreffend immer
    im nachhinein beobachten, eine Reaktion der Redaktion. Die
    könnte es intern nun auch geben, da die eigentliche “Botschaft” angekommen sein sollte. Von daher könnte man nun auch die Hand
    des Verlages annehmen…
    Klingt abenteuerlich? Stimmt! Soll ja auch nur zum Denken anregen,
    keine Behauptung sein…

    P.S. Entlarvend fand ich übrigens in den letzten Tagen so manches
    Statement und manchen Kommentar, offensichtlich gehen auch hier
    Eigeninteressen und Seilschaften vor Wissen und Gewissen.

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